0607 - U-Bahn ins Jenseits
Tunnels gleiten ließ. Beide mußten wir uns ducken, weil die Decke einfach zu niedrig war.
Man hatte den Tunnel nicht sehr lang bauen können. Die Distanz zwischen den Häusern war einfach zu gering. Deshalb fand das Ende des Lampenstrahls auch ein Ziel.
Es mußte eine Tür sein, allerdings zeigte sie einen ungewöhnlichen Glanz. Nicht so hell wie ein Spiegel, mehr metallisch, dabei grau, mit grünlichen Einschlüssen und mich dabei an einen Spiegel erinnernd, der allerdings mein eigenes Bild nicht zurückgab. Auch hatte ich den Eindruck, als würde sich die Tür innerhalb des Rahmens leicht bewegen, wobei nicht mehr als ein Zittern zu sehen war.
»Spürst du was?« fragte Suko, der mein Zögern bemerkte.
»Ich weiß nicht. Irgendwas stimmt nicht. Einiges hat sich leider verändert.«
»Was denn?«
Ich lächelte vor meiner Antwort. »Es ist zu warm geworden, Suko. Die Temperatur hat sich gesteigert.«
Suko dachte einen Moment nach, bevor er mir recht gab. »Stimmt, ich spüre es auch. Trotzdem sollten wir uns die Tür da hinten mal näher anschauen.« Er wollte gehen, ich hielt ihn fest.
»Nicht nötig, Suko.«
Zugleich sahen wir es.
Die Tür bewegte sich. Nein, sie wurde nicht geöffnet, aber auf ihrer Fläche zeichnete sich etwas ab. Da bewegten sich die einzelnen Teile, aus denen sie zusammengesetzt war. Sie flossen ineinander, gleichzeitig voneinander weg, so daß es uns vorkam, als würde jemand in der Fläche herumrühren.
Der Zugang zum Haus der Lindseys. Ich dachte an Carol, die wir allein zurückgelassen hatten. »Suko, einer sollte sich um die Frau kümmern. Ich werde hinlaufen.«
»Da ist sie!«
Suko hatte den Satz mit einer scharfen Stimme gesprochen. Sie klang wie ein Zischen, und er war ebenso überrascht wie ich, denn innerhalb der Tür sahen wir sie.
Da stand Carol Lindsey.
Sie hatte sich umgezogen, war schwarz gekleidet, mit wirren Haaren und einem bleichen Gesicht. In den Händen hielt sie etwas, das wir nicht erkennen konnten, aber ihr Lachen war grauenhaft. Es schallte uns wie eine furchtbare Botschaft entgegen, und in das Echo hinein klang noch ihre Stimme.
»Der Teufel holt euch alle, alle!« schrie sie, bewegte sich heftig, und im gleichen Moment hörten wir hinter uns das wilde Fauchen.
Es war kein Tier, das sich materialisiert hatte. Dieses Geräusch besaß einen anderen Grund.
Feuer!
***
Wir wirbelten herum, als der erste heiße Hauch über unseren Nacken hinwegwischte.
Der Keller stand in Flammen!
Urplötzlich, ohne ersichtlichen Grund, aber ich hatte bereits die Wärme gespürt, als ich mit meinen Fingern den dunklen Samt berührte. Jetzt hatte sich diese Wärme verdichtet, sie war zu einer immensen Hitze geworden, die den Stoff schließlich in Brand gesetzt hatte.
Daß wir so schnell wie möglich den Keller verlassen mußten, stand fest, denn dicke, nach Schwefeldampf stinkende Rauchschwaden hielten den Kellerraum bereits mit grüngelben Wolken gefüllt.
Hinzu kamen die langen Feuerzungen, die uns von verschiedenen Seiten her entgegenleckten, so daß wir uns ducken mußten, wollten wir sicher an ihnen vorbeikommen. Zwischen den Wänden hatte sich eine stinkende Hölle ausgebreitet. Der dichte Qualm nahm uns einen Großteil der Sicht. Hustend und keuchend taumelten wir auf die Tür zu, und ich spürte eine ungewöhnliche Schwäche in den Beinen, als hätte ich ein lähmendes Gift eingeatmet.
Schwindel hielt mich umfaßt. Neben mir taumelte Suko auf die Tür zu. Ihm erging es nicht anders als mir. Seinen linken Unterarm hielt er vor die Lippen gepreßt, die Augen tränten ihm ebenso wie mir die meinen. Das war kein normaler Rauch, das war auch kein normales Feuer, hier steckten wir in einer magischen Falle.
Endlich sahen wir die Umrisse der Tür. Im dichten Qualm wirklich nur schwach zu erkennen. Ich fiel dagegen, als ich sie aufreißen wollte. Suko schaffte es schließlich, die Klinke zu packen und sie nach unten zu drücken.
Er riß die Tür auf, stolperte über die Schwelle und prallte im Gang gegen die Mauer. Dort drehte er sich um, streckte noch seinen Arm aus, umklammerte mein Handgelenk und zerrte mich weiter.
Halbblind taumelten wir durch den Keller, verfolgt von den dichten Rauchschwaden und einem widerlichen Schwefelgestank. Die Treppe sahen wir im letzten Augenblick. Nur mühsam stolperten wir die Stufen hoch, umklammerten das Geländer, unsere Gesichter waren verzerrt und vor Anstrengung gezeichnet, aus den Augen rannen Tränen. Der scharfe Qualm
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