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0606 - Gwenola - grausam und geächtet

0606 - Gwenola - grausam und geächtet

Titel: 0606 - Gwenola - grausam und geächtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie vor wirkte die Haut auf mich steinern. Nur in ihren grünen Augen stand das kalte Feuer.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen und über deinen Namen nachgedacht. Man nennt dich die Bretonin. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es dein Land gewesen sein soll, denn die Bretagne liegt nicht in Britannien, sondern im Land der Gallier, das heute Frankreich heißt. Du hast dich in der Geographie geirrt!«
    Die Klinge zuckte um eine Idee nach vorn. Der Druck an meinem Hals hinterließ eine Wunde. »Bist du wirklich so dumm, dies zu glauben?« höhnte sie. »Bist du so dumm?«
    »Ich kann darin nichts Dummes heraushören.«
    »Wenn ich sage, daß mir dieses Land gehört, dann stimmt es, Fremder. Man hat es mir damals geschenkt, weil ich eine so aufrechte Kämpferin war. Ich habe gegen die Feinde gefochten, und zum Dank schenkte man mir dieses Gebiet.«
    »Wer denn?«
    »Es waren die Ritter der Tafelrunde. Ich wollte immer zu ihnen gehören, aber ich bin eine Frau, man akzeptierte mich nicht. Doch ich bewies ihnen, daß ich besser war als viele der Männer. Ich habe mich in die Schlachten gestürzt und auf dem Schlachtfeld Tote hinterlassen. Ich habe besser gekämpft als die meisten Männer, das kannst du mir glauben.«
    »Und weiter?«
    »Jetzt will ich es haben!«
    »Die Zeiten sind andere geworden, Gwenola!«
    »Nein, nicht für mich, nicht für mich. Ich habe lange genug gewartet. Ich werde hier als Königin herrschen, und wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Noch habe ich nur gewarnt. Wer aber nicht auf mich hört, dessen Blut wird in Strömen fließen und in der Erde meines Landes einsickern.«
    »Du bist also fest entschlossen, es an dich zu reißen?« fragte ich noch einmal nach.
    »Das bin ich!«
    »Gut, es hat sich vieles geändert. Die Jahrhunderte sind vergangen. Du kannst deine große Zeit nicht mehr zurückholen, und du wirst dich hier nicht mehr auskennen.«
    »Ein Irrtum. Gewisse Grundwerte sind geblieben. Auch heute sind die Menschen in ihrer Einstellung nicht anders als früher. Es gibt Gut und Böse, Trauer und Leid, Haß und Freundschaft. Wie schon damals zu meiner Zeit. Ich werde mich zurechtfinden, darauf kannst du dich verlassen.«
    Sollte ich ihr das glauben?
    Sie hatte dermaßen überzeugt gesprochen, daß ich ihr einfach glauben mußte. Aber sie würde mit Widerstand zu kämpfen haben.
    Man würde ihr mit modernen Waffen begegnen, nein, sie hätte keine Chance. Nur war es müßig, ihr das zu sagen, sie hätte es bestimmt nicht geglaubt. Statt dessen fragte ich, wo sie in der langen Zwischenzeit gewesen war.
    »Interessiert es dich?«
    »Sonst hätte ich nicht gefragt.«
    Sie lachte rauh. »Ja, ich war nicht mehr vorhanden. Ich habe mich gut verbergen können, denn es gibt Kräfte, die auf meiner Seite stehen, die mir gehören, die zu mir halten. Ich habe alles unter Kontrolle, das kann ich dir sagen. Ich kann mit Kräften umgehen, die euch Menschen verschlossen bleiben. Man hat gesehen, wie gut ich war, wie hervorragend ich gekämpft habe, und dies wiederum hat mir die Chance gegeben, zu überleben.«
    »Das ist keine Antwort!«
    »Mehr brauchst du nicht zu wissen!« sagte sie mit klirrender Stimme. »Ich habe bereits meine Spuren hinterlassen. Man weiß von mir, man hat mich gesehen, und ich habe auch jemand durch meine Klinge gezeichnet, der sich mir in den Weg stellen wollte. Willst du dich mir auch in den Weg stellen? Willst du das?«
    Das war eine Gewissensfrage. Wenn ich sie positiv beantwortete, konnte es sein, daß sie zustieß. Schon jetzt bewegte sie ihre Klinge.
    Sie drückte sie glücklicherweise nicht in meinen Hals. Ich konnte sehen und spüren, wie sie an meinem Körper nach unten glitt. Sehr langsam, auch sanft, als wollte sie mich nur streicheln, das jedoch für mich tödlich enden konnte, wenn sie zustieß.
    »Durchs Herz!« flüsterte Gwenola. »Ich werde dir die Klinge durchs Herz stoßen, wenn ich keine ehrliche Antwort von dir bekomme. Und glaube mir, ich merke es, wenn du mich anlügst. Ich weiß über die Menschen Bescheid. Auch in deiner Zeit gibt es schlechte und gute. Du bist der Mensch, der seinen eigenen Weg geht, du…« Sie verstummte mitten im Satz. Ich hatte die Zeit über in ihr Gesicht geschaut und stellte fest, daß sich der Ausdruck ihrer Augen änderte. Zwar behielt die Pupille weiterhin ihre glasgrüne Farbe, aber der Ausdruck darin hatte etwas Schreckhaftes bekommen.
    Wieso?
    »Habe ich etwas falsch gemacht?« fragte ich.
    Sie zeigte sich

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