06 - Der Schattenkrieg
sie sich. Die können sich alles kaufen, jeden. Unterschätzen Sie sie nicht. Ihre Sicherheitssysteme sind auf dem neuesten Stand, und sie lassen sich so scharf bewachen wie unser Präsident. Der deutlichste Hinweis auf ihre Intelligenz ist die Tatsache, daß sie ein Kartell gebildet haben. Von Bandenkriegen profitiert nämlich niemand. Und wer ihnen ins Handwerk pfuscht, wird umgebracht. In Medellin stirbt es sich leicht.« »Polizei? Gerichte?«
»Man hat es versucht. Das Ergebnis waren haufenweise tote Polizisten und Richter«, meinte Larson kopfschüttelnd. »Es ist schwer durchzuhalten, wenn man keine Ergebnisse sieht. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt. Wie oft kommt es sonst vor, daß jemand einen Koffer voller Hundert-DollarScheine verdient steuerfrei dazu? Das hat seine Wirkung, besonders, wenn die Alternative der sichere Tod für ihn und seine Familie wäre. Das Kartell ist klug und geduldig, und ihm stehen alle Mittel zur Verfügung. Ein Feind also, der es in sich hat.« Larson deutete auf einen verwaschenen grauen Flecken in der Ferne. »Da liegt Medellin, das Zentrum des Drogenkartells. Nur eine kleine Stadt im Tal. Mit einer Atombombe ließe sich das regeln, zwei Megatonnen, sagen wir mal, Detonationspunkt zwölfhundert Meter überm Boden. Ob sich der Rest des Landes darum scheren würde…?« Das trug Larson einen Blick von seinem Passagier ein. Larson lebte hier, kannte viele Organisationen und mochte einige sogar, wie er gesagt hatte, aber hin und wieder schimmerte sein Haß auf sie durch trotz seiner professionell distanzierten Haltung. Der junge Mann hat Zukunft bei der CIA. Wenn sich bei ihm Verstand und Leidenschaft weiterhin die Waage hielten, konnte noch viel aus ihm werden. Clark griff in seine Tasche und holte eine Kamera und ein Fernglas heraus. Die Stadt selbst interessierte ihn nicht so sehr.
»Hübsche Anwesen, nicht wahr?« Die Drogenbosse wurden zunehmend sicherheitsbewußter. Um die Stadt herum waren alle Bergkuppen gerodet worden. Clark zählte über ein Dutzend Häuser, eher Burgen oder Festungen, wahre Paläste, umgeben von niedrigen Mauern, auf kahlgeschlagenen Hügelkuppen thronend wie mittelalterliche Festungen. Und mit militärischen Überlegungen im Hintergrund waren die Villen auch erbaut worden: die Hügellage bedeutete, daß sich niemand unentdeckt nähern konnte, die kahlgeschlagenen Hänge bildeten eine Feuerzone für automatische Waffen. Zu erreichen war jedes Haus nur über eine einzige Straße und durch ein einziges Tor. Jedes Haus hatte einen Hubschrauberlandeplatz, damit der Besitzer, falls notwendig, rasch evakuiert werden konnte. Die Mauern um die Anwesen waren aus Natursteinen und hielten auch noch 50mmGeschossen stand. Durchs Fernglas sah Clark hinter den Mauern gekieste Sicherheitsstreifen, auf denen Wächter Streife gingen. Selbst einer gut ausgebildeten Kompanie Infanteriesoldaten würde es nicht leichtfallen, diese Haziendas zu nehmen. Vielleicht ein Sturmangriff mit Hubschrauber, unterstützt von Mörserfeuer und Raketen von Kampfhubschraubern… O Gott, sagte sich Clark, was sind das für Gedanken?
»Sind die Baupläne verfügbar?«
»Kein Problem. Entworfen wurden die Anwesen von drei Architekturbüros, und da sind die Sicherheitsmaßnahmen nicht sehr scharf. Außerdem war ich erst vor zwei Wochen in dieses da zu einem Fest eingeladen. Das ist wohl eine Schwäche dieser Leute sie prahlen gerne mit ihren Häusern. Grundrisse kann ich Ihnen besorgen. Und die Satellitenfotos zeigen die Stärke der Bewachung, die Unterbringung der Fahrzeuge, und so weiter.«
»Stimmt.« Clark lächelte. »Können Sie mir sagen, weshalb Sie hier sind?«
»Ich soll das Gelände erkunden.«
»Das sieht man doch. Diese Informationen hätte ich aus dem Gedächtnis liefern können.« »Sie wissen ja, wie das in Langley gehalten wird«, meinte Clark und fügte stumm hinzu: Du bist ein Pilot und hast noch nie einen Tornister durch die Pampa geschleppt.
»Und wo wird das Zeug verarbeitet?« fragte Clark, nachdem sie wieder auf El Dorado gelandet waren.
»Vorwiegend südwestlich von hier«, antwortete Larson. »Selbst ich habe noch keine Anlage gesehen. Wenn Sie eine auskundschaften wollen, tun Sie das am besten bei Nacht und mit InfrarotSichtgeräten. Leicht wird das aber nicht sein, denn die Einrichtungen sind mobil und schnell zu verlegen. Die ganze Apparatur läßt sich auf einen mittelschweren Lkw verladen und am nächsten Tag fünfzehn Kilometer weiter aufstellen.«
»Andererseits
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