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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Sekunde lang schloß Lennet die Augen: Wieviel bin ich noch in einer Dienststelle wie dem Französischen Nachrichtendienst wert, wenn ich scheitere? Ich habe Erfolge, die ich zu meinen Gunsten anführen kann, das stimmt, aber genügen sie, um meine Vorgesetzten zur Unterstützung zu veranlassen?
    Er sprang auf und nahm Constanzes Hand in die seine.
    »Wenn ich scheitere", erklärte er ihr, »kann ich für nichts einstehen, für nichts außer dem politischen Asyl, das Frankreich allen Ausländern zugesteht, die darum bitten. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, Constanze, ist es zwischen uns eine Sache gegenseitigen Vertrauens. Wenn Sie wollen, nehme ich Sie an Bord meines Schiffes, aber ich kann Ihnen nicht garantieren, daß es nicht sinkt.«
    Constanze zog ihre Hand nicht zurück. Sie erhob sich und blickte Lennet in die Augen. Schon glaubte er, sie würde einige feierliche Worte sagen, aber da hatte er sich geirrt. Sie stieß nur ein leises Lachen aus und sagte:
    »Los, Kapitän, geben Sie die Kommandos für das Manöver!«
    Nach diesem kleinen romantischen Zwischenspiel fand der Geheimagent sogleich zu seiner gewohnten Nüchternheit zurück.
    »Damit mein Plan Erfolg hat", erklärte er, »darf Ivor nicht erfahren, daß ich entkommen bin.«
    »Das erscheint mir schwierig.«
    »Nicht so schwierig, wie Sie glauben. Haben Sie Patronen in dieser kleinen Pistole?«
    »Sechs Stück.«
    »Können Sie auf zwanzig Meter Entfernung die Scheibe treffen?«
    »Mit ein wenig Glück.«
    »Kann man von hier aus telefonieren, ohne die Vermittlung anzurufen?«
    »Wählen Sie erst 9.«
    »Gut. Passen Sie auf. Aber wo befinden wir uns eigentlich?«
    »Rue de Lübeck.«
    »Und wie heißt die Straße, auf die dieses Fenster wohl hinausgeht?«
    »Das ist die Rue de Magdebourg.«
    »Noch etwas. Wie spät ist es?«
    »Fünf Minuten vor drei.«
    Lennet verzog das Gesicht:
    »Der arme Didier! Um drei Uhr morgens geweckt zu werden.
    Das wird ihm nicht gefallen.«
    Er nahm den Hörer ab, diesen Hörer, den er sich so sehnlichst gewünscht hatte, um den Französischen Nachrichtendienst anrufen zu können, aber nun wählte er eine ganz andere Nummer.
    Es klingelte lange. Schließlich wurde das Freizeichen von entsetzlichen Geräuschen abgelöst. Constanze, die den zweiten Hörer ergriffen hatte, fragte:
    »Was ist denn das? Ein Seehund, der gerade gurgelt?«
    »Es ist der Herr Oberkommissar Didier von der Direktion für Territoriale Sicherheit", erklärte ihr Lennet.
    Nun war eine Art Gebrüll zu hören: »Hallo!«
    »Guten Morgen, Herr Oberkommissar. Hier Lennet vom F.N.D.«
    »Lennet?«
    Sogleich war der Kommissar völlig wach. »Was wollen Sie?«
    »Können Sie sich meiner erinnern, Herr Oberkommissar?«
    »Ob ich mich an Sie erinnere? Sie Witzbold! Was für einen Streich wollen Sie mir nun schon wieder spielen?«
    »Herr Oberkommissar, so etwas würde ich mir niemals erlauben. Ich möchte Sie ganz im Gegenteil um einen kleinen Dienst bitten.«
    »Um einen Dienst, der sich, wie ich annehme, gegen mich auswirken wird?«
    »Aber nein. Diesmal jagen wir nicht im gleichen Revier. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, Sie anzurufen und Sie zu bitten, mir zu helfen.«
    »Wo drückt Sie der Schuh?«
    »Herr Oberkommissar, kennen Sie jemand beim Überfallkommando?«
    »Ja. Ich habe die Polizeischule mit Kommissar Bondacci besucht. Worum handelt es sich?«
    »Um folgendes: In einigen Minuten werde ich mich an der Kreuzung der Rue de Magebourg mit der Rue de Lübeck befinden. Jemand wird auf mich schießen, und ich werde tot zu Boden fallen.«
    »Das", meinte Didier mit dem ihm eigenen Humor, »wäre zu schön, um wahr zu sein.«
    »Ein Wagen des Überfallkommandos müßte mich gleich darauf einsammeln. Fünfhundert Meter weiter werde ich dann wieder auferstehen.«
    »Schade, schade. Und was weiter?«
    »Was weiter? Nichts. Ach doch! Sollte jemand verlangen, meinen Leichnam zu sehen, so soll man im Leichenschauhaus erklären, der Französische Nachrichtendienst hätte ihn sichergestellt.«
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles, Herr Oberkommissar.«
    »Gut. Dann können Sie die Sache als erledigt betrachten.
    Lassen Sie um genau 3 Uhr 12 auf sich schießen. Der Wagen des Überfallkommandos wird gleich hinter der Ecke stehen, und zwanzig Sekunden später werden Sie im Wagen sein. Auf diese Weise wird niemand mit Sicherheit feststellen können, wie tot Sie waren.«
    »Herr Oberkommissar, ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danken soll. Ich bin

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