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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Kabine.
    Dorian Hunter sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Er hatte sich beruhigt. Als er zu sprechen begann, war seine Stimme ganz klar; aber er wirkte noch immer schwach und hilflos.
    Ich war das Opfer einer Verschwörung. George von Loewenstein hatte bewiesen, dass er zu den anderen gehörte, jedenfalls nicht der verständnisvolle Freund war, und Dorian Hunter war auch ein Opfer, ein Gefangener, ein Verlorener.
    Ich löste mit zitternden Händen den breiten Gurt über seiner Brust. Draußen war es jetzt fast völlig dunkel.
    »Ich habe alles gehört«, flüsterte ich. »Stimmt das, was Sie sagten?«
    »Ja. Sie können es nicht glauben, aber hinter der Fassade des Lebens, wie Sie es kennen, gibt es das einflussreiche Reich der Dämonen. Sie tauchen auf wie seltene Meeresbestien und holen sich aus unseren Reihen die Opfer. Sie sind ausgesucht worden, das Opfer eines schauerlichen Rituals zu werden. Gerade hier auf Sardinien finden wir viele Dinge, die in eine andere Zeit, in eine andere Welt gehören.«
    Während ich zuhörte und noch zögerte, ob ich seine Worte für das Geschwätz eines Menschen mit verworrenem Geist oder für eine besondere Art Wahrheit halten sollte, löste ich die vier Ledergurte an seinen Armen. Dorian atmete tief durch.
    Ich bückte mich zu seinen Beinen hinunter. »Sie phantasieren, Hunter.«
    »Ist Ihr Name Arnold Valgruber? Sie sind Deutscher, nicht wahr?«
    »Ja. Woher …«
    »Unwichtig. Ich habe in meinem verfluchten Zustand einige Träume gehabt, die sich vielleicht auf eine mögliche Zukunft bezogen, auf einen winzigen Teil der Zukunft. Jedenfalls hörte ich Ihren Namen.«
    Wir waren uns niemals begegnet, das konnte ich beschwören; wir kannten uns nicht. Er konnte meinen Namen nicht kennen. In der Stille hörte ich nur unsere Atemzüge und das Klirren der Metallschließen, die ich nacheinander öffnete. Sein Verstand schien völlig klar zu sein.
    »Ich muss also sterben?«, fragte ich ungläubig. »Und Sie?«
    »Wenn man Sie nicht bestialisch schlachtet, dann ist der Zustand, in dem Sie sich morgen befinden, noch schlimmer als der Tod. Für mich gilt übrigens das Gleiche. Danke, dass Sie mich befreit haben.«
    Er stand langsam auf und klammerte sich an einem Handgriff und der Kante der oberen Koje fest.
    Ihm war schwindlig, denn seit Tagen hatte er festgeschnallt hier gelegen. Ich stützte ihn, und er hinkte stöhnend zur Tür, lehnte sich dagegen, warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu und lachte humorlos.
    »Wir sind Todgeweihte, mein Freund. Haben Sie ein Beiboot gesehen?«
    »Ja. Es ist an der Leiter festgemacht.«
    »Sie kennen das Schiff doch nicht etwa?«
    Ich nickte. »Ich war häufig Gast an Bord. Hier, in Cannigione, drüben in Baja Sardinia oder auch in Porto Cervo.«
    »Wir müssen weg. So schnell wie möglich. Und vermutlich auch so weit wie möglich«, sagte er und bewegte die Arme; er versuchte, die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
    »Ich habe nichts dagegen, aber sie werden uns kaum das Schlauchboot freiwillig leihen.«
    »Ich bin gewohnt, in solchen Fällen etwas unkonventionell vorzugehen«, sagte er mit Pausen zwischen den Worten: »Wo ist der Raum für die Werkzeuge?«
    Er hatte Recht. Wir mussten weg. Ich kannte die Ufer so gut, dass wir mit dem Gummiboot uns nicht verfahren würden. Aber es würde auf keinen Fall leicht sein, von der Jacht zu flüchten.
    »Ich zeige es Ihnen. Glauben Sie, dass Sie kräftig genug sind?«
    »Das nicht. Es muss schnell gehen. Haben Sie einen Platz, an dem wir uns vorübergehend verstecken können?«
    »Ich denke schon«, sagte ich. »Ein gemietetes Haus mit vielen Ecken, Winkeln und finsteren Löchern.«
    »Los. Gehen wir! Irgendwie schaffen wir es schon.«
    Ich öffnete die Tür. Die vier oder sechs Mann der Besatzung schienen sich in ihren Quartieren aufzuhalten. Wir schlichen den Korridor entlang, öffneten einen Verschlag und bückten uns.
    Nach einigen Sekunden keuchte Hunter und murmelte: »Ich habe etwas. Eine Harpune. Und hier – die Notfackeln. Es sind wirkungsvolle Waffen.«
    Waffen? Er schien wirklich ein Jäger zu sein. Als er aus dem Verschlag zurückkam, strahlte er eine neue rätselhafte Kraft aus. Er handelte wie im Fieber. »Die Kabine des Besitzers – wo ist sie?«
    Ich deutete auf die Stelle, an der der schmale Korridor einen Knick machte. Dort brannte die einzige Lampe hier unten.
    Der Mann neben mir schloss blitzschnell eine schwere, längliche Pressluftflasche an die Harpune an, nachdem er

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