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06

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Titel: 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Biss der Tod euch scheidet
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würde es vorziehen", sagte er und musterte mich zugleich eingehend,
    „heute Abend hier im Hotel zu bleiben und über die Weltpolitik zu diskutieren, während ich an deinem Venushügel knabbere."
    „Das ist... süß von dir. Aber du hast es versprochen."
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    Er seufzte, für einen Vampir völlig unnötig. Wahrscheinlich legte auch er seine lieb gewonnenen Gewohnheiten nur schwer ab. „Zeig mir noch einmal die Liste."
    Dies war nichts anderes als eine Verzögerungstaktik, denn er erinnerte sich sehr gut an alles, was ich unternehmen wollte. Trotzdem kramte ich fügsam in meiner Handtasche und förderte eine Karteikarte zutage, auf der ich alle Touristenattraktionen gekritzelt hatte, die ich mir heute ansehen wollte: das Empire State Building, die Freiheitsstatue .. solche Sachen eben.
    Sinclair ließ sich nichts anmerken, aber je näher er dem Ende der Liste kam, desto weiter zog sich sein linker Mundwinkel nach unten. Währenddessen schlüpfte ich schnell in BH, Slip, Leinenshorts, einen kirschroten Pullover und ein Paar bequeme Sandalen von René Caovilla.
    „Damit siehst du aus wie ein Gladiator", war sein einziger Kommentar, als er mir die Liste zurückgab.
    „Ich bin ein Gladiator. Los geht's!"
    „Müssen wir wirklich die U-Bahn nehmen?", jammerte er. „Dank Jessicas ausgeprägtem Schuldgefühl haben wir einen Wagen zu unserer alleinigen Verfügung."
    „Ja, das müssen wir. Das gehört dazu, wenn man New York erleben will", sagte ich.

    „Das Gleiche könnte man wohl von einem Überfall sagen", brummte er und hielt mir höflich die Tür auf.
    „Hör auf, mich zu ärgern. Wäre das nicht cool? Dann hätte ich etwas, wovon ich meiner Mom erzählen könnte."
    „Cool", sagte er tonlos und folgte mir durch die Tür.
    „Wow! Gut, dass ich tot bin. Andernfalls wäre ich jetzt total erledigt."
    „Anstatt nur zu Tode gelangweilt zu sein."

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    „Ach, sei still. Man muss doch einfach hoch auf das Gebäude, auf das King Kong mit Naomi Watts geklettert ist!"
    „Aber Schatz, er ist doch nicht wirklich geklett-"
    „Hör auf damit, du verdirbst alles!"
    „Das Remake, das Original oder den Abend?"
    „Du bist so talentiert, du verdirbst alle drei. Also, was kommt als Nächstes?"
    „Erfreulicherweise habe wir unsere endlose Liste der touristischen Highlights abgearbeitet . ." „Fünf Punkte!"
    „... um nun wieder ins Hotel zurückzukehren und uns dort von Detective Berry beleidigen und bedrohen zu lassen."
    Schweigend gingen wir nebeneinander her, während ich darüber nachdachte.
    „Man kann es ihm wohl kaum verdenken, dass er Angst hat, oder?", fragte ich nach einer Weile mit ruhiger Stimme.
    Es folgte wieder eine lange Pause, dann gab Sinclair widerwillig zu: „Nein."
    „Wenn wir ehrlich sind, haben wir sein Gehirn vergewaltigt." Kein Kommentar hierzu vom König der Vampire. „Ich sag ja bloß."
    Immer noch kein Kommentar. Ich beschloss, das Thema fallen zu lassen.
    Vorerst.
    Hand in Hand gingen wir den Broadway hinunter und ich kam immer noch nicht über den Lärm hinweg, der in dieser Stadt herrschte. Man hätte denken können, es wäre Mittag, dabei war es fast Mitternacht. Andererseits war es cool, dass hier in New York praktisch immer alles geöffnet war. Die Punkte auf meiner Liste hatten wir problemlos erledigen können. Zu Hause in Minnesota wäre alles spätestens um neun Uhr geschlossen gewesen. Um sieben Uhr, im Winter.
    „Habt ihr mal hen bisschen Kleingeld?", fragte uns der Mil 143
    lionste Obdachlose. Ich lächelte ihn an und gab ihm einen Dollar. Sinclair, der Selfmademan, missbilligte das, aber das kratzte mich wenig. Ich war jetzt eine reiche Frau, von Gesetzes wegen gehörte die Hälfte seines Vermögens mir und mit meinen Dollarscheinen konnte ich machen, was ich wollte.
    Komisch - jetzt hörte ich, wie der Obdachlose hinter uns herlief. Wollte er etwa mehr? Das wäre aber ganz schön gierig gewesen. Schön und gut, wenn man arbeitslos war und andere Leute um Geld bat, aber . .

    Ich spürte, wie sich etwas Scharfes, Spitzes in meinen Hals bohrte.
    „In die Seitenstraße, sofort, ihr Arschlöcher!"
    „Welche?" Ich hielt die Frage für berechtigt, aber er drückte sein Messer nur noch fester - was mich sauer machte - und schubste mich nach rechts.
    „Ringe, Brieftasche, Handtasche", zählte er auf, nachdem wir die belebte Hauptstraße verlassen hatten. Offensichtlich ein Profi.
    „Ich kann es nicht glauben!" Ich schnappte nach Luft.
    „Ich schon", sagte Sinclair mit dem für

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