0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
wundern, außerdem bleibt uns nicht viel Zeit. Ich befürchte, daß die Horror-Reiter herausgefunden haben, wo wir uns versammeln werden.«
»Und sie greifen dann an?«
»Ja.«
Ich ging auf den Hirsch zu und stellte mich an seine linke Seite.
Hätte ich behauptet, ein guter Reiter zu sein, wäre das gelogen gewesen. Das Tier war ziemlich groß. Ohne Steigbügel war es nicht einfach für mich, auf den Rücken zu steigen. Es sah schon etwas ungelenk aus, wie ich es versuchte.
Schließlich saß ich doch, umklammerte mit beiden Beinen die Flanken des Tieres und atmete tief durch. Dabei schloß ich die Augen, als wäre die Realität ein Traum, dem ich entrinnen wollte.
»Können wir, John?«
Ich schaute in das zitternde lächelnde Gesicht des Feengeistes.
»Klar, ich muß nur…«
»Nichts brauchst du, John, gar nichts. Du mußt nur einfach wollen, daß der Hirsch läuft.«
Ich wollte es.
Das Tier startete. Wenn der Vergleich schnell wie der Wind jemals zugetroffen hatten, war es hier der Fall. Denn ich kam mir vor, als würden wir beide vom Wind des Landes Aibon fortgetragen.
***
Da war das verdammte Messer, dessen Spitze auch weiterhin bedrohlich über Suko schwebte.
Und da waren die Schritte der Männer in Grau, die sich keine Mühe gaben, sich zu verstecken, denn sie maßen den Raum ständig auf und ab, als wollten sie durch diese Bewegung dokumentieren, wie ungeduldig sie letztendlich waren.
Die Klinge hing ruhig. Sie war seit John Sinclairs Verschwinden nicht weiter nach unten gewandert, aber das würde sich ändern, wenn Suko es nicht schaffte, sich zu befreien, oder es seinem Freund nicht gelang, die Horror-Reiter auszuschalten.
Man hatte viel Unmögliches von Sinclair und seinen Freunden verlangt. Sie hatten auch das unmögliche manchmal möglich gemacht, aber die Horror-Reiter zu vernichten, würde über Johns Kräfte gehen. Suko wußte das, nur suchte er nach einem Weg, es auch den verdammten Typen da beizubringen.
»Hört mal zu«, sagte er in das Geräusch ihrer Tritte hinein. »Ich möchte euch einen Vorschlag machen.«
Sie blieben stehen. Beide am unteren Teil der Pritsche, so daß Suko in seiner Lage zu ihnen hochschauen konnte. »Was hast du gesagt?«
»Ich möchte euch auf einen großen Fehler aufmerksam machen, den ihr begangen habt.«
»Dafür sind wir dir dankbar – rede.«
»John Sinclair wird es nicht schaffen, die vier Horror-Reiter zu vernichten.«
Suko stellte diese Behauptung in den Raum und mußte erleben, daß auch die Männer in Grau zu erschrecken waren.
»Habt ihr gehört?«
»Das Vertrauen zu deinem Freund scheint uns doch nicht sehr groß zu sein.«
»Ich bin Realist. Er hat es bisher nicht geschafft, er wird es auch jetzt nicht schaffen.«
»Aber er konnte den Schwarzen Tod besiegen und ähnlich mächtige Dämonen. Also muß er…«
»Das war damals etwas anderes.«
»Wir haben ihm den Bumerang gegeben…«
Sukos Lachen ließ den Satz zerplatzen. »Klar, mit seinem Bumerang kann er vielleicht einen Reiter töten. Aber was ist mit den drei anderen? Die sind noch da.«
»Dann muß er sich anstrengen. Das Kreuz, die Pistole, er ist mächtiger, als du uns weismachen willst.«
Suko wußte, daß er den falschen Weg eingeschlagen hatte, aber er ließ sich von seinem eigentlichen Ziel nicht abbringen. »Es wäre trotzdem besser, wenn wir etwas ändern und ihr auf meinen Vorschlag eingehen würdet.«
»Rede!«
»Euer Plan ist im Prinzip gut, aber trotzdem falsch, und das hängt mit mir zusammen. Ihr habt John nach Aibon geschickt, um die Horror-Reiter zu vernichten. Das ist der reine Wahnsinn. Ebenso gut hättet ihr ein Kaninchen auffordern können, die Schlange zu fressen, die sich vor ihm aufgerichtet hat.«
»Was willst du?«
»Ihm folgen.« Jetzt war es heraus, und Suko spürte die Spannung, wie die beiden wohl reagieren würden.
»Du willst frei sein?«
»Und gleichzeitig für euch kämpfen oder für uns. Laß mich nach Aibon, denn gemeinsam werden wir es möglicherweise schaffen. Vier Hände sind doppelt so stark wie zwei.«
»Nicht in diesem Fall!«
»Was spricht dagegen?«
»Alles!« wurde Suko erklärt. »Du versuchst, uns reinzulegen. Du willst unseren Plan zerstören, das können wir nicht akzeptieren. Es bleibt alles beim alten. Wir werden dich hier unter Kontrolle halten und John Sinclair in Aibon lassen.«
»Was könnte euch passieren, wenn ihr von euren Plänen abrückt?«
»Daß ihr uns hintergeht. Welches Interesse solltet ihr daran
Weitere Kostenlose Bücher