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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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und morgen abend gehe ich aus
und werde spät zurückkommen. Es besteht keine Notwendigkeit, dass du mich
begleitest.«
    Was habe ich nur gesagt, wunderte
sich der Herzog, dass Fergus' Gesicht plötzlich aufleuchtet? Er konnte ja
nicht wissen, dass Fergus sich sofort vorgenommen hatte, Alice zu fragen, ob
sie morgen abend mit ihm ausgehen wolle.
    »Sehr wohl, Euer Gnaden«, sagte
Fergus.
    »Und versuche herauszubekommen, ob
die da unten etwas anderes bedrückt als ein Mangel an Schlaf.«
    Fergus verbeugte sich und ging hinaus.
    Aber Fergus' fast ständige
Anwesenheit in der Gesindestube war die Ursache dafür, dass die anderen nicht
offen reden konnten. Mrs. Middleton und Angus hatten vor, ihre Verlobung, sobald
sie frei waren, bekanntzugeben. Wenn sie es schon jetzt erzählten, sagte es
Fergus womöglich dem Herzog, und da dieser wußte, dass Diener nicht heiraten
durften, könnte er nach dem Grund für die ungewöhnliche Verlobung fragen.
Lizzie war ebenfalls angespannt und nervös. Mr. Gendreau hatte ihr bis zum Ende
der Saison Zeit gegeben, um den anderen von ihrer Verlobung zu berichten. Er
hatte ihr gesagt, wenn sie irgendwann frei hätte, dann solle sie eine
Nachricht zum Manchester Square schicken, damit sie sich treffen könnten.
Lizzie fragte sich jetzt, wie sie das bewerkstelligen und ob sie den kleinen
Dave ins Vertrauen ziehen sollte.
    Sie fürchtete, dass Joseph bereits
etwas gespürt hatte, denn er war so grob und schlechtgelaunt. Aber Joseph hatte
Blenkinsop zugesagt, den Posten als erster Lakai zu übernehmen, und da er jetzt
nicht den Mut hatte, es Rainbird zu erzählen, benahm er sich so schlecht wie
möglich, um einen Streit vom Zaun zu brechen und in der Hitze des Gefechts die
Karten auf den Tisch legen zu können.
    Der Herzog hatte Fergus nicht
gesagt, dass er ins Theater gehen wolle, und so erzählte Rainbird den anderen,
nicht ahnend, dass sein Herr unter den Zuschauern sein werde, er habe vor, mit
Dave einen Spaziergang zu machen, während der Herzog weg sei. Daves Augen
glühten vor Begeisterung, denn er erriet, dass Rainbird vorhatte, ins Theater
zu gehen. Fergus fragte Alice schüchtern, ob sie mit ihm spazierengehen wolle,
und als sie zusagte, war er für alles um ihn herum blind.
    Das Stubenmädchen Jenny hörte Mrs.
Middleton sagen, dass sie und Angus am folgenden Abend einen kleinen Bummel machen
wollten, und bot an, sie zu begleiten. Mrs. Middleton verbarg ihre
Enttäuschung sehr geschickt.
    Rainbird ging nach oben, stellte
sich auf die Eingangstreppe und fragte sich, ob er verrückt sei, ein solch
ungeheures Risiko auf sich zu nehmen, vor ein Londoner Publikum zu treten. Er
sah Miss Sutherland heimkommen und zwei Freunden zum Abschied zuwinken. Jenny
wandte sich um, um ins Haus zu gehen, aber dabei schaute sie die Straße
hinunter und sah Rainbird. Sie eilte auf ihn zu.
    »Sie sollten sich nicht erwischen
lassen, wenn Sie sich auf der Straße mit Dienern unterhalten«, sagte Rainbird
streng.
    »Das mag sein«, sagte Jenny und sah
nicht im geringsten besorgt aus. »Neulich hat mir jemand etwas von dem
Verwalter des Herzogs von Pelham erzählt... wie war doch sein Name?«
    »Palmer. Jonas Palmer.«
    »Ach ja. Und er hat sein Büro in der
Tottenham Court Road, nicht wahr?«
    »Nein, Miss. Es ist in Holborn
Nummer fünfundzwanzig.« »Wie merkwürdig. Meine Freundin scheint alles falsch verstanden
zu haben. Vielen Dank, Rainbird.«
    »Was haben Sie denn über Mr. Palmer
gehört?«
    »Sie haben ganz recht, dass Sie mich
tadeln«, sagte Jenny geziert. »Ich sollte nicht hier herumstehen und mich mit
Ihnen unterhalten.«
    Sie eilte davon, und Rainbird
starrte ihr verdutzt nach.
    Der Herzog wälzte sich in dieser Nacht
unruhig in seinem Bett hin und her und dachte immer noch darüber nach, dass
Lady Bellisle seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. War er vielleicht so
romantisch, wie Lord Paul glaubte? Gewiß, sein Wunsch, sein üppiges und
bequemes Leben aufzugeben und für sein Vaterland zu kämpfen, konnte als
romantisch ausgelegt werden. Aber eine Ehe war für einen gesitteten Menschen
doch ein sehr bürgerliches Unterfangen und hatte nichts mit einer stürmischen
und kopflosen Werbung unter vielen Seufzern und Schluchzern zu tun, auch wenn
Frauen wie Miss Sutherland das bestimmt erwarteten. Und doch würde ihrer
Eigenliebe wahrscheinlich nie so ein Schlag versetzt werden, wie er ihn hatte
aushalten müssen. Sie würde eines Tages mit einem passenden Gentleman einig werden,
ihm Kinder

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