06 - Der Schattenkrieg
wenden. Mit allen Beweismitteln und mehreren Videokassetten an Bord startete der Hubschrauber. Wegener schaute ihm nach und fragte sich, wie man an Land reagieren würde. Inzwischen hatte sich eine gewisse Ernüchterung eingestellt, aber Wegener war sicher, an alles gedacht zu haben. Nur acht Besatzungsmitglieder wußten, was sich wirklich zugetragen hatte, und die wußten, was sie sagen mußten. Der Erste Offizier trat neben ihn. »Wie oft trügt doch der Schein.«
»Wohl wahr, aber drei unschuldige Menschen mußten sterben, nicht vier.«
Ein Engel war der Eigner nicht, sann der Captain. Aber mußten sie auch seine Familie umbringen? Wegener starrte hinaus aufs Meer und ahnte nicht, daß er etwas in Bewegung gesetzt hatte, das noch viele Menschen das Leben kosten sollte.
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Vorbereitungen
Den ersten Hinweis auf die Ungewöhnlichkeit dieses Jobs bekam Chavez auf dem Flughafen San José, wo eine private Düsenmaschine auf sie wartete. »Colonel Smith« ging nicht an Bord, sondern drückte nur jedem Mann die Hand und versprach ein baldiges Wiedersehen. Alle Sergeants stiegen in die Maschine, die eingerichtet war wie ein kleines Verkehrsflugzeug; es gab sogar eine Stewardeß, die Getränke servierte. Jeder verstaute sein Gepäck und ließ sich ein Glas kommen außer Chavez, der zu müde war, um die junge Dame auch nur eines Blickes zu würdigen. Irgend etwas sagte ihm, er solle die Gelegenheit zum Schlafen nützen. Diesen Instinkt haben viele Soldaten, und er trügt selten.
Lieutenant Jackson war zwar noch nie in der Einrichtung Monterey gewesen, hatte aber von seinem Bruder die notwendigen Anweisungen erhalten und fand daher die Offiziersmesse ohne Schwierigkeiten. Als er seinen Honda abschloß, erkannte er, daß er als einziger weit und breit die Uniform der Army trug.
»He, Timmy!« rief sein Bruder, als er die Messe betrat. »Hallo, Rob.« Die beiden Männer umarmten sich. Obwohl die Familienbande ziemlich eng waren, hatten sie sich fast ein Jahr nicht gesehen. Robbys Mutter war vor Jahren mit neununddreißig gestorben. Sie hatte über Kopfschmerzen geklagt, beschlossen, sich ein bißchen hinzulegen - und war nie wieder aufgestanden, Opfer eines Schlaganfalls. Später stellte man fest, daß sie wie so viele Schwarze in Amerika unter zu hohem Blutdruck gelitten hatte. Ihr Mann, der Reverend Hosiah Jackson, trauerte zusammen mit der Gemeinde um sie. Doch er war nicht nur ein frommer Mann, sondern auch ein Vater, dessen Kinder eine Mutter brauchten. Vier Jahre später heiratete er eine Vierundzwanzigjährige aus seiner Gemeinde, und Timothy war das erste Kind aus dieser zweiten Ehe. Sein vierter Sohn hatte eine ähnliche Laufbahn eingeschlagen wie sein erster. Robby Jackson hatte die Marineakademie absolviert und flog für die Navy Kampfflugzeuge. Timothy hatte sich einen Platz an der Militärakademie West Point ergattert und hoffte auf eine Karriere bei der Infanterie. Ein anderer Bruder war Arzt, und der vierte ein Anwalt mit politischen Ambitionen.
Außenstehende konnten nur schwer beurteilen, welcher Bruder stolzer auf den anderen war. Robby trug drei Goldstreifen auf den Schulterklappen und auf der Brusttasche einen goldenen Stern, der für ein Kommando auf See stand in seinem Fall VF-41, eine Staffel F-14 Tomcat. Inzwischen arbeitete Robby im Pentagon und war auf dem Weg zum Kommando über das Luftgeschwader eines Flugzeugträgers. Später hoffte er, sogar seinen eigenen Träger zu bekommen. Timothy dagegen, für lange Zeit der Schwächste der Familie, war in West Point gründlich verändert worden, maß nun fünf Zentimeter mehr als sein Bruder und brachte mindestens acht Kilo mehr Muskeln auf die Waage. Neben dem Abzeichen seiner Division trug er den Blitz der Rangers. Wieder einmal ein Junge, aus dem auf altmodische Art ein Mann geworden war.
»Gut siehst du aus, Junge«, meinte Robby. »Trinken wir einen?«
»Gut, aber nur einen. Ich bin schon seit einer Ewigkeit auf den Beinen.«
»Langer Tag?«
»Eine endlose Woche«, versetzte Tim, »aber gestern haben sie mich wenigstens mal pennen lassen.« »Nett von ihnen«, meinte der ältere Jackson mit brüderlicher Besorgtheit.
»He, wenn mir an einem Druckposten gelegen hätte, war ich zur Navy gegangen.« Darüber mußten die Brüder auf dem Weg an die Theke lachen. Robby bestellte einen Whiskey, Tim ein Bier. Zuerst drehte sich ihre Unterhaltung um die Familie, dann begannen sie zu fachsimpeln.
»Was wir so treiben, unterscheidet sich eigentlich nicht
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