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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Attentats zu liquidieren.« »So sieht es im Augenblick aus. Sie müssen verstehen, daß unsere Erkenntnisse in diesem Fall recht dünn sind.«
»Unsere Erkenntnisse sind immer dünn«, versetzte Holtzman. »Sie können sich mit dieser Frage ja an Bob Ritter wenden.« Cutter stellte seine Kaffeetasse ab.
»Das werde ich auch tun.« Holtzman lächelte. Zwei Leute in Washington ließen nie etwas durchsickern: Bob Ritter und Arthur Moore. »Und Jack Ryan?«
»Ryan arbeitet sich noch ein und war die ganze Woche bei einer Nato-Konferenz in Brüssel.« »Im Kongreß geht die Rede, es solle endlich etwas gegen das Kartell unternommen werden. Das Attentat auf Jacobs sei ein direkter Angriff gegen…«
»Ich sehe mir die Magazinsendungen auch an. Reden schwingen kann jeder.«
»Und Gouverneur Fowlers heutige Erklärung…«
»Die Politik überlasse ich den Politikern.«
»Wissen Sie, daß der Straßenverkaufspreis von Kokain gestiegen ist?«
»So? Da ich kein Konsument bin, kümmere ich mich nicht um diesen Markt. Wirklich?« So schnell? Erstaunlich, dachte Cutter. »Das hört man gern.«
»Aber nach wie vor kein Kommentar?« fragte Holtzman. »Sie waren doch derjenige, der erklärte, dies sei praktisch ein echter Krieg, und wir sollten entsprechend handeln.«
Cutters Lächeln erstarrte. »So etwas kann nur der Präsident entscheiden.«
»Und der Kongreß?«
»Im Prinzip schon, aber seit ich im Dienst der Regierung stehe, gab es von dort noch keine Kriegserklärung.«
»Was würden Sie empfinden, wenn wir mit diesem Bombenanschlag etwas zu tun hatten?« »Das kann ich nicht sagen. Wir hatten nichts damit zu tun.« Das Interview verlief nicht wie geplant. Was wußte Holtzman?
»Eine rein hypothetische Frage«, räumte der Journalist ein. »Also ganz im Vertrauen, und da möchte ich nicht zitiert werden: Meinetwegen könnten wir theoretisch die Schweine allesamt umbringen. Ich würde ihnen keine Träne nachweinen. Und Sie?«
»Ganz im Vertrauen: Ich stimme mit Ihnen überein. Ich bin hier aufgewachsen und kann mich noch an eine Zeit erinnern, zu der die Straßen sicher waren. Heutzutage sehe ich mir jeden Morgen die Liste der Opfer an und frage mich, ob ich in Washington bin oder in Beirut. Gut, wir waren es also nicht?«
»Nein. Es sieht eher nach internen Machtkämpfen des Kartells aus. Das ist zwar auch nur Spekulation, aber mehr können wir im Augenblick nicht sagen.«
»Gut. Das gibt dann wohl einen Artikel her.«

20
Entdeckungen
    Erstaunlich, aber wahr, dachte Cortez, der zusammen mit sechs Männern und einem Spürhund nun schon seit einer Stunde den verwüsteten Verarbeitungsplatz abgesucht hatte. Die leeren Patronenhülsen waren vorwiegend vom Kaliber 5.56 mm, das von Nato-Ländern und ihren Verbündeten benutzt wurde. Außerdem hatten sie eine Reihe von p-mm-Hülsen und eine Hülse einer Gewehrgranate 40 mm gefunden. Einer der Angreifer war verwundet worden, vielleicht schwer. Der Angriff war nach der klassischen Methode abgelaufen: ein Feuerteam auf einer Anhöhe, ein Angriffsverband auf gleicher Höhe. Der Gegner hatte sich hastig zurückgezogen, ohne an den Leichen Sprengfallen anzubringen. Vermutlich, weil er wußte, daß zwei Männer entkommen waren. Es durchstreifte eindeutig mehr als ein Team die Berge. Drei oder vier, schätzte Cortez angesichts der Zahl und Lage der bisher angegriffenen Ziele. Damit schied M-19 aus, denn in den Reihen dieser Organisation gab es nicht genug ausgebildete Männer. Zudem waren die Guerillagruppen mit Spitzeln des Kartells durchsetzt. Er hätte also etwas erfahren müssen.
In den Bergen sind also verdeckt operierende amerikanische Teams, sagte er sich. Entweder Soldaten oder erstklassige Söldner Cortez ging eher von regulären Truppen aus. Fürs erste befaßte er sich mit der Spurensicherung, fast wie ein Polizist. Wie er feststellte, stammten alle Gewehr- und MGPatronenhülsen von einem Hersteller, denn alle Hülsen trugen die gleiche eingestanzte Seriennummer, identisch mit der, die auf den Flugfeldern an der Nordküste gefunden worden waren. Wer die Flugplätze überwacht hatte, war also hierher verlegt worden… aber wie? Am einfachsten mit Lkw oder Bus, aber das war für die Amerikaner zu riskant. Die yanquis würden Hubschrauber eingesetzt haben. Von wo aus? Von einem Schiff oder von einem ihrer Stützpunkte in Panama. Von Flottenmanövern in Hubschrauberreichweite von der Küste wußte er nichts. Es mußte also eine große, in der Luft auftankbare Maschine gewesen sein.

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