0604 - Stunden der Angst
Suko.
»Aber klar doch.« Otis grinste.
»Laßt es auf einen Versuch ankommen. Es würde mich wirklich interessieren, ich bin von Natur aus neugierig.«
»Wissen wir.«
Suko wollte Zeit gewinnen. Er dachte an John und glaubte fest daran, daß sein Verschwinden von dem Geisterjäger längst bemerkt worden war. John würde hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen und auf diesem Gelände erscheinen.
Leider schaffte er es nicht, auf seine Uhr zu schauen. Wenn er überhaupt etwas bewegen konnte, waren es seine Augen und auch der Kopf.
Otis hatte sich gedreht und starrte über die Kerzenflamme hinweg.
»Schön ist er hier«, lobte er sich selbst, »wirklich schön. Wir sind diejenigen, die die alten Formeln gefunden haben. Sie waren hier versteckt, vergraben. Vor langer Zeit mußte auf diesem Hof jemand gehaust haben, der sich bei dem Teufel eingeschmeichelt hatte. Wir wissen auch nicht, wer es gewesen ist, nicht einmal seinen Namen kannten wir.« Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich wieder um, »aber wir kennen sein Erbe, wir fanden es, und das war wichtig.«
»Was habt ihr damit gemacht?«
Otis trat näher an Suko heran, so daß der Inspektor genau in die beiden düsteren Augen schauen konnte. Sie kamen ihm vor wie Eingänge in einen tiefen Schacht. »Wir haben es probiert, wir haben sie nachgesprochen, und dann sind die Damions erschienen. Zuerst kam der Schleim, er stieg aus den Ritzen hervor, er kochte, roch nach Moder und Verwesung, dann kamen sie, die Damions. Sie stürzten sich auf alles, was lebte, nur auf uns nicht, denn wir hatten sie ja gerufen. Die Hölle oder der Teufel hat sie freigelassen, also steht er auf unserer Seite. Er hat uns die Damions geschickt.«
»Was habt ihr davon?« fragte Suko leise. »Was soll das alles werden? Wohin wollt ihr noch?«
»Macht, mein lieber, kleiner Bulle.« Er tätschelte Sukos Wangen.
»Eine Macht, gegen die andere nicht ankommen. Wir haben vor, hier eine Festung zu errichten, dieser leere Bauernhof wird ein Rastplatz für den Teufel sein. Die Damions entstehen durch Schleim. Erst kam der Schleim, dann holten wir sie, und wir haben gehört, daß ihre Geburtsstätte ganz woanders sein soll.«
»Nicht in der Hölle?«
»Ja und nein, Bulle. Alles gehört dazu. Für uns ist alles Hölle, wenn du verstehst. Auch wenn es Kreaturen gibt, die von einem anderer Planeten den Weg hergefunden haben.«
»Vom Planeten der Magier etwa?«
Otis zuckte zurück und schaute auf Lucky, der über seinen Mund strich, bevor er etwas sagte. »He, der Bulle scheint wirklich nicht zu den Dummen zu gehören.«
»Stimmt, stimmt genau.« Otis grinste. »Du bist gut informiert, mein Bullenfreund. Verdammt gut sogar.« Das Staunen verschwand allmählich aus seinem Gesicht. »Mich würde interessieren, woher du das alles weißt.« Er nickte. »Sagst du es uns?«
»Klar, ihr braucht mich nur loszubinden.«
»Hund!« Otis trat zu. Ein Reflex, ein Hochkochen der Wut, denn er fühlte sich auf den Arm genommen.
Suko biß die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen. Er sah Otis’ Zeigefinger vor seinem Gesicht. Wie ein Pendel bewegte er sich hin und her. Es sollte eine Drohung sein. »Ich will nicht, daß du noch einmal dieses dumme Zeug erzählst, hast du gehört?«
»Ihr habt mich gefragt.«
»Aber nicht so, Bulle. Auf diese Antworten können wir gut und gerne verzichten.«
Suko schwieg. Er dachte an die Worte der Kerle und wußte jetzt, woher diese Damions stammten. Es mußte irgendwo hier auf dem Gelände ein transzendentales Tor geben, durch das gewisse Geschöpfe von einer Welt in die andere gelangen können. Und zwar vom Planet der Magier her. Dort befand sich eine Geburtsstätte der Ghouls, ein gewaltiger See, nur aus Schleim bestehend. Da kamen sie her, dort wurden sie produziert, und Suko hatte bisher gedacht, daß es keinen weiteren Zugang in die normale Welt gab. Ein Irrtum, wie er zugeben mußte. War der Zugang offen, konnten tatsächlich so viele Damions erscheinen, wie die Kerle es wollten. Wenn diese Monstren tatsächlich einen Weg fanden, um sich auszubreiten, sah es für die Menschen in der Nähe böse aus.
Wie konnten sie gestoppt werden?
Otis leckte über seine Lippen. Dann strich er an den Tätowierungen entlang und legte den Kopf schief. Bedächtig griff er unter seine Weste und holte etwas hervor, das Suko sehr gut kannte. Es war die eigene Beretta. Er drückte dem Inspektor die Mündung gegen die Stirn und legte den Finger um den Abzug.
»Einmal
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