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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Fremder auf den Gedanken gekommen wäre, hier eine Öffnung zu vermuten.
    Kaum war die Tür offen, da drang ein schrecklicher Geruch an die Nase der Gestalt. Es roch nach Verfaultem, nach süßlicher Verwesung, was der Person nichts ausmachte. Sie beachtete das Bündel nicht. Die Leichenteile wurden von dem rauhen Stoff eines Kartoffelsacks verborgen. Die Person dachte daran, daß sie den Toten noch wegschaffen mußte, sonst fiel es auf, und das wollte sie auf keinen Fall.
    Sie wußte genau, was sie zu tun hatte; es war alles vorbereitet, man hatte es ihr gesagt.
    Das Verlies besaß kein Fenster. Deshalb konnte sich der Modergeruch auch so lange halten. Licht brauchte der Eindringling nicht, er fand sich auch in der Dunkelheit zurecht.
    Zielsicher griff er an eine bestimmte Stelle kurz vor der Wand. Ihre Finger umschlossen den Griff eines Gegenstandes und hoben ihn hoch.
    Sie hielt ihn schräg, flüsterte einige Worte, die sich aus kehligen Lauten zusammensetzten, und plötzlich geschah etwas Unheimliches und Unwahrscheinliches.
    Der Gegenstand leuchtete von innen und schob sich aus der Finsternis hervor, als hätte man ihn angestrahlt.
    Es war ein Spiegel!
    Der ovale Rahmen war ziemlich groß, ein Holzgriff schloß sich an, damit der Spiegel gehalten werden konnte.
    Die Person schaute genau gegen ihn, aber nicht ihr Gesicht war darin zu erkennen, sondern die Umrisse eines Hauses. Sie wirkten so, als hätte sie jemand in eine silbrige, aus zahlreichen Körnchen zusammengesetzte Masse hineingemalt.
    Die Augen der Person begannen zu glänzen, dann drückte sie den Spiegel ihrem Gesicht entgegen, küßte die Fläche und flüsterte mit bebender Stimme: »Hölle, Teufel und Satansfeuer, seid meine Diener, seid treuer. Laßt die Menschen nicht gewinnen, dafür die Kräfte aus ihren Körpern rinnen. Walle, Feuer, walle, friß die Seelen, auf daß der Teufel leben werde!« Die Person lachte gellend auf, berührte mit den gespreizten Fingern die Spiegelfläche und faßte hindurch.
    Das Tor ins Jenseits war offen…
    ***
    Sukos Gesicht sah ich an, daß ihm der Job überhaupt nicht gefiel, aber mir erging es nicht anders. Auch ich verspürte wenig Lust, mir die Nacht in einem Mordhaus um die Ohren zu schlagen, aber was sollten wir machen? Es war die einzige Spur, die wir besaßen. Entweder führte sie zum Ziel oder daran vorbei.
    Unsere Kollegen hatten die Eingangstür versiegelt. In unserem Fall machten wir uns nicht strafbar, wenn wir die Tür aufbrachen. Das übernahm ich, während Suko zurück in den kleinen Park schaute, dessen Bäume einen schützenden Wall bildeten.
    Ich stand schon im Haus, als er noch immer draußen wartete.
    »Brauchst du eine Extra-Einladung?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann komm.«
    Er hob die Schultern und schaute in den Park. »Ich weiß nicht, John, aber irgend etwas paßt mir hier nicht. Es ist alles normal, vielleicht zu normal.«
    »Glaubst du etwa, daß Kaifas im Keller lauert?«
    »Ich rechne mit allem.«
    »Das wäre schön, dann hätten wir ihn nämlich.«
    Suko hob nur die Schultern, setzte sich in Bewegung und betrat ebenfalls das Mordhaus.
    Wir hielten uns im Flur auf, wo noch die Mäntel an der Garderobe hingen. Die Mordkommission hatte keinerlei Unordnung hinterlassen, auch in den Zimmern nicht, die wir betraten.
    Suko und ich befanden uns in einem völlig normalen Haus. Nichts wies hier auf die fürchterliche Bluttat hin. Der Wohnraum war größer als der von den Lindseys. Es lag daran, daß jemand eine Wand hinausgeschlagen und das Zimmer so vergrößert hatte.
    »Bleibst du hier unten?« fragte Suko.
    »Ja, und du?«
    Er deutete gegen die Decke. »Ich werde mich dort einmal umsehen. Vielleicht finde ich Hinweise.«
    »Die sind eher im Keller.«
    Suko schüttelte den Kopf, während er grinste. »Das glaube ich dir sogar, John, aber dort werden wir gemeinsam hingehen. Wenn der Teufel sich da eingenistet hat, kannst du eventuell mit deinem Kreuz etwas reißen.«
    »Bist du Gedankenleser?«
    »Manchmal.«
    Ich ließ ihn ziehen und schaute mich im Wohnraum um. Mir kam es befremdend vor, in den Dingen erst kürzlich Verstorbener zu schnüffeln. Der gesamte Raum atmete noch den Geist der hier einmal ansässig gewesenen Familie. Es war noch alles sehr persönlich, und in mir stieg erneut die Galle hoch, als ich daran dachte, was dieser Kaifas angestellt hatte.
    Um eine derartige Tat begehen zu können, mußte alles Menschliche ausgeschaltet worden sein. Das war Grauen pur, und wieder rann

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