0601 - Die falschen Mutanten
Messingschild.
Rhodan gab sich einen Ruck. Er öffnete die Tür. Es geschah lautlos.
Terhera stand am Fenster und wandte den drei Besuchern den Rücken zu. Seine Haltung drückte aus, daß er in Gedanken versunken war. Das Büro war einfach eingerichtet. Es gab einen breiten Tisch, auf dem ein paar Schreibutensilien standen, und einen Datencomputer. An einer Wand war ein Schrank aufgestellt. Das einzige Bild im Raum zeigte eine Aufnahme der Erde vom Weltraum aus. Für Rhodan war dieses Bild ein Symbol. Es zeigte ihm, daß Terhera II sich als Terraner fühlte.
Rhodan räusperte sich.
Bount Terhera fuhr herum. Er runzelte die Stirn.
„Was wollen Sie?" fragte er scharf. „Ich mache keine Geschäfte mit Männern wie Ihnen."
Rhodan sah ihn abschätzend an.
„Sie beurteilen die Menschen doch nicht nach ihrem Äußeren?"
Der Makler zuckte zusammen. Seine Blicke schienen Rhodan durchbohren zu wollen. Rhodan erwiderte sie gelassen.
„Die Stimme", sagte Terhera. „Es ist die Stimme, die ich vor ein paar Stunden am Visiphon hörte."
„Ja", sagte Rhodan.
„Ihre Stimme erinnert mich an noch etwas." Terhera strich sich nachdenklich über das Haar.
„Ich habe den Eindruck, daß ich Ihre Stimme schon sehr oft gehört habe."
Rhodan drückte die Tür hinter sich zu. Unaufgefordert zog er einen Stuhl bis zum Schreibtisch und setzte sich. Atlan und Tschubai blieben an der Tür stehen.
Es entging Rhodan nicht, daß Terhera nervös war. Sicher fürchtete er, daß er durch solche Besuche in den Verdacht geraten könnte, sich wieder politisch zu betätigen.
„Was ... was wollen Sie?" erkundigte sich Terhera schließlich.
„Uns interessiert Ihre Einstellung zur Politik des Großadministrators", sagte Rhodan.
Als wären diese Worte ein verabredetes Signal, kam Terhera schnell hinter seinem Schreibtisch hervor und ging zur Tür. Er riß sie auf und sah die drei Besucher an.
„Verschwinden Sie!" sagte er ärgerlich. „Politik interessiert mich nicht. Sie haben eine Minute Zeit, dieses Haus zu verlassen, dann informiere ich den Sicherheitsdienst."
Bedächtig griff Rhodan nach den Biomolplaststücken in seinem Gesicht und riß sie ab.
Terhera starrte ihn an. Er schien nicht zu verstehen, was sich ereignete. Seine Blicke wanderten zu Atlan und Tschubai, die nun ebenfalls die Masken vom Gesicht nahmen. Terhera sagte irgend etwas Unverständliches. Er wich langsam zurück. Sein Gesicht war blaß geworden, die Lippen bildeten einen schmalen Strich. Rhodan erhob sich langsam und ging auf Terhera zu.
„Sie sind ...", brachte Terhera stockend hervor. „Sie sind ... Perry Rhodan! Dieser andere Perry Rhodan."
„Ja", sagte Rhodan gelassen.
Terhera rang nach Atem. Er kehrte hinter den Schreibtisch zurück und ließ sich in den Sessel sinken. Er war völlig aus der Fassung gebracht worden. Der Schock zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Als er aufblickte, sagte er: „Und Atlan! Und Ras Tschubai!"
„Richtig", bestätigte Rhodan.
„Ich habe bisher nicht daran geglaubt", sagte Terhera schließlich. „Wissen Sie, für einen nüchtern denkenden Menschen ist es schwer, an die Geschichte mit den Parallelwelten zu glauben."
„Ich will versuchen, Ihnen alles zu erklären", erbot sich Rhodan.
Er gab Terhera einen knappen Bericht, wie es zu dieser Situation gekommen war. Dabei verhehlte er nicht, was er von Rhodan II und dessen Regierung hielt. Terhera hörte aufmerksam zu. Er zitterte vor Erregung. Sein Gesicht ließ erkennen, was sich in ihm abspielte.
Rhodan war sich darüber im klaren, daß er alte Wunden in diesem Mann aufriß, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Eines war ihm längst klargeworden: Bount Terhera II war nicht das gewissenlose Individuum, das er von seiner eigenen Existenzebene her kannte.
„Das klingt unglaublich!" stieß Terhera hervor, als Rhodan seinen Bericht beendet hatte.
„Es ist die Wahrheit", versicherte Atlan.
Der Makler hatte sich jetzt gefaßt. Er sah die drei Männer aufmerksam an. Sein Mißtrauen hatte sich noch nicht gelegt.
„Und weshalb kommen Sie hierher?"
„Wir suchen Verbündete und Freunde, die uns helfen, diesem Diktator zu entkommen", sagte Rhodan freimütig. Es hatte keinen Sinn, diesen Mann mit Lügen überzeugen zu wollen. Terhera war klug genug, die Zusammenhänge zu erkennen.
Wenn er das Gefühl hatte, daß man ihn hintergehen wollte, würde er sich nicht zur Zusammenarbeit bereit erklären.
„Wir glauben", fuhr Rhodan fort, „daß die
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