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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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verschlossen hatte, hatte er Gelegenheit bekommen, etwas zu tun, was er schon immer hatte tun wollen. Er hatte nicht nachgedacht, weil er geahnt hatte, daß Denken ihn am Handeln hindern würde.
Cortez war also kein Terrorist, sondern ein Geheimdienstoffizier, der mit den Macheteros zusammengearbeitet hatte, weil es ihm befohlen worden war. Zuvor war er mit reiner Geheimdienstarbeit befaßt gewesen, und nur, weil er mit dieser wirren puertoricanischen Gruppe kooperiert hatte, hatten sie einfach angenommen, er… vermutlich war diese Erfahrung der Grund für sein Überlaufen gewesen.
Nun sah Ritter die Sache klarer. Das Kartell hatte Cortez seiner Kenntnisse und Erfahrungen wegen eingestellt, sich dabei aber einen Wolf als Haustier zugelegt. Und Wölfe sind gefährliche Haustiere. Im Augenblick blieb Ritter nur eine Möglichkeit. Er rief einen Assistenten und wies ihn an, das beste von Cortez vorliegende Einzelbild vom Computer aufarbeiten zu lassen und ans FBI zu schicken. Das war ein nützlicher Schritt, solange man den Hintergrund ausblendete, und das schaffte der Computer mit Leichtigkeit.
    Admiral Cutter blieb während der Abwesenheit des Präsidenten in seinem Büro im Weißen Haus und flog nur vormittags nach Camp David, um wie üblich Vortrag zu halten. Den Rest der Zeit widmete er seinen Pflichten, zu denen das gezielte Streuen von Informationen unter dem Etikett »Erklärung eines hohen Regierungsbeamten« gehörte. Wenn der Präsident eine neue Idee hatte, sich aber noch nicht ganz sicher war, ließ er Cutter oder das entsprechende Kabinettsmitglied ein informelles Interview geben und wartete dann ab, wie der Kongreß oder andere auf den Versuchsballon reagierten.
Bob Holtzman, der für eine Washingtoner Zeitung aus dem Weißen Haus berichtete, machte es sich in seinem Sessel gegenüber Cutter bequem. Die Regeln eines solchen Hintergrund-Interviews waren beiden Seiten klar. Cutter konnte sagen, was er wollte, und dabei sicher sein, daß weder sein Name, sein Titel oder sein Büro in dem Artikel erwähnt wurden. Holtzman konnte seine Story nach Gutdünken verfassen, solange er die Identität der Quelle nur seinem Chefredakteur offenlegte. Besonders grün waren sich die beiden Männer nicht. Cutter empfand eine tiefe Verachtung für Journalisten; er hielt sie für faule, dumme Leute, die weder schreiben noch denken konnten. Holtzman hielt Cutter für den falschen Mann am falschen Platz. Erstens störte ihn die Tatsache, daß ein Militär als so enger Berater des Präsidenten fungierte. Zweitens, und das war wichtiger, sah er in Cutter einen seichten, selbstgefälligen Radfahrer mit Anwandlungen von Größenwahn und ein arrogantes Arschloch. Resultat dieser Empfindungen war, daß die beiden gut miteinander auskamen. »Haben Sie vor, nächste Woche die Parteikonvention zu beobachten?« fragte Holtzman. »Ich bin bemüht, mich nicht mit Politik zu befassen«, erwiderte Cutter. »Kaffee?« »Danke, lieber nicht. Sagen Sie, was spielt sich eigentlich in Kolumbien ab?«
»Darüber bin ich genausowenig informiert wie Sie… Moment, das stimmt nicht ganz. Wir überwachen die Kerle seit einer Weile, und meiner Meinung nach wurde Emil von einer Fraktion ohne Billigung des Gesamtkartells getötet. Der Bombenanschlag der vergangenen Nacht mag einen Hinweis auf interne Kämpfe darstellen.«
»Fest steht jedenfalls, daß jemand stinksauer ist«, bemerkte Holtzman und machte sich Notizen. »Gerüchten nach ließ das Kartell den Anschlag von M-19 ausführen, und die kolumbianische Polizei hat die Festgenommenen mächtig in die Mangel genommen.«
»Das mag sein.«
»Woher wußten sie eigentlich, daß Direktor Jacobs nach Kolumbien wollte?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Cutter. »Wirklich? Seine Sekretärin unternahm einen Selbstmordversuch. Das FBI gibt zwar keine Auskünfte, aber ich finde dieses Zusammentreffen schon erstaunlich.«
»Wer bearbeitet drüben den Fall? Ob Sie es nun glauben oder nicht, ich bin nicht informiert.« »Dan Murray, ein stellvertretender Direktor, der Shaw Bericht erstattet.«
»Nun, das sind innere Angelegenheiten, für die ich nicht zuständig bin«, erklärte Cutter und errichtete so eine Mauer, die Holtzman nicht durchbrechen konnte.
»Das Kartell war also wütend über die Operation TARPON, und ein paar hohe Leute schalteten Jacobs ohne Zustimmung des ganzen Vereins aus. Andere Mitglieder des Kartells, sagen Sie, hielten die Aktion für überstürzt und beschlossen, die Auftraggeber des

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