Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
des Rückens, wo die Fettschicht sehr dick ist. Daran müsst ihr denken, wenn ihr eure Waffen einsetzt. Mit den Harpunen ziehen wir ihn dann hoch, damit die restlichen Männer ihm den Bauch aufschlitzen und ihn ausbluten lassen können. Die Eingeweide sind wertlos und werden morgens von den Armen eingesammelt. Ihr seht, es ist alles gut organisiert.«
    Matt nickte. »Eines verstehe ich nicht. Wenn die Jagd auf Mols so gewinnbringend ist, wieso seid ihr die Einzigen, die sie betreiben?«
    »Die gleiche Frage habe ich auch gestellt«, sagte jemand hinter ihm. Matt Drax drehte sich um und bemerkte den höchstens fünfzehnjährigen Jungen, den man ihm als Ishmaal vorgestellt hatte.
    »Und was habe ich geantwortet?«, fragte Quee.
    »Dass es keine Jagd, sondern ein Krieg ist.«
    Matt hob die Augenbrauen. »In welcher Weise?«
    »Wir haben gerade vier von ihnen getötet«, sagte Ishmaal mit deutlich hörbarem Stolz in der Stimme. »Jetzt werden sie nach uns suchen.«
    Aiko warf Matt einen zweifelnden Blick zu. »Wollt ihr damit sagen«, hakte er nach, »dass die Mols intelligent sind?«
    »Genug um zu wissen, was Rache ist.« Quee überwand den Abstand zwischen zwei Dächern mit einem geschmeidigen Sprung. »Sie werden kommen, darauf könnt ihr euch verlassen.«
    ***
    »Können wir jetzt weiter?« Maadi klang ungeduldig, schien jetzt, wo sie Hilfe gefunden hatte, voll neuer Energie zu sein.
    Aruula trat von der Tür zurück, betrachtete die Zeichen und wischte sich zufrieden den Lehm von den Fingern. »Wo gehen wir hin?«, fragte sie dann.
    Maadi ergriff ihre Hand und zog sie weiter die Straße entlang. »Ich möchte dir etwas zeigen. Komm.«
    Aruula ließ sich mitziehen, beobachtete jedoch genau ihre Umgebung. In der sternenklaren Nacht fiel ihr die Orientierung leicht und sie war sicher, in den Gassen einige Erdhörnchen gesehen zu haben. Mols waren jedoch noch nicht aufgetaucht.
    »Sie haben am Bach gespielt«, sagte Maadi. »Vincenn und Rodnee gehen immer dorthin, sobald das Wasser eisfrei ist. Vincenn baut kleine Schiffe aus Holz und lässt sie fahren. Er kann das so gut, dass Benn glaubt, dass er eines Tages Schiffsbauer wird. Du weißt es vielleicht nicht, aber Pootland ist berühmt für seine Schiffbaukunst.«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Sie erzählte von ihrem Mann, einem ehemaligen Molunter, dem heute eine kleine Flotte gehörte, von den Zwillingen, die sie von Privatlehrern unterrichten ließ, weil die öffentlichen Schulen nicht gut genug waren, und von ihrer Überzeugung, Benn und die Kinder bald wiederzusehen. Aruula dachte an den Mol, der sie und Maddrax verfolgt hatte, und schwieg.
    Sie musste noch mehrere Zeichen anbringen, bevor Maadi endlich »Wir sind da« sagte.
    Aruula sah auf und betrachtete das große Haus, vor dem sie stehen geblieben waren. Es bestand aus Holz und ragte über drei Stockwerke empor, ein klarer Hinweis auf den Wohlstand der Erbauer. Erst als sie näher herantraten, bemerkte Aruula die Zeichen des Verfalls. Die meisten Fensterscheiben waren zerbrochen, der Rest dreckverkrustet. Der niedrige hölzerne Zierzaun war an vielen Stellen eingedrückt worden und das Tor hing schief in den Angeln.
    Maadi ging ohne zu zögern auf die Eingangstür zu und öffnete sie. Das Quietschen jagte einen Schauer über Aruulas Rücken. »Lebst du hier?«, fragte sie.
    »Nein, natürlich nicht.« Maadi schien die Frage als Beleidigung zu empfinden. »Wir leben in einem Haus, das so ähnlich aussieht, aber wir würden es nie so herunterkommen lassen. Benn ist ein geschickter Handwerker.«
    Aruula blieb an der Tür stehen und entzündete die Fackel, bevor sie Maadi ins Innere des Hauses folgte. Es bot einen erbärmlichen Anblick. Schlamm und Trümmerstücke bedeckten den Boden, Schimmel die Wände. Der Geruch nach Moder, Kot und Fäulnis war so überwältigend, dass Aruula unwillkürlich die Luft anhielt. Erst im zweiten Zimmer, dort wo einige Decken verteilt lagen und eine offene Feuerstelle die Wände eingerußt hatte, wurde es besser.
    Auch ohne Fackel ging Maadi zielstrebig zu einer halb zerstörten Treppe und deutete auf etwas, das sich darunter befand. »Das wollte ich dir zeigen.«
    Aruula trat neben sie. Die Flamme der Fackel knisterte und flackerte in einem plötzlichen Lufthauch, der aus einem ausgefransten Loch im Boden kam. Es sah aus, als sei es von unten aufgesprengt worden.
    Orguudoo, dachte Aruula. Ihr Mund wurde trocken.
    »Wie hast du das entdeckt?«, fragte sie.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher