Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0605 - Der Horror-Engel

0605 - Der Horror-Engel

Titel: 0605 - Der Horror-Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Australier hier draußen am Rand des Outback wunderten sich darüber nicht. Sie wunderten sich nur darüber, daß ein Aborigine die kleine Maschine flog.
    Die Begrüßung war herzlich. »Können wir uns irgendwo in Ruhe zusammensetzen?« fragte Shado.
    Zamorra bot das Zimmer an, in dem sie übernachtet hatten.
    Dagegen hatte Big Ben allerdings etwas einzuwenden.
    »Yeero hat euch nur eine Übernachtung bezahlt. Bevor ihr euch da weiter einnistet, will ich Geld sehen.«
    »Schau in deine Geldbörse, dort siehst du Geld, Weißbursche«, sagte Shado gelassen.
    »Wenn du meinst, das wäre witzig, da kannst du gleich wieder gehen!« knurrte der Wirt.
    Zamorra zog Nicole und Shado mit sich wieder nach draußen. »Wir haben hier kein Gepäck, also sind wir flexibel«, erklärte er. »Für die nächste Nacht finden wir auch anderswo ein Quartier.«
    In der Zwischenzeit hockten sie sich in den Schatten eines der Steinhäuser. Zamorras anfängliche Befürchtung, die Bewohner des Hauses würden sie dort vertreiben, weil sie sich praktisch im Garten befanden, erwies sich als ebenso unbegründet wie Nicoles Hoffnung, von freundlichen Mitmenschen ins Innere des Hauses eingeladen zu werden.
    Offenbar war niemand daheim.
    Shado verschwand kurz im einzigen Laden des kleinen Ortes und kam wenig später mit einigen Mineralwasserflaschen und ein paar Kleinigkeiten zum Essen zurück. »Die wollten mir doch glatt erst mal Bierdosen andrehen, als ich etwas zu trinken forderte«, schimpfte er. »Es wird wohl noch sehr lange dauern, bis mein Volk von den Weißburschen wirklich akzeptiert wird.«
    »Es ist eine Eigenheit der weißen Rasse, verächtlich auf andersfarbige Menschen herabzusehen«, seufzte Nicole. »Da werden wir nur noch von den Japanern übertroffen, die sehen sogar auf uns Weiße herab.«
    »Etwas stört die Traumzeit«, kam Shado jetzt zum Thema.
    »Etwas ist gekommen, und der Regenbogenmann will, daß die Störung behoben wird - wie es im Sprachgebrauch der Weißen so schön heißt.«
    »Lamyron…«, flüsterte Zamorra.
    Fragend sah Shado ihn an.
    Zamorra erklärte so knapp wie möglich, was es mit dem Geflügelten auf sich hatte. »Glaubst du, der Regenbogenmann könnte ihn gemeint haben?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Yolngu. »Ich muß ihn sehen, um es zu wissen. Aber der Regenbogenmann hat euch mir gezeigt. Das heißt, daß eure Hilfe vonnöten ist.«
    »Welch ein Zufall, daß wir gerade hier sind.«
    »Es ist kein Zufall. Wäret ihr nicht hier, hätte mich der Regenbogenmann zu einem anderen Zeitpunkt gerufen. Die Traumzeit ist ständig und überall.«
    Ein Gedanke durchzuckte Zamorra. Die Dimension der Steinernen war ebenfalls überall zugleich gewesen…
    Aber es war nur eine Analogie, es gab keine Verbindung.
    »Was können wir tun?« fragte Zamorra.
    »Wir werden denjenigen, der die Traumzeit stört, finden müssen. Ich sah den Brennenden Berg. Deshalb glaube ich, daß sich dort derjenige befindet, der stört.«
    »Ayer’s Rock.« Zamorra nickte. »In Sichtweite des Felsens kamen wir hier an. Wir wurden durch eine andere Welt hierher versetzt. Wenn uns ein anderer Aborigine nicht geholfen hätte…«
    »Ein anderer?«
    »Yeekhanor.«
    »Das soll sein Name sein?« Shado schüttelte Kopf.
    »Niemand heißt so.«
    Zamorra dachte an Nicoles Hinweis, Yeero sei nicht echt, und er erinnerte sich auch an Yellos Bemerkung, Yeero Khan keinem Clan zuordnen zu können.
    »Ich denke, wir sollten uns mal am Brennenden Berg umsehen«, schlug Shado vor. »Dort finden wir sicher, was wir alle suchen. Lamyron, der Prophet, ist derjenige, der die Traumzeit stört? Nun, es könnte so sein.«
    »Oder sollte Yeekhanor der Störfaktor sein?« warf Nicole ein.
    »Wir werden sehen«, sagte Shado. »Machen wir uns an die Arbeit. Auch wenn die Traumzeit immer ist, eure Zeit ist begrenzt. Ihr werdet nicht lange in diesem Land verweilen wollen. Zudem werdet ihr schon bald in einer anderen Zeit benötigt. Auch jene unterliegt einer Störung, die schon lange währt.«
    Zamorra und Nicole sahen sich verblüfft an.
    »Was meinst du damit, Shado?« fragte Nicole.
    »Ihr werdet es bald wissen«, erwiderte der Aborigine vage.
    »Kommt jetzt. Wir fliegen zum Brennenden Berg.«
    ***
    Der Unsichtbare starrte ihnen hinterher.
    Etwas war geschehen, das er nicht einkalkuliert hatte. Jener, der ihm helfen sollte, den Geflohenen zu finden, machte sich mit einem Yolngu auf den Weg, und der Unsichtbare fand keine Möglichkeit, sich ihnen

Weitere Kostenlose Bücher