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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entfernt stand Donovan. Er nickte mir zu, bevor er grinste. »Na, ist es jetzt lebhaft genug?«
    »Das kann man sagen.«
    »Ja«, sagte er lachend. »Auf einmal war alles anders, ganz anders, Sinclair. Seltsam, nicht?«
    »Sie müssen es wissen. Haben Sie denn eine Erklärung?«
    Wenn er eine hatte, ließ er sich Zeit damit. Er schaute zunächst seinen Vögeln nach, die zielsicher durch die Lücken flogen und ihre Plätze im Geäst fanden, wo sie sich allmählich beruhigten.
    Nur der Habicht auf meiner linken Hand rührte sich nicht. Er saß dort wie festgewachsen, als hätte man Leim um seine Krallen geschmiert. Nur den Kopf bewegte er.
    Er konnte ihn wunderbar drehen. Automatisch folgte ich mit meinen Blicken den Bewegungen und sah, daß er ihn zurückgedrückt hatte und gegen das obere, kaum sichtbare Gitter schaute.
    Auch ich sah hin – erkannte die Düsternis!
    Nein, es waren noch längst nicht die Schatten der Nacht. Dort hatte sich etwas anderes gebildet.
    Eine tief graue Wolke!
    ***
    Nicht nur ich hatte sie gesehen, Donovan war sie im gleichen Moment aufgefallen. Er stand neben der Bank, starrte in die Höhe und war einfach sprachlos.
    »Ist sie das?« fragte ich.
    Er nickte. »Das ist die aus meinen Träumen. Da habe ich sie gesehen. Die Wolke bedeutet Gefahr, Sinclair, Lebensgefahr! Es wird alles anders werden, ich merke es. Alles wird anders.« Er schüttelte sich, als hätte man ihn mit irgendwas übergossen.
    Bisher war die Szene eine erstarrte Masse. Da bewegte sich nichts, aber schräg hinter Francis Donovan huschte plötzlich ein Schatten zur Seite. Ich rechnete damit, daß der Vogel vorbeifliegen würde, es war ein Irrtum. Plötzlich änderte er seine Richtung und jagte auf den Vogelzüchter zu. So schnell, daß Donovan zu keiner Gegenreaktion kam. Vor seinem Gesicht breitete das Tier die Schwingen aus, als wollte es in der Luft stehenbleiben. Es war ein Raubvogel, ein Greifer, und es machte seinem Namen alle Ehre.
    Seine Attacke war wild, regelrecht brutal. Er hackte zu. Durch die Ausmaße seines Körpers nahm er mir die Sicht auf Donovan. Ich hörte ihn nur schreien und sah auch, wie er um sich schlug und den Raubvogel mit der flachen Hand erwischte.
    Das Tier wurde zur Seite geschleudert, war aber nicht erledigt, es startete seinen nächsten Angriff.
    Donovan duckte sich. Die schnelle Bewegung schleuderte Blutstropfen aus der tiefen Fleischwunde zwischen Wange und Hals. Daß auf meinem Arm weiterhin der Habicht hockte, störte mich bei der Aktion nicht. Die rechte Hand hatte ich frei, und mit der zog ich die Beretta.
    Zielen, schießen, treffen!
    Es ging alles ineinander über. Ich erwischte den Vogel im Flug.
    Das Tier schaffte keinen dritten Angriff! In einer kleinen Wolke von Federn fegte es in ein Gebüsch, verfing sich dort zwischen den Zweigen und blieb liegen.
    Das war geschafft!
    Dann merkte ich den Ruck an meiner Linken. Plötzlich war, der Habicht nicht mehr zu halten. Er startete und schoß dem oberen Gehege-Gitter entgegen wie ein Pfeil.
    Ich wollte hinter ihm herfeuern, er gab mir kein Ziel mehr. Irgendwo dort oben hielt er sich im Geäst versteckt.
    Donovan war nicht erledigt, aber schwer angeschlagen. Seine rechte Hand hielt er auf die Wunde gepreßt. Er starrte mich an, schüttelte den Kopf und wankte mit zitternden Beinen zurück, bis er auf die Bank kippte. »So war es immer«, sagte er, »sie griffen an und hackten zu, verdammt noch mal.«
    »Mensch, Donovan, wir müssen weg. Dieses Gehege ist wie eine Falle. Kommen Sie!«
    »Wohin denn?«
    »Nicht mehr bleiben, zum Henker!«
    Der letzte Angriff hatte seine Widerstandsfähigkeit sehr gedrückt.
    Ich wollte ihm helfen, es war schon zuviel Zeit vergangen. Wir hatten in den vergangenen Sekunden nicht auf die Wolke achten können, was sich nun rächte.
    Für sie gab es keine Hindernisse. Kein Gehege konnte sie stoppen.
    Sie schwebte dicht darüber – oder…?
    Nein, sie war da. Dieses aschgraue Gebilde hatte das Hindernis längst überwunden und war in das Gehege eingedrungen, wo sie sich ausbreitete.
    Ich riß Donovan in die Höhe, weil er ziemlich ungünstig saß und die Wolke ihn hätte überfluten können.
    Aus der Höhe löste sich ein Vogel. Er sah aus wie der Habicht, der schon auf meiner Hand gehockt hatte. Im Sturzflug jagte er in die Wolke hinein, kam aber nicht wieder heraus.
    Was war geschehen?
    In der Wolke bewegte sich etwas. Der Vogel war es. Er fand sein Ziel auf einem balkenartigen Schatten, wo er hockenblieb und

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