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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kein zweiter besitzt, und dazu eine Schlauheit, vor welcher sich alle Füchse der Welt verstecken müssen, kurz und gut, denkt Euch grad das Gegenteil von dem, was Ihr seid und was Ihr könnt, so habt Ihr Old Shatterhand grad vor Euern Augen!“
    „Ihr seid um die Freundschaft, welche Euch mit ihm und Winnetou verbindet, gradezu zu beneiden!“
    „Das gebe ich gern zu, zumal sie schon so alt ist und so treu, so innig, daß man sich die beiden ohne mich fast gar nicht denken kann.“
    „Ihr sagtet aber doch, daß Welley in dieser Weise Euer zweites Ich gewesen sei!“
    „Das war er auch.“
    „Wie stimmt das dann mit Winnetou und Old Shatterhand?“
    „Das stimmt in der Weise, daß wir immer zu vieren gewesen sind.“
    „Ah – – – so – – –!“
    Ich dehnte, ohne es eigentlich zu wollen, diese zwei kurzen Worte, in einer Weise, die ihm nicht gefiel, denn er fragte mich:
    „Wollt Ihr mir etwa nicht glauben, Sir?“
    „Bitte! Mir fiel nur auf, daß man niemals Euch erwähnt, wenn man von diesen beiden spricht.“
    „Das ist es ja, was mich stets geärgert hat! Auf sie fällt aller Ruhm; ihre Begleiter aber bekommen nichts davon, obgleich sie ihn ebenso verdienen!“
    „Es wundert mich, dies zu hören. Ich könnte Euch eine ganze Reihe von Westmännern nennen, welche mit den beiden geritten sind und vielleicht grad deshalb sehr oft mit Lob und Anerkennung genannt werden.“
    „Ihr könntet das? Wer wären denn diese Leute?“
    „Old Firehand, Sam Hawkens, Dick Stone, Pitt Holbers, Dick Hammerdull, der lange Davy mit dem dicken Jemmy, die beiden Snuffles und noch viele andere mehr. Die Namen Watter und Welley aber hat man nie dabei gehört. Wie das nur wohl kommen mag, Sir?“
    „Ihr werdet sie nicht beachtet oder sie vergessen haben.“
    „O nein; ich besitze ein ganz vorzügliches Gedächtnis.“
    „Hört, das sagt Ihr so in einem Tone! Sprecht gradheraus! Ich liebe versteckte Anzüglichkeiten nicht! Meint Ihr vielleicht, daß Ihr alle Begleiter dieser beiden berühmten Jäger kennt und daß derjenige, dessen Name Euch unbekannt ist, nicht bei und mit Ihnen gewesen sein kann?“
    „Ich meine nur das, was ich schon gesagt habe: Ich kenne alle, aber auch alle Bekannten Winnetous und Old Shatterhands, habe aber von Euch noch nichts gehört.“
    „Alle, also alle kennt Ihr? Das heißt doch mit anderen Worten, daß ich geflunkert haben soll! Hört, Mr. Meier, wenn Ihr ein Westmann wäret, würde ich Euch auf Messer herausfordern; dankt also Gott, daß Ihr ein reiner Garnichts seid! Ihr seid mir Luft; Ihr seid mir Schnuppe, aber auch ganz und gar Schnuppe; darum will ich so tun, als ob ich die Beleidigung gar nicht gehört hätte, und Euch laufen lassen. Aber noch länger bei Euch sitzen zu bleiben, das dürft Ihr nicht von mir verlangen!“
    „Tue ich auch gar nicht!“
    „So? Nicht? So steht gefälligst auf, und setzt Euch fort!“
    „Aaaaaaah!“ staunte ich ihn ob dieses Verlangens lachend an.
    „Ja – – jawohl!“
    „Wer hat zuerst hier gesessen?“
    „Ihr; aber das geht mich gar nichts an! Ihr werdet Euch doch nicht einbilden, daß ich, der Westmann, der Freund Old Shatterhands und Winnetous, vor Euch, dem Garnichts, retiriere!“
    „Von einer Einbildung ist hier gar keine Rede.“
    „Wovon denn?“
    „Von dem, was ich für richtig halte.“
    „Ach, also was Euch beliebt?“
    „Yes!“
    „Und was beliebt Euch denn?“
    „Daß Ihr Euch wieder dorthin setzt, wo Ihr vorher gesessen habt.“
    „Das beliebt Euch also, das? Nun, so wollen wir doch einmal sehen, wie weit Ihr es mit Eurem Belieben bringt. Ich bleibe hier sitzen, so lange es mir beliebt. Jetzt bin ich neugierig, was Ihr machen werden!“
    „Das sollt Ihr sofort erfahren!“
    Es waren inzwischen mehr Gäste gekommen, welche unsere halblaut geführte Unterhaltung nicht gehört und auch nicht beachtet hatten; Watter aber hatte in der letzten Zeit seine Stimme erhoben und sprach schließlich so laut, daß sie über das ganze Zimmer schallte, wodurch die allgemeine Aufmerksamkeit natürlich auf uns gelenkt wurde. Ich bin durchaus kein Freund von Kneipenszenen, aber die öftere Wiederholung seines ‚reinen Garnichts‘, die Verächtlichkeit, mit welcher er meinen nur zu begründeten und wohlgemeinten Rat zurückgewiesen hatte, und die lügenhafte Behauptung, ein Freund von Winnetou und mir zu sein, verdienten eine Zurechtweisung, mit welcher ich gar nicht zögerte. Indem er mich bei seinen letzten Worten in

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