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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine Anstalten traf, sich zu rühren.
    Ich starrte die Wolke an. Neben mir stöhnte Donovan. Unter großer Mühe konnte ich seine Worte verstehen. »Noch nie!« keuchte er. »Verdammt, das ist noch nie passiert.«
    »Okay, Donovan, okay. Was ist mit der Gestalt? Schauen Sie hin! Sie steht in der Wolke.«
    Ich war nicht so abgelenkt wie der Vogelfreund und hatte die Umrisse längst entdeckt. Die Gestalt zerfloß, sie baute sich wieder auf, sie wurde umwabert, und es war auch nicht genau zu erkennen, ob sie vor, in der Mitte oder hinten in der Wolke stand.
    Jedenfalls nahm sie an Schärfe zu, als sie sich aus dem Hintergrund hervorschob, der Nebel wegschleierte, sie plötzlich vor uns stand, denn sie hatte die Wolke verlassen.
    Ich kannte sie nicht, doch ich war mir sicher, daß ich die Person vor mir sah, die sich Bretonin genannt hatte. Ihr war es gelungen, mit Donovan Kontakt aufzunehmen.
    Welch eine Frau!
    Nein, keine Frau in dem Sinne. Sie war ein Weib, eine wilde Kriegerin, und sie hätte einer Filmszene entsprungen sein können. Ein wildes Outfit, das fast nur aus Fetzen bestand. Dazu paßte das aschgraue Haar mit den blonden Strähnen. Grüne Augen funkelten gefährlich, ihre halbnackten Arme zeigten Tätowierungen, doch am gefährlichsten sah die Waffe aus, die sie mit beiden Händen hielt.
    Ein gekrümmter Degen. Ich konnte mir gut vorstellen, daß sie ihn auch beherrschte. Dazu zählte ich auch das Blut, das an der schmalen Klinge als makabrer Gruß schimmerte.
    Sie sagte nichts, aber Donovan flüsterte neben mir. »Himmel, das ist sie! Verdammt, das muß sie einfach sein, die mich in meinen schlaflosen Nächten verfolgt hat.« Er faßte mich an. Seine Finger drückten hart auf meine Schulter. »Sie muß mit mir gesprochen haben. Sie ist es, die verdammte Bretonin.«
    »Bitte, seien Sie still.«
    »Aber…«
    »Ruhe, Donovan.«
    Ich wollte nicht, daß er mich ablenkte. Zwar machte die Person auf mich einen feindseligen Eindruck, aber sie sah nicht so aus, als würde sie uns im nächsten Moment anspringen und ihre Waffe gegen uns richten. Sie blieb relativ gelassen.
    Hinter ihr waberte die Wolke wie eine Wand. Mir kam sie vor wie ein Schutz, in dem sie jeden Augenblick wieder verschwinden konnte.
    Ich wußte nicht, ob sie über moderne Waffen informiert war. Zum Zeichen meines guten Willens steckte ich die Beretta weg, was Donovan nicht paßte. Er enthielt sich glücklicherweise eines Kommentars und atmete nur scharf durch.
    »Ich werde das Reden übernehmen, Mr. Donovan. Halten Sie sich bitte zurück!«
    Er gab keinen Kommentar. Man sah ihm aber an, wie es in ihm arbeitete.
    Mit einer fahrigen Geste strich er sein Haar zurück, der rechte Arm sank nach unten, und er verkrampfte die Hand zur Faust.
    Die Kriegerin hatte ihn scharf angeschaut, sich allerdings nicht gerührt und wandte erst den Blick von ihm ab, als ich sie direkt ansprach. »Wer bist du?«
    Es sah so aus, als wollte sie mir ihren Namen nicht sagen. Schließlich nickte sie, und der auf ihrer rechten Schulter hockende Habicht bewegte sich ebenfalls mit. »Ich bin Gwenola, der weiße Engel. Man nennt mich auch die Bretonin. Jeder sollte mich kennen.«
    »Vielleicht, aber ich kenne dich nicht!«
    »Das ist ein Fehler!«
    Mein Fehler war es gewesen, die Beretta verschwinden zu lassen.
    Ich hatte der Frau zu sehr vertraut, denn etwas blitzte vor meinen Augen, als sie den Säbel bewegte, dann konnte ich auf die Klingenspitze schauen, die dicht vor meinem Hals zur Ruhe gekommen war. Sie zitterte nicht einmal, dermaßen fest hielt die Frau die Waffe.
    Auch ich hatte mich gut in der Gewalt und zuckte nicht zurück.
    Eine Bewegung hätte mein Todesurteil sein können. »Mir gehört das Land. Ich bin die wahre Herrscherin. Ich, die Bretonin. Habt ihr das verstanden? Das ist mein Land gewesen, das wird es auch immer bleiben. Ihr solltet es euch merken!«
    »Dein Land?«
    »Ja, seit König Artus’ Zeiten. Es ist mein Land, ich bin die Bretonin. Ich bin in den Kampf gezogen, und ich bin gekommen, um es mir zurückzuholen. Ich habe die Magie auftanken können. Ich werde alles einsetzen, um es wieder zurückzubekommen. Ich werde zerstören, was ihr aufgebaut habt. Ich habe mir Freunde geholt, aber es sind keine Menschen darunter. Schon immer habe ich die Tiere mehr geliebt als die Menschen. Wißt ihr nun Bescheid?«
    Wir schwiegen. Ich dachte über die Worte nach und schaute über die Klinge hinweg in ihr Gesicht. Es hatte sich darin nichts verändert. Nach

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