06 - Weihnacht
Euer Glück! Wenn das nicht wäre, würde ich sie unbedingt vor Euch warnen. Ich will also schweigen und bin sogar bereit, Euch noch in anderer Weise für Euer Gutmeinen dankbar zu sein.“
„In welcher?“
„Ihr bekommt, wie Ihr gesagt habt, eine Bezahlung bloß für Eure Begleitung, und die Nuggets gehen Euch sonst gar nichts an. Ich will dafür sorgen, daß sie Euch doch etwas angehen.“
„Das wäre mir freilich lieb, außerordentlich lieb; nur weiß ich nicht, wie Ihr das meint, Mr. Lachner.“
„Ich meine es folgendermaßen; Ihr begleitet uns hinauf und dann wieder zurück, lernt also das Hole kennen. Sobald ich heimkomme, engagiere ich die nötigen Kräfte und kaufe die nötigen Werkzeuge oder Maschinen, um das Placer auszubeuten. Ich möchte Euch da auch mit engagieren. Habt Ihr Lust dazu?“
„Ich bin mit größtem Vergnügen dabei!“
„Well; so ist die Sache schon so gut wie abgemacht. Ihr habt jetzt also auch Interesse an den Nuggets und werdet später sagen, daß Ihr zu Eurem Glück mit mir zusammengetroffen seid.“
Der alte Geizhals wußte gar wohl, warum er Eggly diese Offerte machte. Eggly lernte, falls er es wirklich noch nicht kannte, das Finding-hole kennen. Er konnte es andern verraten oder sich auch selbst darüber hermachen, und wenn dann der wirkliche Eigentümer kam, der es bezahlt hatte, war das Nest ausgeleert. Um dies zu verhüten, sah Lachner sich gezwungen, ihn an sich zu binden, und konnte dies auf keine für ihn weniger kostspielige Weise tun, als daß er ihn engagierte. Der Alte war schlau. Es fiel ihm gar nicht ein, auf den Gedanken zu kommen, daß Eggly aber noch viel schlauer sei. Dieser sagte in einem Tone, als ob er sich außerordentlich freue:
„Ich werde Euch das stets hoch anrechnen, Mr. Lachner! Ich habe das Herumtreiben schon längst satt gehabt und mich danach gesehnt, eine feste, gut bezahlte Stelle zu finden. Nun ist mir mit einemmal und zwar so ganz unerwartet geholfen! Was ich zu leisten habe, und wieviel Ihr mir dafür bietet, das können wir ja später besprechen.“
„Ja, später. Erst wollen wir hinauf, um zu sehen, wie groß das Loch ist und wieviel Nuggets es enthält. Nicht wahr, Hermann? Wie?“
Diese Frage war an den Neffen gerichtet. Ich strengte mein Gehör doppelt an, um mir keinen Laut von seiner Antwort entgehen zu lassen. Es kam mir darauf an, ob ich seine Stimme an Ihrer Klangfarbe erkennen würde. War es Carpio oder war er es nicht?
„Ja“, sagte er.
Dieses kurze Wort war leider nicht imstande, mir Aufklärung zu geben. Das Ja klang wie aus jedem andern Munde und genügte nicht für mich, eine Stimme, welche ich vor so vielen Jahren zum letztenmal gehört hatte, jetzt gleich wiederzuerkennen.
„Höre, was hast du schon wieder für Gedanken?“ fragte der Alte. „Du bist nie bei der Sache. Woran hast du jetzt gedacht? Ich will es wissen!“
Das klang außerordentlich streng. Wenn das der Ton war, in welchem er stets mit seinem Neffen verkehrte, so konnte für diesen letzteren das Verhältnis zwischen ihnen kein sehr erfreuliches sein!
„Ich dachte an meine Sporen“, lautete die Antwort.
„An deine Sporen? Wie kommst du denn auf die dumme Idee, grad an deine Sporen zu denken?“
„Sie sind weg!“
„Weg? Wieso? Wie meinst du das? Ich begreife es nicht. Sie können doch nicht weg sein!“
„Sie sind trotzdem weg!“
„Von den Füßen?“
„Ja.“
„Damned! Es ist doch ganz unmöglich, daß die Sporen von den Füßen, von den Stiefeln verschwunden sind!“
„Sie sind aber trotzdem nicht mehr dran!“
„Mensch, deine Zerstreutheit geht über alle Begriffe! Ein so verfahrenes Subjekt, wie du bist, kann es zum zweitenmal gar nicht geben! Greif doch an die Fersen; sie werden schon noch dran sein!“
„Das habe ich schon getan, soeben erst, und da fühlte ich gleich, daß die Sporen weg sind. Ich muß sie heruntergemacht und dir gegeben haben, um sie aufzuheben. Du bist aber so außerordentlich vergeßlich, lieber Onkel. Greif nur einmal in deine Taschen; da werden sie sich gleich finden!“
„Den Teufel habe ich in meinen Taschen, aber deine Sporen nicht! Erst vorgestern hat der Kerl mit mir gestritten, daß mein Gewehr das seinige sei; gestern hat er meine ganze Portion Fleisch nach der seinigen aufgefressen und sich dann noch darüber beklagt, daß er zuviel bekommen habe, und heute sind ihm gar die Sporen davongeritten! Wem das nicht zu toll wird, der hat keine Galle mehr!“
„Ich höre, daß du die
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