06 - Der Schattenkrieg
Beispiel, ihr Leben hingaben. »Arme Teufel«, flüsterte er. Eigentlich jammerschade. Aber da ließ sich nichts machen.
Alle waren überrascht, als die Satellitenverbindung nicht zustande kam. Der Fernmeldesergeant erklärte, sein Gerät funktioniere einwandfrei, aber um sechs Uhr Ortszeit antwortete VARIABEL nicht. Ramirez bekam ein ungutes Gefühl, beschloß aber, weiter auf den Bergungspunkt zuzumarschieren. Chavez’ Zusammenstoß mit dem Verfolger des Mädchens war ohne Weiterungen geblieben, und nun setzte sich der junge Sergeant wieder an die Spitze zum letzten Mal, wie er glaubte. Der Feind hatte dieses Gebiet grob durchkämmt und würde sich vorerst nicht wieder sehen lassen. Die Nacht verstrich rasch. Sie bewegten sich in Stundenetappen nach Süden, machten an Sammelpunkten halt, schlugen auf der Suche nach Verfolgern Haken, fanden aber keine. Um vier Uhr am folgenden Morgen hatten sie den Bergungspunkt erreicht, eine Lichtung knapp unter dem Gipfel eines zweitausendvierhundert Meter hohen Berges. Der Hubschrauber hätte sie zwar praktisch überall aufnehmen können, aber Geheimhaltung war noch immer der wichtigste Faktor. Entscheidend war nun, daß sie wieder herausgeholt wurden und daß niemand wußte, daß sie überhaupt im Land gewesen waren. Schade um die Männer, die sie verloren hatten, aber die Mission, wenngleich kostspielig, war ein Erfolg gewesen. Das hatte Captain Ramirez selbst gesagt. Ramirez postierte seine Männer in einem weiten Kreis und wies ihnen Alternativpositionen zu für den Fall, daß sich etwas Unerwartetes ereignete. Dann baute er sein Satellitenradio auf und begann zu senden. Wieder keine Antwort von VARIABEL. Er hatte keine Ahnung, was hier nicht stimmte, aber weil bisher alles glattgegangen war und Kommunikationsstörungen keinem Infanterieoffizier unbekannt sind, machte er sich vorerst noch keine großen Sorgen.
Clark wurde von dem Spruch überrascht. Er plante gerade zusammen mit Larson den Flug zurück nach Kolumbien, als er eintraf. Die aus nur wenigen Codewörtern bestehende Nachricht versetzte ihn in ungeheure Wut; er mußte sich mit Mühe beherrschen, denn er wußte, daß sein Temperament sein gefährlichster Feind war. Erst wollte er in Langley rückfragen, ließ das dann aber bleiben; der Befehl konnte auf eine Weise wiederholt werden, die einfaches Ignorieren nicht mehr zuließ. Als er sich langsam beruhigte, begann sein Verstand wieder zu arbeiten. Nach einer Minute kam er zu dem Schluß, daß es Zeit für ein wenig Initiative war.
»Kommen Sie, Larson, wir fahren mal ein Stück spazieren.« Das war kein Problem; bei der Air Force war er noch immer »Colonel Williams« und erhielt sofort einen Wagen. Nun brauchte er nur noch eine Landkarte, und Clark strapazierte sein Gedächtnis, um sich an den Weg auf diesen Hügel zu erinnern. Eine Stunde später waren sie dort. Der Lkw stand noch da, bewacht von dem bewaffneten Posten, der ihnen abweisend entgegentrat.
»Schon gut, Mister, ich war schon einmal hier.«
»Ach, Sie sind’s. Aber Sir, ich habe Anweisung…« Clark schnitt ihm das Wort ab. »Ich kenne Ihre Befehle. Warum bin ich wohl hier? So, und jetzt sichern Sie Ihre Waffe, ehe Sie sich wehtun.« Clark marschierte einfach an dem Posten vorbei. Larson, der viel größeren Respekt vor geladenen Waffen im Anschlag hatte, folgte ihm verdutzt.
»Was geht hier vor?« fragte Clark im Fahrzeug und schaute sich um. Alle Geräte waren abgeschaltet. Nur die Klimaanlage lief.
»Wir mußten den Betrieb einstellen«, sagte ein Fernmeldespezialist. »Wer hat das befohlen?« »Das darf ich nicht sagen. Wenn Sie mehr wissen wollen, fragen Sie Mr. Ritter.«
Clark ging auf den Mann zu. »Der ist mir zu weit weg.«
»Ich habe meinen Befehl.«
»Welchen Befehl?«
»Den Betrieb einzustellen, verdammt noch mal! Seit gestern um zwölf Uhr haben wir nicht mehr gesendet oder empfangen.«
»Wer gab Ihnen diesen Befehl?«
»Das darf ich nicht sagen.«
»Wer kümmert sich um unsere Teams im Feld?«
»Das weiß ich nicht. Eine andere Stelle. Er sagte, unsere Sicherheit sei gefährdet, und eine andere Stelle übernähme unsere Aufgabe.«
»Sagen Sie mir, wer ‹er› ist«, meinte Clark gefährlich ruhig. »Das darf ich nicht.«
»Können Sie Verbindung mit den Teams aufnehmen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Ihre Satellitenfunkgeräte sind verschlüsselt. Der Algorithmus ist auf Diskette. Wir haben alle drei Kopien der Chiffren aus den Geräten genommen und zwei gelöscht. Er sah dabei zu
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