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060 - Trip in die Unterwelt

060 - Trip in die Unterwelt

Titel: 060 - Trip in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Hände am Ruder. Links und rechts von ihr standen maskenhaft starre Gestalten mit glühenden Augen. Oder spiegelten sich die Flammen in ihren Augen besonders stark? Sie sahen tatsächlich wie Totenschädel in einer Geisterbahn aus.
    »Ich sehe es!«, schrie ich, steuerte nach Backbord, duckte mich und raste dann auf der Bugwelle hinein in das ruhige Wasser des Hafens. Das Fischerboot zog mit seiner seltsamen Besatzung seinen Weg, passierte die Hafenlichter und hielt Kurs auf die brennende Jacht.
    Noch schien niemand etwas gesehen zu haben, aber in wenigen Augenblicken würde es hier jede Menge Aufregung geben.
    »Jetzt sind Sie dran. Wir brauchen ein Versteck!«, rief Hunter, als ich das Gummiboot auf jene Stelle des Hafens zusteuerte, an der ich eine schräge Böschung wusste. Im Schein der schwankenden Beleuchtung sah ich die Böschung und schrie: »Festhalten!«, dann setzte ich das Boot aufs Land und schaltete die Zündung aus.
    »Springen Sie einfach raus! Laufen Sie zum Wäldchen hinüber!«, rief ich und packte eine Leine.
    Ich verließ hinter Hunter das Gummiboot, schlang das Ende der Leine um ein Stahlseil des rostenden Krans und machte einen unseemännischen Knoten. Dann lief ich ihm nach.
    »Warum hierher?«, rief er über die Schulter zurück.
    »Weil hier vielleicht noch mein Wagen steht«, sagte ich und versuchte, die Umrisse des Automobils irgendwo zu erkennen.
    Die Flammen schlugen immer höher. Treibstoff war ausgelaufen und breitete sich zungenförmig auf dem Wasser aus. Die Flammen wurden von den Wellen immer wieder zerrissen, erloschen, flackerten Sekunden später wieder auf. Dann gab es eine dritte Explosion, die das halbe Heck wegsprengte. Das mussten die Leute aus Cannigione hören.
    Die Flammen bewirkten, dass ich schräg vor uns Glas und Farbe sah und das Funkeln der Chromstoßstangen. Ich änderte meine Richtung und hastete darauf zu.
    Es war mein Wagen. Hatte ich den Zündschlüssel abgezogen?
    Hunter stand ruhig neben dem Fiat und deutete in die Richtung der Flammen. »Sehen Sie genau hin! Auf dem Fischkutter – das sind mit einiger Sicherheit Hekate und ihre Kreaturen. Sie wollten die Jacht besuchen.«
    »Wer ist Hekate?«
    »Eine Feindin. Vielleicht die gefährlichste, die ich jemals hatte.«
    Das Schiff mit dem Mast und schrägen Ladebäumen wirkte wie ein Scherenschnitt vor einer lodernden Feuerwand.
    Ich ließ mich auf den Fahrersitz fallen und legte erschöpft den Kopf auf das Lenkrad.
    »Steigen Sie ein, Hunter!«, brummte ich schließlich. »Machen wir, dass wir wegkommen, ehe die freiwillige Feuerwehr eintrifft.«
    »Sie haben Recht.«
    Ich wollte ihn eben fragen, ob er durch Kurzschließen einen Wagen starten konnte, aber im gleichen Augenblick merkte ich, dass ich auf dem Schlüsselanhänger saß.
    Hunter sagte leise zu mir: »Im Augenblick bin ich einigermaßen klar, aber ich brauche dieses verdammte Zeug zum Überleben. Warum fahren wir nicht?«
    Der Wagen sprang augenblicklich an. Vor meinem inneren Auge entstand das Bild eines brennenden Kamins, von heißem Kaffee und frischer Kleidung. Hoffentlich hatten die Dämonentänzer die Tür zu meinem Haus geschlossen, ehe sie mich verfolgten. Ich sah schon das Manuskriptpapier vom Maestrale über Hügel der Gallura verstreut.
    »Wohin geht es eigentlich? Ich hoffe, Sie halten das alles nicht für einen Witz. Wir sind in tödlicher Gefahr«, erklärte Hunter mit müder Stimme.
    »Zu einem Haus, das ich gemietet habe. Ich glaube nicht, dass ich die Sache als harmlos ansehen kann.«
    Ich wendete, nur das Standlicht eingeschaltet. Die Bewohner der Häuser rund um den Hafen stürzten fast alle gleichzeitig aus den Türen. Irgendwo begann eine Sirene aufzuheulen und überlagerte mit ihrem schneidenden Ton das aufgeregte Geschrei der Menschen. Der Fischkutter schob sich an dem Flammenmeer vorbei und verschwand ohne eingeschaltete Positionslichter in der Dunkelheit.
    Ich fand im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung und in dem gelblichen Licht, das aus vielen Fenstern und offen stehenden Türen fiel, die richtige Straße.
    Diesmal gehorchte mir der Wagen und machte sich keineswegs selbständig.
    »Ist es weit?«, fragte schläfrig und mit belegter Stimme der Mann neben mir.
    Ich kurbelte das Fenster herunter und schaltete die Scheinwerfer an. »Nein. Rund zwanzig Kilometer.«
    Unbehelligt legten wir die Entfernung zwischen Hafen und meinem Haus zurück. Alle Lichter brannten. Die elektrische Heizung war eingeschaltet, die Tür

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