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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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und eine venezolanische Mutter gehabt. Er leitete eine gutgehende Flugschule und stellte nur wenige Fragen, was seinen Kunden durchaus recht war. Eigentlich brauchte er auch keine Fragen zu stellen, denn Flugschüler reden viel, und er hatte ein vorzügliches Gedächtnis für Details. Zudem war man weithin der Ansicht, er habe seine Firma mit ein paar höchst illegalen Flügen finanziert und könne nun luxuriös leben, ohne viel arbeiten zu müssen. Diese Legende machte ihn bei den Leuten, für die er sich interessierte, vertrauenswürdig, aber nicht zum Konkurrenten oder Gegenspieler. Er hatte halt getan, was er tun mußte, um an einen gewissen Punkt zu kommen, und genoß nun das Leben, das er sich gewünscht hatte. Damit waren der schwere BMW, die teure Wohnung und die Freundin erklärt, eine Avianca-Stewardeß, die in Wirklichkeit Kurier für die CIA war. Larson hielt das Ganze für einen Traumjob, insbesondere, als er tatsächlich mit der Stewardeß schlief, eine zusätzliche Vergünstigung, die man beim Personaldirektorat der CIA wohl mißbilligt hätte. Beunruhigend fand er nur, daß der örtliche CIA-Vertreter nicht über seine Agententätigkeit in Kolumbien informiert war. Selbst als relativ unerfahrener Agent wußte Larson, der tatsächlich so hieß, was Clark überrascht hätte, aber, daß separate Befehlskreise generell auf eine Sonderoperation hindeuteten. Seine Legende war über einen Zeitraum von achtzehn Monaten hinweg aufgebaut worden, und bislang hatte er so gut wie nichts zu tun brauchen. Clarks Eintreffen bedeutete wohl, daß sich das ändern würde: Es war Zeit, daß er etwas für sein Geld tat.
»Was liegt heute an?« fragte Clark. »Wir fliegen ein bißchen herum. Ehe das Wetter umschlägt, sind wir aber wieder am Boden«, fügte Larson beruhigend hinzu.
»Ich weiß, daß Sie die Instrumentenflugprüfung abgelegt haben.«
»Ich akzeptiere das als Vertrauensvotum«, meinte der Pilot lächelnd auf dem Weg zum Flugplatz. »Die Fotos haben Sie sich natürlich angesehen.«
»Allerdings, drei geschlagene Tage lang. Ich bin aber altmodisch und sehe mir die Sache lieber direkt an. Karten und Luftaufnahmen sagen nicht alles.«
»Mir haben sie jedenfalls gesagt, daß man diese Anlagen am besten auf geradem Kurs und in gleichbleibender Höhe überfliegt und die Leute nicht durch Kreisen oder Tiefflugmanöver vergrätzt.« Der Vorteil einer Flugschule war, daß ihre Maschinen überall herumgondeln konnten, ohne Verdacht zu erregen, doch wenn zu viel Interesse für einen bestimmten Platz gezeigt wurde, mochten die Leute aus Medellin sich die Nummer aufschreiben und am Flugplatz unangenehme Fragen stellen. Aber Larson hatte keine Angst vor ihnen. Solange seine Legende intakt blieb, brauchte er sich keine Sorgen zu machen.
»Einverstanden.« Auch Clark war in diesem gefährlichen Geschäft alt geworden, indem er sich nur auf unbedingt notwendige Risiken eingelassen hatte. Und das war schon heikel genug. Das Ganze ähnelte einer Lotterie: Die Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu erzielen, war zwar gering, aber wenn man lange genug mitspielte, mußte die richtige - oder falsche Nummer irgendwann einmal kommen, ganz gleich, wie vorsichtig man auch war. Bei dieser Lotterie aber gab es kein Geld, sondern ein flaches, anonymes Grab, und selbst damit war nur zu rechnen, wenn sich der Gegner noch einen Sinn für Pietät bewahrt hatte.
Er war sich im unklaren, ob ihm der Auftrag gefiel oder nicht. Einerseits war die Absicht nobel genug. Andererseits… Doch für solcherlei Gedanken wurde Clark nicht bezahlt. Er sollte handeln, nicht nachdenken. Das war das Hauptproblem bei verdeckten Operationen. Man riskierte auf der Basis eines fremden Urteils sein Leben. Ein Agent, der den ganzen Hintergrund einer Operation kennt, fanden die Entscheidungsträger, lebt nur noch gefährlicher eine Auffassung, die die Leute im Feld nicht immer teilten. Auch Clark ging das im Augenblick so.
Die zweimotorige Beechcraft stand neben vielen anderen Maschinen auf dem El Dorado International Airport. Hier drängten sich mehr teure Maschinen und Autos, als sich mit dem Bedarf der kolumbianischen Großgrundbesitzer erklären ließ: Dies waren Spielzeuge für Neureiche. Clark musterte sie ausdruckslos.
»Nicht so übel, der Lohn der Sünde, was?« meinte Larson lachend. »Und die armen Teufel, die das letzten Endes finanzieren?«
»Weiß ich ja. Wollte ja nur sagen, daß das schöne Maschinen sind.« Larson prüfte die Beechcraft fünfzehn

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