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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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aus.
    Büros! Ich werde telefonieren können, dachte Lennet.
    Er versuchte eine Tür nach der anderen zu öffnen, aber alle waren abgeschlossen. Er konnte nicht einmal aus den Karten oder Messingschildchen klug werden, die an einigen von ihnen angebracht waren, denn die Dienstbezeichnungen waren in einer fremden Sprache angegeben, und die Namen waren ihm unbekannt. An der letzten Tür, deren Klinke er vergeblich herunterdrückte, erkannte er jedoch den Vornamen:
    IVOR
    Die Chancen standen eins zu tausend, daß Ivor an der Tür seines Büros und an der des Gefängnisses das gleiche Schloß hatte anbringen lassen. Trotzdem steckte Lennet den Schlüssel ins Schloß und der Schlüssel ließ sich herumdrehen.
    Er betrat ein völlig dunkles, sehr großes Büro. Ganz am Ende ein Fenster und dahinter die Nacht. Und hinter diesem Fenster zeichneten sich die ihm vertrauten Umrisse von Paris und des Eiffelturms ab.
    Lennet fehlte es nicht an Kaltblütigkeit. Aber in diesem Fall konnte er sich von seiner Überraschung kaum erholen.
    »Wie ist denn das möglich", murmelte er.
    Er eilte an den Schreibtisch. Da sich seine Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel es ihm nicht schwer, das Datum auf dem Abreißkalender zu entziffern:
    »Der 8.«, flüsterte er. »Wir haben immer noch den 8.«
    Die Spritze, der Besuch am Flughafen, die vor seinen Augen ausgebreitete Zeitung, die fremde Uniform, das alles gehörte offenkundig zu einem feindurchdachten Plan.
    Bravo, meine Herren, dachte Lennet. Gut gespielt!
    Fast hätte er sich täuschen lassen. Fast hätte er dem Feind die Kennworte und die Treffpunkte genannt, die er für unwichtig hielt. Wenn er wirklich seit fünf Tagen verschwunden gewesen wäre, hätte der Französische Nachrichtendienst genug Zeit gehabt, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Aber tatsächlich hatte noch niemand sein Verschwinden bemerkt. Für den Französischen Nachrichtendienst befand sich Leutnant Lennet noch auf Urlaub.
    Ich bin also wirklich in einer Botschaft, sagte sich Lennet - in einer fremden Botschaft in Paris.
    Da stand das Telefon am Rand des Schreibtischs. Er brauchte nur abzuheben und die Nummer des Französischen Nachrichtendienstes zu wählen. Der Telefonapparat schien förmlich auf ihn zu warten.
    Schon streckte Lennet die Hand nach dem Apparat aus, als sein Blick auf eine Schachtel fiel, die auf dem Schreibtisch stand. Es war die gleiche Schachtel, in die die Männer des Hauptmanns Sourcier Lennets persönliche Dinge gelegt hatten.
    Der Geheimagent brauchte nicht lange zu suchen, um seinen Schlüsselbund mit der kleinen Taschenlampe zu finden.
    Es ist eine zu schöne Gelegenheit, dachte er. Es wäre geradezu eine Sünde, das Büro dieses Burschen Ivor zu verlassen, ohne es ein wenig durchsucht zu haben.
    Lennet ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den

    Schreibtisch hinwegspielen, und da entdeckte er plötzlich den fast vollkommenen Beweis für seinen Verdacht. Auf der glänzenden Schreibtischplatte lag ein Bogen Durchschlagpapier.
    Der Text war mit der Maschine geschrieben, und es handelte sich zweifellos um eine Kopie.
    Empfänger: Der Herr Verteidigungsminister. Absender: Der Chef des V.W.W. Betrifft: Versuche mit der Rakete Galaxis.
    Streng geheim.
    Ich habe die Ehre, Ihnen den folgenden Bericht zu überreichen:
    Da die letzten Versuche von Reggane von Erfolg gekrönt waren, spricht nichts mehr dagegen...
    Lennet warf einen Blick auf das Datum:
    8. April.

    Gerade als er zum Telefon greifen wollte, rief eine belle Stimme »Hände hoch!«
    Ja, was ihn betraf, so gab es keinen Zweifel mehr. Jetzt kam es nur noch darauf an, Hauptmann Montferrand zu überzeugen, und dabei würde er kein leichtes Spiel haben.
    Lennet, stürzen Sie sich nicht kopfüber in eine solche Sache hinein, würde der Hauptmann sagen. Ihre Theorie ist zwar einleuchtend, aber es ist und bleibt eine Theorie. Man kann eine Persönlichkeit von diesem Rang nicht auf Verdacht hin festnehmen.
    Wieder streckte der Leutnant die Hand nach dem Telefon aus. In diesem Augenblick erklang hinter ihm eine helle Stimme:
    »Hände hoch, Monsieur, und rühren Sie sich nicht.«
    Das junge Mädchen mit den dunkelblauen Augen schaltete das Licht ein. Sie stand ohne Maske vor Lennet, der in Ivors Sessel lehnte, und hielt eine Pistole vom Kaliber 6,35 mit Perlmutterknauf in der Hand.
    »Nehmen Sie Maske und Bart ab", befahl sie. »Sie stehen Ihnen nicht. Und wenn Sie sich einbilden, sich als Ivor ausgeben zu können, dann

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