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060 - Bis zum letzten Schrei

060 - Bis zum letzten Schrei

Titel: 060 - Bis zum letzten Schrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Anbruch der zwölften Stunde in seinem Bett zu
verbringen.
    Larry verließ
als letzter den Rittersaal, nachdem André Soiger sämtliche Kerzen gelöscht
hatte. Seine Frau legte die Schürze ab. Auch für Marie Soiger war es ein sehr
langer Tag gewesen.
    Das Ehepaar
war froh, daß das Restaurant geschlossen werden konnte.
    Draußen vor
der zum Hof führenden Tür stand Larry Brent noch ein paar Minuten lang; er
starrte zu den sich schwarz abzeichnenden Mauern, Zinnen und den
hochaufragenden Türmen hinauf, die unter dem bizarren Himmel wie titanenhafte
Finger wirkten.
    Es hatte sich
wieder bewölkt. Die Luft war frisch. Hin und wieder riß die Wolkendecke auf und
gab einen bleichen, großen Mond preis, der greifbar nahe erschien.
    Das fahle
Licht lag gespenstisch auf der abgelegenen, stillen Burg. Kein Autolärm drang
von der viele Kilometer entfernten Straße zu ihnen her. Die nächste menschliche
Siedlung war mehr als acht Kilometer weit weg.
    Als Soiger
aus dem Restaurant kam, sagte Larry: »Was wissen Sie über den Mord, Monsieur?«
    Die Frage war
so gezielt gestellt, daß der unvorbereitete Burgaufseher sichtlich
zusammenfuhr.
    Er versuchte
sich damit herauszureden, daß Larry wohl das blutige Drama von damals meine.
    »Nein! Das
von letzter Nacht«, präzisierte X-RAY-3 seine Frage. »Ich habe vorhin bemerkt,
daß Sie davon wissen. Mabel Sallengers Anfall hat Sie vor den Kopf gestoßen.
Was sie in Trance sagte, stimmt, nicht wahr?«
    Soiger
druckste herum. Die Selbstsicherheit, die Larry Brent mit einem Mal
ausstrahlte, irritierte ihn und machte ihn nervös.
    »Ich habe mir
den Boden daraufhin näher angesehen. Wenn man genau hinschaut, erkennt man noch
die dunklen Flecken, Monsieur«, fuhr Larry Brent fort. »Ich bin hier, um zu
verhindern, daß sich die legendären Geschichten eines jeden Jahrhunderts
wiederholen. Allein schaffe ich das aber nicht. Vor allen Dingen dann nicht,
wenn man mich bewußt belügt!«
    »Sie sind von
der Polizei, Monsieur?«
    »So etwas
Ähnliches. Es ist ein Spezialfall. Durch Monsieur Tullier wissen Sie, daß ich
als Ghost Hunter diese Burg besuche. Immer wieder hört und liest man, daß
irgendwo Geister aufgetaucht seien. Aber die verschwinden meistens, wenn man
ihnen mit Kamera und Geisterfallen auf den Leib rückt. Der Geist, der hier
umgeht, ist einer von der aggressiven Sorte. Er hat Blut hinterlassen. Das
sehen wir weniger gern! Warum schweigt Tullier? Wovon fürchtet er sich?«
    »Vor der
Wahrheit, Monsieur«, preßte Soiger hervor und warf einen Blick zum Nordturm
hinüber, wo noch hinter einem Fenster schwaches, flackerndes Licht zu sehen
war, ein Zeichen dafür, daß Tullier auch noch nicht schlief.
    Der
Burgaufseher fühlte sich erleichtert, über den unheimlichen Vorfall der letzten
Nacht berichten zu können. Er unterstrich, daß weder er noch Tullier etwas
hätten verhindern können.
    »Es wäre
vernünftig, die Burg zu räumen«, meinte er abschließend. »Jeden Moment kann
sich dasselbe ereignen.«
    »Aber diesmal
wird ein eventuelles Opfer rechtzeitig gewarnt werden«, entgegnete Larry Brent.
Er erklärte seine Anlage, die er an allen von Tullier und Mabel Sallenger
genannten neuralgischen Punkten der Burg angebracht hatte.
    Soiger legte
seine Beichte ab, während seine Frau zuhörte. Marie Soiger war unfähig, etwas
zu sagen. Erst als sie außer Larry Brents Hörweite waren, meinte sie: »Warum
hast du mir das nicht schon früher gesagt, André?«
    »Ich wollte
dich nicht beunruhigen, Marie.«
    Sie
passierten den nachtschwarzen Tunnel. Ihr Weg führte bergab, Richtung Wohnhaus.
    »Ich habe
Angst, André«, gestand Marie Soiger ihrem Mann.
    »Ich kann
dich verstehen. Niemand weiß, was morgen ist. Ich habe es immer lächerlich
gefunden, über derartige Dinge zu sprechen. Aber nun denke ich anders. Dieser
Ort ist verhext, Marie! Die Weissagung der Totenfrau wird sich erfüllen, ich
spüre das. Aber ich kann es dir nicht erklären.«
    Er verhielt
im Schritt.
    »Wie in der
letzten Nacht«, wisperte er. Seine Stimme klang unsicher. »Die Luft, sie ist so
anders; die Umgebung jagt einem plötzlich Angst ein.«
    Marie Soiger,
alles andere als eine furchtsame Person, merkte ebenfalls, daß etwas
Unnatürliches, Unbegreifliches die Luft um sie herum erfüllte.
    Das
Beklemmende und Atemberaubende schien aus allen Ritzen und Löchern im Boden zu
steigen und sie wie Gift langsam einzulullen.
     
    ●
     
    Auch Larry
Brent fühlte das Unheimliche, mit dem die Luft gesättigt

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