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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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brutale Methoden an, boten auf der einen Seite Geld, drohten auf der anderen mit Mord. Das mußte ein Ende finden. Die Gier nach Kokain in den entwickelten Ländern war ein vorübergehendes Phänomen, das irgendwann aus der Mode kommen mußte, und dann sank die Nachfrage. Und darauf waren die Kartellbosse nicht vorbereitet. Wenn sich diese Entwicklung abzeichnete, mußte das Kartell eine solide politische Basis und seine wirtschaftlichen Aktivitäten breit gestreut haben, wollte es ohne Machteinbuße überleben. Dazu waren Konzessionen an die kolumbianische Regierung erforderlich. Dieses Ziel hatte Cortez bereits ins Auge gefaßt; die Ausschaltung der unangenehmeren Drogenbarone stellte einen entscheidenden Schritt in diese Richtung dar. Die Geschichte lehrte, daß man mit fast jeder Partei zu einem modus vivendi kommen konnte. Hatte Cortez das in seinem Gespräch mit Cutter nicht gerade bewiesen?
Das Telefon ging. Cortez nahm ab, schrieb sich die Wörter auf, beendete das Gespräch und griff nach dem Wörterbuch. Eine Minute später machte er Eintragungen auf seiner topographischen Karte. Die Green Berets hatten schwer zugängliche Stellen gewählt, wie er sah; wer sie angreifen und vernichten wollte, mußte mit hohen Verlusten rechnen. Bedauerlich, aber alles hatte seinen Preis. Er rief seinen Stab und begann, Funksprüche abzusetzen. Binnen einer Stunde kamen seine Jäger aus den Bergen, um umgruppiert und neu disloziert zu werden. Cortez beschloß, die amerikanischen Trupps einen nach dem anderen anzugreifen. Damit war garantiert, daß seine Verbände jeweils stark genug waren, um den Gegner zu überwinden, und gleichzeitig solche Verluste erlitten, daß er weitere Kräfte aus dem Gefolge der Drogenbarone anfordern mußte. Zu seinem Bedauern konnte er seine Truppen nicht in die Berge begleiten. Schade, das wäre ein interessantes Schauspiel gewesen.
    Ryan hatte schlecht geschlafen. Eine Verschwörung war eine Sache, wenn sie sich gegen einen externen Feind richtete. Zweck seiner Arbeit bei der CIA war es gewesen, Vorteile für sein Land zu erzielen, auch wenn dabei andere Schaden nahmen. Nun aber war er Teil einer Verschwörung, die gegen seine eigene Regierung gerichtet war. Das raubte ihm den Schlaf.
Jack saß in seiner Bibliothek, wo nur eine einzige Leselampe den Schreibtisch erhellte. Neben ihm standen zwei Telefone, ein sicheres, ein normales. Letzteres ging.
»Hallo?«
»Hier John.«
»Was ist los?«
»Jemand hat den Teams im Feld die Unterstützung entzogen.«
»Warum das?«
»Vielleicht will jemand, daß sie sich einfach auflösen.« Ryan bekam eine Gänsehaut im Nacken. »Wo sind Sie?«
»In Panama. Die Funkverbindung ist unterbrochen, der Hubschrauber fort. Dreißig junge Männer sitzen in den Bergen und warten auf Hilfe, die nicht kommt.«
»Wie kann ich Sie erreichen?« Clark nannte eine Nummer. »Gut, ich melde mich in ein paar Stunden wieder.«
»Eiern wir jetzt bloß nicht rum.« Clark legte auf. »Mein Gott!« Jack starrte in die Schatten seiner Bibliothek. Er rief bei der CIA an und sagte, er käme heute mit seinem Wagen zur Arbeit. Dann verständigte er Dan Murray.
    Sechzig Minuten später wurde Ryan unterm FBI-Gebäude von Murray empfangen und nach oben begleitet. Shaw erwartete ihn schon. Es wurde Kaffee ausgeschenkt, den alle dringend nötig hatten. »Unser Mann im Feld hat mich zu Hause angerufen. VARIABEL hat auf Befehl von oben die Arbeit eingestellt, und die Hubschrauberbesatzung, die die Männer evakuieren sollte, ist abgezogen worden. Unser Mann glaubt, sie würden einfach im…«
»Ja, im Stich gelassen«, ergänzte Shaw. »Wenn das stimmt, liegt ein eindeutiger Verstoß gegen das Gesetz vor. Verabredung zum Mord. Wird aber nicht so leicht zu beweisen sein.« »Ihre Juristerei interessiert mich nicht. Was wird aus diesen Soldaten?«
»Tja, wie holen wir die raus?« fragte Murray. »Die Kolumbianer können wir kaum um Hilfe bitten.« »Wie werden die auf eine Invasion durch eine ausländische Armee reagieren?« gab Shaw zu bedenken. »Etwa so wie wir.«
»Und wenn wir Cutter mit der Sache konfrontieren?« fragte Jack. Shaw antwortete. »Womit denn? Was haben wir denn in der Hand? Nichts. Klar, wir können uns die Fernmeldeleute und die Hubschrauberbesatzung vornehmen. Die werden erst einmal mauern, und bis wir uns einen Fall zusammengebastelt haben, sind die Soldaten tot.«
»Und was haben wir, wenn uns die Evakuierung gelingt?« fragte Murray. »Alles rennt in Deckung, Akten werden

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