0608 - Auf den Spuren der PAD
verstehe nicht, wie man an der Taucherei Spaß haben kann", sagte Kowski. „Wenigstens nicht im Urlaub."
Rogers seufzte.
„Alles ist relativ", stellte er fest. „Für uns wäre es wahrscheinlich eine großartige Ürlaubsidee, mal mit einem Raumschiff zum Polarstern zu fliegen, statt in der Tiefsee zu tauchen."
„Stimmt auch wieder", gab der Russe zu.
In den vergangenen Wochen waren an dieser Stelle halb verschüttete Bauwerke entdeckt worden, die vor mehr als fünfzigtausend Jahren noch an der Oberfläche gestanden hatten und mit dem ganzen Erdteil versunken waren. Lemuria hatte das gleiche Schicksal getroffen wie einst Atlantis, nur viel früher.
Ein anderes Licht tauchte auf. Es war weit voraus, durchdrang jedoch das Wasser auf Hunderte von Metern. Ein anderes Boot der hier arbeitenden Forschungsgruppen.
Mit einem sanften Ruck legten sie sich auf Grund. Im Scheinwerferkegel wurden die bizarren Umrisse von Ruinen und Säulen sichtbar, die durch Spezialgebläse von Schlick und Schlammbefreit worden waren. Mit einiger Phantasie konnte man sich vorstellen, daß hier einst eine prächtige Stadt gestanden hatte - fünftausend Meter höher und fünfzigtausend Jahre früher.
„Na, dann wollen wir mal", sagte Rogers und nahm den Druckanzug aus dem Fach. „Ein kleiner Spaziergang kann niemals schaden."
Wenig später gelangten sie durch die Spezialschleuse auf den Meeresgrund, bewaffnet mit starken Handscheinwerfern und einigen wissenschaftlichen Geräten, die sie für ihre Forschungen benötigten. Sie konnten sich über Funk gut verständigen, und da sie eine andere Frequenz als ihre Kollegen benutzten, kamen sie mit ihnen auch nicht in direkten Kontakt.
„Wir sehen uns die Höhle noch einmal an, schlug Kowski vor.
„Ganz richtig. Bis zu der Stahltür sind wir gekommen. Ich habe einen Schweißbrenner mitgenommen. Wir wollten doch wissen, was dahinter liegt."
Sie wanderten durch die unheimliche Geisterstadt unter dem Meer. Einst hatten hier Menschen gelebt, Lemurier, die in einem verzweifelten Kampf versucht hatten, die überlegenen Invasoren aus dem Weltall abzuwehren. Aber dann ging ihre Welt unter, und nur wenigen gelang die Flucht zu den Sternen, hin bis zum Andromedanebel, wo sie vor ihren erbarmungslosen Verfolgern sicher waren.
Selbst heute, im Jahr 3456, waren noch nicht alle Rätsel der Vergangenheit gelöst. Es gab noch immer Geheimnisse, wenn auch die große Linie klargeworden war. Angreifer aus dem Weltraum hatten die Geschichte der Erde beeinflußt und stark verändert, aber die Spuren waren in den Meeren versunken, bis man sie im zweiten und dritten Jahrtausend nach Christi endlich entdeckte.
Damit wurden die Zusammenhänge im Kosmos klar.
Die Erde war keine einsame Insel mehr, obwohl man sie seit Urzeiten dafür gehalten hatte.
„Trotzdem verstehe ich Rhodan nicht", schnitt Wania Kowski das Thema noch einmal an. „Er macht so, als hätte er nichts anderes zu tun, als auf seiner kleinen Insel herumzuhocken und sich mit einem Mädchen zu amüsieren. Ganz abgesehen davon, daß er sich einen Urlaub im besten und teuersten Hotel auf einer der Urlaubswelten leisten könnte."
„Erstens ist das Teuerste nicht immer auch das Beste", belehrte ihm sein Kollege und ging voran. „Zweitens hat eben jeder einen anderen Geschmack. Mir würde eine einsame Insel auch keinen Spaß machen, zugegeben, aber schließlich sind einsame Inseln unser Job. Man will immer das haben, was man sonst nicht bekommen kann. Und da ich das weiß, verstehe ich Rhodan.
Kapiert, Genosse?"
Der Russe nickte verständnisvoll.
„Aha, das also hat er sonst nicht?"
Rogers blieb stehen.
„Ich meine die einsame Insel!" betonte er mit Nachdruck.
Der Gang führte ein wenig abwärts und endete dann vor einer inzwischen freigelegten Metallwand. Im Licht der Scheinwerfer schimmerte sie matt wie Silber. Die große Frage war: Was lag dahinter?
Schon einmal hatten terranische Wissenschaftler vor einer solchen Wand gestanden, tief auf dem Grunde des Pazifik. Dann hatte man Lord Zwiebus gefunden, den von lemurischen Gelehrten in Tiefschlaf versetzten Neandertaler, der eigentlich gar kein Neandertaler war. Er war eine jener genetischen Züchtungen, die die menschliche Entwicklung um Jahrtausende vorantrieb.
„Nun, wie öffnen wir sie?" erkundigte sich Rogers skeptisch.
„Sprengen", sagte Kowski. Dann deutete er auf den Schweißstrahler in seinem Gürtel. „Oder besser, schmelzen!"
„Hoffentlich geht das gut."
„Warum sollte
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