0605 - Sprung nach GALAX-Zero
dieser jungen Frau bis aufs Haar glich, seine Spaße mitgemacht hatte.
Orana Sestore II war - als erste Beobachtung - charakterlich jener wirklichen Orana mehr als nur ähnlich. Sie zählte nicht zu den Bösewichten.
War sie ein „normaler" Mensch, dann schien ihr Zustand - zweite Beobachtung - die Folge eines starken Druckes oder Zwanges zu sein. Also war sie das Werkzeug des anderen Rhodans.
Sie war ein gebrochener Mensch. Sie fürchtete sich, sie hatte Angst. Sie war verschüchtert und stand unter stärkster Spannung. Gucky sah eine Weile lang zu, wie sich die knapp zwanzig Personen aus der kahlen Transmitterkammer hinausbewegten, dann teleportierte er hinauf in die Zentrale.
Hier setzte er sich in den größten und bequemsten Sessel, schlug seine bepelzten Beine übereinander und legte einen seiner „Finger" an den Nagezahn. Er überlegte scharf und dachte in diesem Zusammenhang nicht ein einziges mal an einen losen Scherz. Die ganze Sache war zu ernst und zu düster.
Sie kamen herauf; man hatte flüchtig den Anschein erwecken wollen, eine unverkrampfte Situation zu konstruieren.
Im Zentrum der Zentrale stand ein Tisch, um ihn herum waren Sessel befestigt worden. Becher und Flaschen standen auf dem Tisch. Die Besatzung der Zentrale kümmerte sich um den Kurs und um die Funksprüche, um die Tarnung und um den Zeitplan und gab sich Mühe, Orana nicht noch verlegener zu machen.
Schließlich, als sich die Situation ein wenig entspannt hatte, sagte Irmina: „Sie sind gezwungen worden, mit Hilfe Ihrer Möglichkeiten nach Rhodan zu suchen, nicht wahr, Orana?"
Orana starrte die Mutantin an, dann nickte sie langsam.
„Ja, so ist es!" bekannte sie.
Irmina hatte Mitleid mit Orana. Sie wußte nur, daß Orana ein Geheimnis verbarg. Tief in ihrem Innern, vermutlich ein Block um ihren Verstand. Ob sie es bewußt oder unbewußt verbarg, war im Augenblick noch nicht klar und nicht zu beweisen.
„Wir haben keinerlei Verfolger festgestellt!" warf Lloyd ein. Auch er konzentrierte sich auf Orana, auch er kam nicht viel weiter. Sie sperrte sich gegen seine forschenden Gedanken.
„Ich wurde nicht verfolgt."
„Aber Rhodan II weiß, in welcher Mission Sie unterwegs sind?"
„Ja. Er weiß es. Galbraith Deighton zwang mich. Aber ich bin keine Marionette. Ich bin ..."
„Sie meinen, daß Sie keinerlei Zwängen unterliegen?" half Irmina aus.
„Ja. Richtig."
Gucky zupfte nachdenklich an den Schnurrhaaren und schloß seinen Mund. Er schüttelte langsam den Kopf. Da gab es viele Dinge, die Irmina und Fellmer nicht einmal angetastet hatten.
Folgendes hatte er inzwischen feststellen können: Galbraith Deighton II hatte Orana gezwungen!
Sie zitterte innerlich um das Leben eines Menschen, der ihr sehr nahe stand!
Wer kann das sein? fragte sich Gucky.
Die Tochter und der Ehemann waren tot. Das war amtlich und beweisbar. Die Mutter war seit langem gestorben, das hatte die echte Orana Sestore gewußt, das war kein Geheimnis. Dann blieb also nur der Vater! Der Vater, der Gelehrte und Forscher, von dem sie oft erzählt hatte! Die Zentralfigur ihres Lebens!
Gucky teleportierte mitten auf die Tischplatte, richtete eine Pfote auf Orana und rief fast triumphierend: „Deighton hat Dayko als Geisel? Richtig?"
Orana sprang halb aus ihrem Sessel auf, sank wieder zurück und schlug die Hände vor das Gesicht.
„Du hast recht, Kleiner!" murmelte sie.
Für sie waren die Schwierigkeiten nicht geringer, denn auch sie mußte bewußt und ununterbrochen daran denken, daß die Menschen, die sie hier traf, im klassischen Sinn normal waren, also keineswegs pervertiert wie diejenigen Leute, mit denen sie täglich Umgang hatte.
Fellmer, der erfahrene Mutant, hatte die verblüffende Unterbrechung durch den Mausbiber dazu benutzt, in einem unbewachten und nicht kontrollierten Moment den Verstand der jungen Frau zu durchleuchten. Er war wesentlich weiter vorgedrungen als bei seinen bisherigen Versuchen.
Die erste Diagnose war grundfalsch!
Orana Sestore litt unter einer Bewußtseinsstörung.
Eine Blockierung lag über einem Teil ihres Verstandes.
Erinnerungen fehlten. Sie wirkte wie ein ferngesteuerter Mechanismus von großer Leistungsfähigkeit. In ihrem Gedächtnis war etwas mit Gewalt gelöscht oder überdeckt worden.
„Ich verstehe jetzt einiges weitaus besser!" murmelte Fellmer.
Langsam ging er die einzelnen Phasen der letzten Tage durch.
Die Unentschlossenheit an Bord der MARCO POLO, die verständlich war. (Deighton mußte dies
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