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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es kalt meinen Rücken hinab.
    Über der Decke hörte ich die dumpf klingenden Echos von Sukos Schritten. Mein Freund ging dort die Zimmer ab und suchte nach irgendwelchen Hinweisen. Er war mit der normalen U-Bahn in eine andere Welt, in eine fremde Dimension gerast.
    Wie konnte das geschehen? Besaß er tatsächlich die Macht, an den Grundfesten zu manipulieren? Das gelang so leicht niemandem, erst recht keinem Menschen. Wenn er tatsächlich einen Weg gefunden hatte, war er mehr als gefährlich, und er schoß zudem rücksichtslos um sich, was bei Dämonen oder dämonischen Dienern nicht unbedingt der Fall war, denn sie verließen sich auf andere Waffen.
    Ich öffnete eine Schublade. Sie gehörte zu einer hellen Schrankwand, in der auch der Fernsehapparat stand.
    Mir fiel ein Fotoalbum in die Hände. Ich schlug es auf und schaute mir die Bilder an.
    Fotos einer völlig normalen Familie. Kaifas mit seiner Frau und den beiden Kindern, sie standen vor Urlaubskulissen. Ich sah sie im Schnee, am Strand und konzentrierte mich dabei auf den Mann.
    Sein Haar war eigentlich schon immer hell gewesen. Ob weiß oder blond, konnte ich nicht so genau erkennen.
    Jedenfalls hatte er es auch früher ziemlich lang getragen, und sein Gesichtsausdruck hatte stets etwas Scharfes, Brutales gezeigt.
    Ein Mann, der genau wußte, was er wollte. Nur einen Hinweis auf die Verbindung mit dem Teufel fand ich nicht. Alle Fotos zeigten völlig normale Motive.
    Erica Kaifas war klein und zierlich gewesen. In ihrem Gesicht fielen besonders die großen, dunklen Augen auf, die faszinierend schauen konnten und immer dann lächelten, wenn sich auch ihr Mund zu einem breiten Lächeln verzogen hatte.
    Die beiden Kinder blieben stets im Hintergrund. Der Junge war etwas älter als das Mädchen. Sie machten mir einen nicht sehr glücklichen Eindruck, wahrscheinlich hatten sie unter dem Einfluß des Vaters gelitten und bestimmt auch die Mutter.
    Ich legte das Album wieder weg und schob die Lade zu. Suko betrat den Wohnraum.
    »Was gefunden?« fragte er.
    »Nein – und du?«
    »Auch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Kaifas hat nach außen hin ein völlig normales Leben geführt, aber er war Wolf im Schafspelz, das sage ich dir.«
    »Besser ein Teufel in Verkleidung.«
    »Das auch.«
    Ich runzelte die Stirn. »Kaifas«, murmelte ich. »So heißt doch kein Mensch.«
    »Doch, früher.«
    Ich wischte den Einwand zur Seite. »Das schon, aber nicht heute. Wieso Kaifas?«
    »Er war der Hohepriester, John. Soviel ich weiß, stand er nicht gerade auf der Seite des Guten.«
    »Aber ein Beispiel für die heutigen Menschen? Das will mir nicht in den Kopf, verdammt.«
    »Er kann auch seinen eigentlichen Namen verändert haben. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Und den seiner Familie.«
    »Kommst du mit in den Keller, oder willst du dich noch hier umschauen?«
    Ich drehte mich auf der Stelle und hob dabei die Schultern. »Nein, hier habe ich nichts zu suchen. Ich gehe mit dir nach unten. Möglicherweise finden wir noch Hinweise.«
    »Das wäre gut.«
    Ich wollte einfach nicht davon ausgehen, daß Kaifas alles allein in die Wege geleitet hatte. Bestimmt besaß er noch Helfer oder war dabei, sich welche zu holen. Das lag auch im Bereich des Möglichen.
    Suko ging schon vor. Die Treppe kannten wir. Im Licht der Kellerbeleuchtung erkannten wir deutlich die Stellen, wo die Kugeln aus den Waffen eingeschlagen waren und auf dem Beton dicke Schrammen hinterlassen hatten. Aber auch die Decke war davon in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Suko blieb vor der Tür stehen, hinter der wir die Toten gefunden hatten. Sein Gesicht zeigte einen harten Ausdruck. Möglicherweise dachte auch er an die schlimmen Sekunden einer fürchterlichen Wahrheit.
    Jetzt sahen wir nur die Stellen eingezeichnet, wo die Toten gelegen hatten. Mit hellen Kreidestrichen hatte man die Umrisse der Körper nachgemalt.
    »Schwarz«, sagte ich leise, »schwarzer Samt.« Ich ließ meine Handfläche über den Stoff gleiten. »Und alles für den Teufel, die Hölle oder wie immer man es sehen will.«
    Suko stand dort, wo die Toten gefunden worden waren. Sinnend schaute er auf die hellen Kreidestriche. »Drei Menschen, die Kaifas getötet hat. Ich kann es noch immer nicht fassen.« Er schlug gegen seine Stirn. »Das will nicht in meinen Kopf.«
    »Wer dem Teufel dient, hat mit den Menschen nichts mehr zu tun, Suko. Das weißt du.«
    »Ja, aber es ist schwer zu begreifen.«
    Eigentlich wunderte ich mich über die Leere

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