0602 - Brutstätte des Bösen
schwer. Wir kommen nicht so recht von der Stelle. Wenn Ihr Kollege erscheint, wird er sich einmischen wollen.«
»Das weiß ich nicht.«
Mandini nickte und spielte mit der Zigarettenschachtel. »Sie haben den Teufel erwähnt, wenn ich mich nicht irre.«
»Richtig.«
»Was meinten Sie denn damit?«
»Ich habe geflucht. Wenn Sie hier hausen müßten, wäre das verständlich – oder?«
Der Polizist bewegte einige Male seinen Mund, bevor er Glenda zustimmte und dann fragte: »Was haben Sie denn nun vor?«
»Ich bleibe Ihrem Ort erhalten. Es wird doch ein Hotel geben, wo ich übernachten kann. Mein Besucher wird sich erst am späten Tag hier zeigen.«
»Es gibt so etwas.«
»Und wo?«
»Schräg gegenüber. Wir sind hier an der Hauptstraße. Sie werden uns vom Fenster aus sehen können.«
»Darauf kann ich wohl verzichten. Wenn ich jetzt um mein Gepäck bitten dürfte?«
Mandini nickte. »Das bekommen Sie. Nur noch ein paar Fragen, wenn es recht ist.«
»Nein, es ist mir nicht recht. Ich weiß nichts. Der Mönch ist – aus welchen Gründen auch immer – vor meinen Augen gestorben. Ich habe mit seinem Tod nichts zu tun.«
»Das glauben wir Ihnen ja inzwischen. Nur müssen wir herausfinden, wieso er starb.«
»Nicht mein Problem.«
Mandini beugte sich vor. »Darf ich Sie zum Essen einladen? Da plaudert es sich besser.«
Glenda wollte spontan ablehnen, doch sie dachte nach. Man hatte ihr einiges angetan und wieder etwas gutzumachen, auch wenn Mandini sicherlich Fragen stellen würde.
»Ja, ich gehe mit«
»Das freut mich. Wissen Sie was, ich bringe Sie in das Hotel, Sie machen sich frisch, und ich lasse in der kleinen Küche schon einen Tisch reservieren. Der Laden gehört meiner Schwägerin.«
Es trat alles so ein, wie Mandini versprochen hatte. Auch mit dem Zimmer war Glenda zufrieden. Es entpuppte sich als groß und luftig, auch die Fenster waren hoch. Wegen der starken Sonne waren die Außenrollos geschlossen worden.
Glenda öffnete sie und besaß einen prächtigen Blick über das toskanische Hügel- und Bergland. Zum erstenmal fühlte sie sich besser.
Unter der Dusche verschwand auch der letzte Dreck. Sie zog sich um und ging nach unten, wo Mandini bereits wartete und sie aus funkelnden Augen anschaute.
»Ist was?« fragte Glenda.
»Man erkennt Sie nicht wieder, bella Glenda. Die weißen Hosen liebe ich an Frauen.«
»Das sagt mein Freund auch immer.«
»Er hat einen guten Geschmack.«
Sie aßen tatsächlich in einem Wohnraum. Er war mit dunklen Möbeln dekoriert. Die Schwägerin und deren Tochter trugen die Speisen auf, und Glenda bekam große Augen. »Haben Sie noch jemand eingeladen, Signore Mandini?«
»Nein, das ist für uns.«
»Soviel schaffe ich nie.«
»Lassen Sie sich Zeit.«
Der Wein wurde auch serviert. Zuerst ein trockener Weißer, danach ein kraftvoller Roter.
Glenda pfiff auf sämtliche Diät-Vorschriften und schlug an diesem Mittag so richtig zu. Ihr Gegenüber freute sich, wie es ihr schmeckte, auch seine Verwandtschaft war begeistert.
Natürlich kam der Polizist wieder auf den Fall zu sprechen, doch Glenda konnte ihm nicht helfen.
»Wissen Sie«, sagte er und blies Rauch zur Seite. »Ich wundere mich noch immer über das Blut. Wir haben nämlich keine Wunde entdecken können.«
»Es waren innere Blutungen.«
»Auch dafür muß es Gründe geben.«
Glenda hob ihre Espresso-Tasse. »Sie werden die Leiche doch untersuchen lassen.«
»Nicht hier, in Firenze.«
»Dann können Sie das Ergebnis erfragen.«
»Si, das dauert nur. In der Zwischenzeit werden Sie ja nicht mehr hier sein – oder?« Er schaute sie schräg und irgend lauernd an.
»Wie meinen Sie das?«
»Ehrlich gesagt finde ich es ein wenig ungewöhnlich, daß Sie einen Kollegen herkommen lassen. Wir hätten Sie nicht mehr festgehalten, aber Sie ziehen es vor, freiwillig bei uns zu bleiben. Ich will Ihnen nichts unterstellen, glaube aber nicht daran, daß Sie es allein wegen der Gegend getan haben.«
Glenda spürte die Hitze der Tasse gegen ihre Finger strahlen.
»Welcher Grund sollte sonst vorhanden sein?«
Mandini lachte. »Ich rechne eher damit, daß sich ihr Kollege um den Fall kümmern wird.«
»Meinen Sie?«
»Si!«
»Und wie kommen Sie darauf?«
»Ganz einfach. Ich habe nicht lauschen wollen, aber Ihr Gespräch machte mich aufmerksam. Sie haben einige Dinge erwähnt, über die man besser nicht spricht.«
»Sie meinen den Teufel?«
Mandinis Gesicht überzog sich mit einer Gänsehaut. »Das
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