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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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gebären und dick und zufrieden sein. Er versuchte das Bild einer
dicken Miss Sutherland heraufzubeschwören, aber er konnte sich nur daran
erinnern, wie bezaubernd sie im Gesinderaum gewesen war und wie ihre Locken
beim Tanz ihn an der Nase gekitzelt hatten.
    Zwei Häuser weiter lag der
Gegenstand seiner Gedanken ebenfalls wach. Jenny ließ sich verschiedene
Möglichkeiten, in Jonas Palmers Büro einzubrechen, durch den Kopf gehen. Wenn
ich doch nur einen Mann hätte, der mir helfen könnte, dachte sie.

Siebtes Kapitel

    >Am nächsten Tag kamen mehrere
Freunde des Herzogs zu Besuch und ließen die Dienerschaft nicht zur Ruhe
kommen. Rainbird hatte erfahren, dass der Herzog ins Theater gehen wollte, und
schwebte vorübergehend in tausend Ängsten, aber als er Fergus fragte, ob sein
Herr womöglich das Spa-Theater in Islington besuchen wolle, setzte Fergus eine
überraschte Miene auf und sagte, er sei sich sicher, dass sein Herr nicht in
ein solch unbekanntes Etablissement gehe.
    Lizzie, die sich scheute, Dave ins
Vertrauen zu ziehen, weil sie fürchtete, er könne es als seine Pflicht ansehen,
seinem geliebten Rainbird zu erzählen, dass sie einem Franzosen Briefchen
schrieb, war es gelungen, über die Straße zu huschen und einem Pagen, der in
einem der gegenüberliegenden Häuser arbeitete, Geld zuzustecken, damit er ihren
Brief zum Manchester Square brachte.
    So sehr die Herren, die den Salon
füllten, in dem einen Augenblick noch den Eindruck erweckten, überhaupt nicht
mehr gehen zu wollen, so schnell waren sie im nächsten Augenblick verschwunden,
und der Herzog warf sich eilends in seinen Gesellschaftsanzug. Es war ein sehr
heißer Tag gewesen, nicht sonnig und frisch und luftig wie die letzten Tage,
sondern windstill und schwül.
    Die Küche und der Gesinderaum
glichen einem Ofen. Um die Sache noch schlimmer zu machen, musste den ganzen
Tag das Feuer in der Küche brennen, weil Angus für die Gäste Biskuits und
Kuchen gebacken hatte, und jetzt wurde es von neuem geschürt, um das heiße
Wasser für das Bad des Herzogs zu bereiten.
    Rainbird sagte, er gehe jetzt.
Joseph brach in zeterndes Protestgeschrei aus und wies ihn darauf hin, dass er
helfen müsse, die Badewanne zu entleeren und wieder nach unten zu schleppen, aber
Rainbird schien ihn nicht zu hören.
    »Führen Sie Ihre Kunststücke auf
einer Kindergesellschaft vor?« fragte Lizzie, als sie sah, wie Dave sich die
Kiste des Butlers mit den Requisiten, ein Überbleibsel aus den Tagen, als Rainbird
auf Jahrmärkten auftrat, auf den Rücken band.
    »Nein... ja«, sagte Rainbird und
rannte mit Dave, der ihm auf dem Fuß folgte, die Treppe hinauf.
    Den ganzen Weg nach Islington hoffte
Rainbird inständig, dass der jetzige Harlekin eine fürchterliche Szene machen
und sich weigern würde zurückzustehen und dass der Rest der Truppe es ablehnen
würde, ihn zu akzeptieren.
    Aber als Rainbird im Spa-Theater
ankam, stellte es sich heraus, dass der Harlekin vollkommen betrunken war und
sowieso nicht hätte auftreten können und dass die übrigen Schauspieler auf
seinen bevorstehenden Auftritt eingerichtet waren. Er hielt sofort mit seinen
Schauspielerkollegen eine Geheimbesprechung ab; die Kolombine wurde von einem
muskulösen jungen Mann namens Jeremy Trip dargestellt, und Pantalone, ein Mann namens
Billy Bright, von einem alten Schauspieler, dessen fette Gestalt Falstaff
glich. Sie wollten sich an das übliche Schema der Harlekinade halten, mit der
Rainbird ebenso wie der Großteil der britischen Bevölkerung gut vertraut war.
Der Harlekin hatte jedoch bei jeder Vorführung große Lücken mit Geplapper und
Kunststückchen zu füllen. Rainbird fragte Mr. Frank, ob er einige von den
anderen Schauspielern für die Eröffnungsszene haben könnte, und Mr. Frank
lächelte und sagte, solange er nicht erwarte, dass sie etwas auswendig lernten,
könne er so viele haben, wie er wolle.
    Der Abend war so unangenehm heiß, dass
Rainbird sich immer noch der Hoffnung hingab, es würden nur wenige Zuschauer
kommen. Sicherlich würde man sich an einem solchen Abend an der frischen Luft
wohler fühlen als im Theater, wo man vor Hitze umkam.
    Rainbird wußte nicht, dass in den
Straßen Theaterzettel verteilt wurden, die noch feucht von Druckerschwärze
waren und auf denen »Der beste Harlekin seit Grimaldi« angekündigt wurde. Mr.
Frank war eine Spielernatur und hatte eine Menge Geld investiert, um die
Theaterzettel in letzter Minute unter die Leute zu bringen. Er hatte sogar

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