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06 - Ein echter Snob

06 - Ein echter Snob

Titel: 06 - Ein echter Snob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Ich glaube, es ist
schwierig, ein reicher Herzog zu sein. Ein reicher Lord zu sein ist schon
schlimm genug. Man wird von den Damen derart verfolgt, dass man selbstverständlich
eine Zusage erwartet, wenn man einer schließlich einen Heiratsantrag macht.«
    »Es ist so ein verdammt langweiliges
Geschäft«, stöhnte der Herzog. »Muss ich wirklich einem von den Frauenzimmern
den Hof machen?«
    »Wenn du nicht an die Liebe glaubst,
dann musst du dir doch nur ein geeignetes Fräulein aussuchen und an ihre Eltern
herantreten. Sie werden deinen Antrag schon an ihrer Stelle annehmen.«
    »Das ist Lady Bellisle passiert,
glaube ich. Sie sagte, sie sei in ihrer Ehe unglücklich gewesen.«
    »Ich nehme an, viele Frauen sind
unglücklich. Aber es ist nun einmal ihr Los.«
    »Aber welcher Mann will denn mit
einer unglücklichen Frau verheiratet sein?«
    »Oft weiß er doch gar nicht, dass
sie unglücklich ist. Sie wirkt nach außen ganz zufrieden, und gewöhnlich ist
sie zunächst einfach darüber glücklich, dass sie verheiratet ist und von ihren
Freundinnen beneidet wird. Wenn sie willensstark ist, nimmt sie sich vielleicht
einen Liebhaber, sobald sie verheiratet ist. Du weißt, dass das öfters der Fall
ist.«
    »Es schien alles so einfach zu
sein«, sagte der Herzog seufzend. »Wie ein Militärmanöver. Man sucht sich ein
Ziel und legt darauf an. Ich komme mir vor wie ein Narr. Warum habe ich einer
Frau einen Heiratsantrag gemacht, die mich nicht will?«
    »Ich habe dich immer für einen
Romantiker gehalten«, sagte Lord Paul. »Stell dir einmal vor, was für eine
Katastrophe es für dich wäre, eine Vernunftehe einzugehen und später
festzustellen, dass du eine andere liebst!«
    »Ich glaube nicht, dass ich die
Sorte Mann bin, die sich verliebt.«
    »Jeder verliebt sich mindestens
einmal im Leben.«
    »Ich bin kein bisschen besser als
Jenny Sutherland«, sagte der Herzog.
    »Lady Letitias Nichte? Warum?«
    »Sie hat sich so daran gewöhnt, um
ihrer Schönheit willen umworben zu werden, dass sie erwartet, dass ihr alle
Männer zu Füßen liegen, und ich habe mich so an Speichellecker und kupplerische
Mamas gewöhnt, dass ich ebenfalls denke, ich muss einem Frauenzimmer nur
zunicken, und sie sinkt mir in die Arme. Du weißt, dass sie mir sogar bis nach
Spanien nachgelaufen sind, mit ihren Töchtern im Schlepptau.«
    Lord Paul lächelte. Was sein Freund
sagte, war wahr. Ein paar unermüdliche Matronen dachten, die Härte des Krieges
könnte einer ihrer Töchter zu einer guten Partie verhelfen, wenn die Tochter
sozusagen auf dem Schlachtfeld kämpfte, und viele hatten es auch geschafft,
auf diese Weise unscheinbare Mädchen an den Mann zu bringen, Mädchen, die
während ihrer ersten Saison kläglich versagt hatten. Lord Paul fragte sich, ob
er seinem Freund erzählen sollte, dass Jenny gedacht hatte, er wolle um ihre
Hand anhalten, aber er schwieg aus Loyalität gegenüber Lady Letitia.
    »Ich darf doch annehmen, dass ihr,
du und Lady Bellisle, in Freundschaft auseinandergegangen seid?« sagte er statt
dessen.
    »Ja. Und ich hatte ihr schon
versprochen, sie zu einem langen und anstrengenden Stück ins Spa-Theater nach
Islington zu begleiten!« Der Herzog lachte. »Kannst du dir vorstellen, dass
ich gute Lust hatte, sie wütend anzuschreien: >Madam, wie können Sie es
wagen, mich abzuweisen! Ausgerechnet mich!< Stattdessen habe ich ihr artig
erklärt, dass unsere Abmachung, zusammen ins Theater zu gehen, natürlich nach
wie vor gelte.«
    Als der Herzog zu Hause ankam, bat
er Rainbird, ihm in den vorderen Salon zu folgen. Rainbird hatte Mr. Franks
Brief erst zehn Minuten zuvor erhalten. Mr. Frank hatte ihn durch persönlichen
Boten übersandt.
    »Ich werde heute abend zu Hause
essen«, sagte der Herzog. »Morgen abend verlasse ich das Haus um etwa sechs Uhr
und komme erst spät zurück. Es ist nicht notwendig, dass jemand auf mich
wartet. Die Atmosphäre dieses Hauses hat sich verändert, und ich fürchte, das
liegt daran, dass die Dienerschaft zu lange aufbleibt. Müde Diener sind
unglückliche Diener. Sie werden darauf achten, dass alle zu einer vernünftigen
Zeit zu Bett gehen.«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    »Und jetzt schicken Sie mir Fergus
herein.«
    Als Fergus den Salon betrat, sah ihn
der Herzog ärgerlich an, denn sein Diener wirkte übermüdet und
niedergeschlagen.
    »Ich bin überzeugt, dass in diesem
Hause keiner genug Schlaf bekommt«, sagte er, »und das geht dich auch an,
Fergus. Ich werde heute abend zu Hause bleiben,

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