06 - Der Schattenkrieg
Sache auffliegt, landen Sie bestenfalls im selben Zellenblock wie ich. Und wenn Fowler gewinnt, sind wir beide am Arsch. Wir müssen also verhindern, daß sie auffliegt.« »Ich habe Ihren Namen auf einer Aktennotiz.«
»Diese Operation ist bereits abgeschlossen. Wie können Sie also mich bloßstellen, ohne sich selbst und die CIA zu belasten?« Cutter war stolz auf sich. Er hatte sich das Ganze auf dem Rückflug von Panama zurechtgelegt. »Wie auch immer, ich bin hier derjenige, der die Befehle erteilt. Die CIA hat mit dieser Sache nichts mehr zu tun. Sie sind der einzige, der Unterlagen hat. Ich rate Ihnen, sie zu vernichten. Alles SHOWBOAT, VARIABEL, REZIPROZITÄT und EAGLE EYE betreffende Material wird zerstört. CAPER behalten wir; das ist der einzige Teil der Operation, der der Gegenseite unbekannt geblieben ist. Wandeln Sie CAPER in eine normale Geheimoperation um. Sie haben Ihre Anweisungen. Führen Sie sie aus.«
»Es wird lose Enden geben.«
»Wo denn? Meinen Sie vielleicht, die Leute gehen freiwillig ins Gefängnis? Wird Ihr Mr. Clark hinaustrompeten, daß er über dreißig Menschen umgebracht hat? Wird die Flugzeugbesatzung der Navy in einem Buch darlegen, wie sie zwei Smart-Bomben auf zwei Privathäuser in einem befreundeten Land geworfen hat? Die Leute in VARIABEL haben nie etwas zu Gesicht bekommen. Der Kampfpilot hat ein paar Maschinen abgeschossen, aber wer wird das schon verraten? Die Leute im Radarflugzeug, die ihm seine Ziele anwiesen, bekamen nichts mit, weil sie vorher ihre Systeme abschalteten. Die Leute von den Spezialoperationen in Pensacola, die die Landseite erledigten, schweigen. Und wir haben nur wenige Besatzungen festgenommen. Mit denen kommen wir auch noch klar.«
»Sie haben unsere Jungs in den Bergen vergessen«, sagte Ritter leise. Diesen Teil der Geschichte kannte er bereits.
»Ich muß wissen, wo genau sie sich befinden, damit ich sie herausholen lassen kann. Das werde ich über meine eigenen Kanäle erledigen, wenn Sie nichts dagegen haben. Die Informationen, bitte.« »Nein.«
»Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Vergessen Sie nicht, daß ich Sie bloßstellen könnte. Dann sähe Ihr Versuch, mich in die Sache hineinzuziehen, wie der klägliche Versuch einer Selbstentlastung aus.«
»Wie auch immer, die Wahl ginge trotzdem verloren.«
»Und Sie kämen ins Gefängnis. Fowler ist selbst bei Serientätern gegen die Todesstrafe. Was wird er wohl sagen, wenn er erfährt, daß Bomben auf Menschen geworfen wurden, die noch nicht einmal Angeklagte waren… und was meint er wohl zu Ihrem berühmten ‹Kollateralschaden›? Ritter, das ist der einzige Ausweg.«
»Clark ist wieder in Kolumbien. Ich habe ihn auf Cortez angesetzt. Auch das wäre eine saubere Lösung.« Das war Ritters letzte Karte, aber sie stach nicht.
Cutter fuhr zusammen. »Und wenn er patzt? Das wäre das Risiko nicht wert. Pfeifen Sie Ihren Hund zurück, Ritter. Auch das ist ein Befehl. Und jetzt geben Sie mir die Information und tun Ihre Unterlagen in den Reißwolf.«
Ritter sah keine Alternative. Der DDO ging an seinen Wandsafe und holte die Akten heraus. SHOWBOAT-II enthielt eine topographische Karte mit den Bergungspunkten.
Cutter nahm die Karte an sich. »Ich will, daß alles noch heute nacht in den Reißwolf kommt.« Ritter seufzte. »Wird gemacht.«
»Fein.« Cutter faltete die Karte, steckte sie in die Jackentasche und verließ wortlos das Büro. So weit ist es gekommen, dachte Ritter. Er hatte dreißig Jahre lang der Regierung gedient, überall auf der Welt Agenten geführt, und nun mußte er entweder einen skandalösen Befehl ausführen oder sich auf eine Untersuchung des Kongresses, auf Gerichtsverhandlungen und das Gefängnis gefaßt machen. Seine beste Alternative wäre noch, andere mit hineinzureißen. Und das war die Sache nicht wert. Bob Ritter sorgte sich um die jungen Männer in den Bergen, aber Cutter hatte versprochen, sich um sie zu kümmern. Der DDO redete sich ein, er könne dem Mann trauen, dabei wußte er genau, daß es Feigheit war, so etwas zu glauben.
Er nahm die Akten selbst von dem Stahlregal und trug sie zu seinem Schreibtisch. An der Wand stand ein großer Reißwolf, ein wichtiges Hilfsmittel bei der heutigen Regierungsarbeit. Diese Akten stellten die einzig existierende Version dar. Die Fernmeldespezialisten auf dem Hügel in Panama warfen alles in den Wolf, nachdem sie ihre Informationen an Ritters Büro weitergegeben hatten. CAPER wurde von der NSA ausgeführt, aber dort fiel kein
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