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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zurücklassen und den mitgebrachten Eissegler auf ein Schiff in Richtung Nordwesten verladen. Matt hoffte, dass der beginnende Sommer ihnen die Wettervorteile verschaffte, die sie für eine Reise über den Pol benötigten.
    Er blinzelte in die Sonne. »Wie spät ist es?«
    »Achtzehn Uhr sechsunddreißig.« Aikos Antwort kam ohne Zögern. Zu seinen zahlreichen Sensoren schien auch ein automatischer Chronometer zu gehören.
    »Vielleicht schaffen wir es bis zum Abend.«
    Es knallte.
    Von einer Sekunde auf die andere verteilte sich rötlicher Schleim explosionsartig auf dem magnetischen Schutzschirm, der als Frontscheibe diente und den Fahrtwind abhielt.
    Matt fuhr zusammen und fluchte leise.
    »Was ist los?«, fragte Aruula verschlafen vom Nebensitz, während Matt mit einem Knopfdruck die Leistung des Feldes erhöhte. Blut und Schleim perlten davon ab und verloren sich irgendwo hinter dem Gleiter. Der Autopilot hielt unbeirrt den Kurs.
    »Eine Mücke. Sie ist genau in den Magnetschirm geflogen.«
    »Ist das gefährlich?« Aruula klang nicht so, als sei sie wirklich an einer Antwort interessiert. Trotzdem war er froh, dass sie überhaupt etwas sagte. Seit sie ihre telepathische Fähigkeit des Lauschens verloren hatte, kapselte sie sich immer stärker von allem anderen ab. Selbst mit ihm sprach sie kaum noch.
    »Nein, nur eklig.«
    Ein Teil von ihm fragte sich, ob die faustgroßen Tiere, die er in Ermangelung eines besseren Begriffs als Stechmücken bezeichnete, ihm vielleicht den Krieg erklärt hatten. Zuerst war er von einer im Schlaf gestochen worden und hatte tagelang ausgesehen wie der Elefantenmensch, und jetzt versuchten sie sogar noch den Gleiter zu versauen.
    Matt schüttelte den Gedanken ab und setzte sich wieder. Die erhöhte Leistung des Schutzschirms sorgte zwar für ein unangenehmes Summen, aber bis Portland war es nicht mehr weit.
    Matt drehte den Kopf, wollte die günstige Gelegenheit zu einem Gespräch mit Aruula nutzen, aber die hatte sich bereits wieder zusammengerollt. Sie schlief sehr viel in den letzten Tagen, auch wenn er manchmal den Verdacht hatte, dass sie nur die Augen schloss, um keine Fragen beantworten zu müssen.
    Matt seufzte. Entgegen seinen Hoffnungen halfen die langen Tage mit ihrem ständigen Sonnenschein nicht dabei, Aruulas Laune zu heben. Sie schien das alles kaum wahrzunehmen.
    Aiko lenkte den Lastgleiter näher heran. Als Matt sah, dass der Japaner die Headset-Einheit seines Gleiters schwenkte, griff auch er in die Ausbuchtung links neben dem Pilotensitz, zog den kombinierten Mikrophon-Kopfhörer hervor und setzte ihn auf.
    »Hast du mit ihr geredet?«, fragte Aiko über die Bord-zu-Bord-Kommunikation.
    Matt hob die Schultern. »So gut es ging.« Er sprach leise. Über den Fahrtwind hinweg würde Aruula nicht hören können, was gesagt wurde, selbst wenn sie ihren Schlaf nur vortäuschte. »Sie fühlt immer noch nichts. Und sie hat Angst, dass ihre telepathischen Kräfte nie mehr zurückkehren könnten.«
    »Sie würde daran zerbrechen!«
    »Nein«, entgegnete Matt schroffer als beabsichtigt. Rasch dämpfte er seine Stimme wieder. »Wenn es tatsächlich so ist, wird sie sich mit der Zeit daran gewöhnen. Dafür kenne ich sie zu gut. Aruula gibt nicht einfach auf.«
    Das sagte er. Doch im Innersten hielt auch ihn die Angst im Griff. Aiko und er konnten nicht nachvollziehen, was diese mentale Taubheit wirklich für Aruula bedeutete. Ob sie je damit zurecht kommen würde.
    »Da vorne ist eine Stadt«, wechselte Aiko das Thema. »Wenn die Karten stimmen, müsste das Portland sein.«
    Matt kniff die Augen zusammen, brauchte jedoch fast noch eine Minute, bis er sah, was Aikos bionische Implantate längst entdeckt hatten: eine große Ansammlung von Holzhäusern, die sich in eine U-förmige Bucht schmiegten. Zu seiner Zeit hatte Portland nicht direkt am Meer gelegen. Vermutlich war die Küste durch den gestiegenen Meeresspiegel zur Stadt gekommen. Genutzt hatten die Einwohner diesen Umstand zum Bau eines Hafens, an dessen steinernen Anlegestellen sich die Schiffe drängten.
    Matt sah unterschiedlichste Bauarten: Schiffe mit breiten Segeln wie Dschunken und andere mit hohen, schmalen Segeln, die geschickt zwischen den schwerfälligen Transportflößen und Galeeren manövrierten. Am Rand der Bucht bemerkte Matt sogar einen Schaufelraddampfer, der schwarze Qualmwolken in einen wolkenlosen Himmel blies und der ihn unangenehm an die Schiffe der Nordmänner erinnerte.
    »Pootland«,

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