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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kleidungsstücke verschenkst, so will ich auch dabei sein und vorher erst gefragt werden! Den Kuchen, den du verschenkt hast, habe ich gebacken, und die Wurst habe ich mir langsam und mit saurer Mühe, weil das Schwein partout nicht fett werden wollte, heranfüttern müssen; da will ich's wenigstens wissen, wenn du etwas davon verschenkst! Also so etwas nicht wieder hinter meinen Rücken machen! Verstanden? Man muß nicht nur geben, sondern auch sparsam sein können! Und nun komm her, du alter überguter, offenhändiger Student du! Da will ich dir nun auch etwas schenken, wenn es auch keine Speckwurst ist. Hier! Und damit gute Nacht!“
    Sie nahm ihn beim Kopfe und gab ihm einen Kuß von solcher Resonanz, daß er eigentlich eine volkstümlichere Bezeichnung verdiente. Dann ging sie wieder fort und machte die Tür nun wirklich hinter sich zu. Franzi sah ihr schmunzelnd nach, wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab, schlug dann mit der Faust auf den Tisch und rief:
    „Hab' ich's nicht immer gesagt, was für eine kreuzbrave Frau ich hab'? Wer eine andere Meinung von ihr hat, der mag nur herkommen; ich haue ihn zusammen, daß er sich selber nicht mehr finden kann! Das ist eine Frau, die sich gewaschen hat! Verstanden? Es gibt ihresgleichen nicht im ganzen, weiten Böhmerland! Wie hat sie mich geheißen? Du alter, überguter Student, du! Ja, die weiß, was für einen Mann sie an mir hat! Nicht so einen, der den Schnitt eines Buches nicht vom Rücken unterscheiden kann, sondern einen hochgebildeten und studierten Mann, der sein Latein versteht. Qui tangit picem contaminabitur; so ist die Sache. Was sagen Sie dazu, meine lieben, hochgeehrten, jungen Freunde?“
    Ehe einer von uns beiden antworten konnte, stand Frau Wagner von ihrem Stuhle auf und sagte, indem sie sich mit der Hand über das schmerzlich verzogene Gesicht strich:
    „Auch ich habe gehört, was für eine brave Frau Sie haben, und es tut mir leid, daß Sie sich meinetwegen beinahe mit ihr überworfen hätten. Müßte ich nicht Rücksicht auf meinen armen Vater nehmen, so würde ich noch diese Nacht, gleich jetzt, Ihr Haus verlassen; aber er muß und muß heut schlafen, wenn er morgen nicht im Schnee liegenbleiben und erfrieren soll. Dann werden wir Sie keinen Augenblick länger belästigen. Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank, und leben Sie wohl, meine Herren!“
    „Aber, was fällt Ihnen ein?“ versuchte Franzi, sie zu halten. „Sie haben ja gehört, daß meine Frau gar nichts dagegen hat, daß Sie hier bei uns bleiben. Sie dürfen sich den Kuchen und die Wurst nicht so zu Herzen nehmen; das hat sie nicht so schlimm gemeint, wie Sie es nehmen, und – – – Da ist sie fort, hinaus mit ihrem Knaben! Klang das, was sie sagte, nicht etwas stolzer, als so ein nicht bezahlender Gast eigentlich sein darf, meine Herren?“
    „Sie tut mir leid, außerordentlich leid“, antwortete ich. „Ich wollte, ich wäre reich, wenigstens wohlhabend genug, ihr helfen zu können. Sie wird früh, wenn wir aufstehen, mit ihrem Vater und mit ihrem Kinde verschwunden sein.“
    „Verschwunden? Fällt ihr nicht ein!“
    „O doch!“
    „Nein. Sie wird ausschlafen und dann Kaffee trinken; hernach werden wir sehen, ob der Alte fortkann oder nicht.“
    „Haben Sie nicht gehört, daß sie Lebewohl und nicht Gutenacht gesagt hat?“
    „Das ist nicht so wörtlich zu nehmen, wie Sie denken. Aber, Herr Capp – Carp – – Carpio, was ist denn mit Ihnen? Was machen Sie für ein Gesicht?“
    Mein Busenfreund hatte die Ellbogen auf den Tisch gestemmt und das Gesicht in die Hände vergraben. Als er auf die Frage des Wirtes die Hände entfernte, sahen wir, daß seine Wangen bleifarben und seine Augen matt geworden waren. Die Unterlippe hing ihm weit herab.
    „Ihre – – Ihre – – Frau – – – Frau!“ seufzte er.
    „Was ist mit meiner Frau?“
    „Die ist schuld!“
    „Woran?“
    „Mir ist, als – – als – – als ob ich – – sterben müßte!“
    „Unsinn! Da ist die Zigarre schuld; die Virginias sind für Sie zu schwer gewesen.“
    „Nein – nein – – nein! Über Ihre Frau bin ich – – – so sehr erschrocken – – – aber nicht über die Virginias.“
    „Erschrocken? Warum denn eigentlich?“
    „Sie kam – – herein wie eine – – eine Furie!“
    „Ach was Furie! Meine Frau ist eine Seele von einer Frau und keine Furie. Da, nehmen Sie ein volles Glas, und trinken Sie es aus! Das ist das beste Mittel, wenn einen

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