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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Die Kapuze warf einen langen Schatten über ihr Gesicht.
    »Ich möchte dir helfen«, sagte Aruula.
    »Warum?«
    Weil ich glaube, damit auch mir zu helfen, dachte sie und schwieg einen Moment. »Weil niemand sonst da ist, der dir helfen kann.«
    Die Frau streckte eine Hand aus. »Ich danke dir. Wie ist dein Name?«
    Aruula ergriff ihre Hand. Sie fühlte sich kühl und trocken an. »Aruula.«
    »Mein Name ist Maadi.«
    ***
    »Ja, okay, ich bin einverstanden.«
    »Schwörst du es bei deiner Ehre?«
    »Na gut, ich schwöre es bei meiner Ehre.« Matt verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu, wie Peck Aiko den gleichen Schwur abnahm. Erst dann erhielt er den Driller zurück.
    »Können wir jetzt gehen?«, fragte Matt ungeduldig.
    Peck nickte. »Kommt.« Gemeinsam mit Aiko und den Moluntern kletterte Matt an Seilen auf eines der Dächer. Hier im Zentrum der kleinen Stadt standen die Häuser so dicht zusammen, dass man bequem von einem Dach zum nächsten gelangen konnte. Verglichen mit den rutschigen Stegen und dem Matsch der Straßen war diese Art der Fortbewegung sogar äußerst komfortabel.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Matt die Molunter. Die mit einer hellen Hautfarbe hatten ihre Gesichter schwarz gefärbt und trugen ebenfalls schwarze Handschuhe. Ihre Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig. Alle außer Peck trugen eine abblendbare Öllampe in einer Hand, ein langes Schwert an der Hüfte und eine Harpune mit aufgerolltem Seil über der Schulter. Sie umgaben Peck, der in ihrer Mitte ging, wie Leibwächter.
    »Glaubst du, wir können ihnen trauen?« Aikos Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
    Matt zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete. »Ich denke schon. Peck scheint unter Personalknappheit zu leiden, sonst hatte er nicht schon heute Abend versucht, Aruula und mich anzuwerben. Da wusste er noch nicht mal von unserer Bewaffnung. Deine Tak 02 und mein Driller machen uns praktisch unentbehrlich. Allein deshalb wird er sich an die Abmachung halten.«
    Eine Abmachung, die Matt nicht erwartet hatte. Peck hatte vorgeschlagen, ihn und Aiko zu Aruula zu begleiten und den Weg zu sichern. Im Gegenzug sollten sie mit ihren Waffen an der Moljagd teilnehmen. Es war ein faires Angebot, dem Matt nach kurzer Rücksprache mit Aiko zugestimmt hatte.
    »Ich wurde zu gerne wissen, wie wertvoll diese Mols für Peck sind«, sagte er.
    »Wertvoller als ihr euch vorstellen könnt.« Die Stimme gehörte einem kahlköpfigen Mann namens Quee, der als Chefharpunierer fungierte. Jetzt trat er neben Matt und reichte ihm eine Holzschachtel, in der sich etwas befand, das wie Schweineschmalz aussah.
    »Reib damit deine Wunde ein«, sagte er.
    Welche Wunde?, wollte Matt fragen, doch dann erinnerte er sich an den kurzen Schmerz, den er im Kampf gegen den Mol an der Schulter gespurt hatte. Schon längst merkte er nichts mehr davon. »Der Mol hat nur die Haut geritzt. Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird.«
    Er wollte die Holzschachtel beiseite schieben, aber Quee hielt sie fest. »Es hat geblutet, das reicht. Mols verlieren jegliche Kontrolle, wenn sie Blut riechen. Dann können selbst eure Kugeln sie nicht aufhalten.«
    Das bezweifelte Matt zwar, aber er nahm die Schachtel trotzdem entgegen. »Also«, sagte er, während er seine Schulter einrieb, »wie wertvoll sind nun die Mols?«
    Quee sah ihn an. »Du weißt vielleicht, dass Pootland berühmt für seine Schiffbaukunst ist?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Die meisten dieser Schiffe gehören ehemaligen Moluntern. In einer Saison verdienen wir mehr als ein Farmer in zehn Jahren. Die Mols erzielen so hohe Preise, weil die Jagd nur im Sommer möglich ist. Zu allen anderen Jahreszeiten finden die Mols ihre Beute weit weg von der Stadt.«
    Aiko runzelte die Stirn. »Warum ausgerechnet im Sommer?«
    »Die Mols sind sehr lichtempfindlich. Sie jagen bei Nacht und fürchten das Tageslicht. Im Sommer sind die Nächte jedoch so kurz, dass es für eine Jagd in der Prärie nicht reicht. Also kommen sie an einen Ort, wo die Nahrung praktisch auf der Straße liegt.«
    »Nach Pootland.«
    »Wo wir auf sie warten.« Quee strich mit einer Hand über die Harpune. »Im Gegensatz zu den Mols sehen die Sucher sehr gut, deshalb warten wir auf den Dächern und tarnen uns so gut es geht. Wenn der Mol kommt, wird er von vier Männern harpuniert, ein fünfter bleibt in Reserve. Es ist wichtig, dass die Harpunen keine wertvollen Organe verletzen, deshalb zielen wir auf den Kopf und auf einen Teil

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