0609 - Das Giftmüll-Monster
gehen also davon aus, daß er getötet wurde. Daß er also nicht von selbst gestorben ist.«
Zamorra nickte.
»Von allein stirbt niemand so. Aber Hinweise auf Magie kann ich einfach nicht finden.«
»Das ist eine verdammte Sauerei«, knurrte Bancroft. »Habe ich schon erwähnt, daß ich Arbeit hasse? Selbst, wenn ein Großteil davon nicht auf mich, sondern auf meine Mitarbeiter entfällt?«
Zamorra nickte. Aber er kannte Bancroft inzwischen. Der haßte seine Arbeit nicht, sonst hätte er sich nicht zur Wiederwahl als Sheriff gestellt.
»Sieht so aus, Jeronimo, als hätten wir alle ein kleines Problem«, murmelte der Dämonenjäger.
Bancroft seufzte. Er sah O’Brennan in einem Sessel sitzen.
»Auch du, mein Sohn Brutus«, seufzte er. »Gibt es eigentlich einen einzigen Ort auf dieser Welt, wo man dich nicht antrifft, Roul?«
O’Brennan nickte.
»Im Weißen Haus hinter dem Schreibtisch des Präsidenten«, sagte er. »Jeronimo, du mußt Petes Mörder finden! Um Himmels willen, so ein Ende hat Pete nicht verdient!«
Zamorra sah sie der Reihe nach an. Bancroft, O’Brennan, Tendyke. Offenbar gab es hier eine Gruppe von Leuten, die sich sehr gut kannten. Wirtschaftsmagnaten und Würdenträger unter sich. Ein Bürgermeister und Bankier, der tot war. Ein Sheriff, der den Todesfall aufklären mußte. Ein Großindustrieller und ein Mann, von dem Zamorra nur wußte, daß er Roul O’Brennan hieß.
Was zum Teufel, steckte dahinter?
Wie oder was oder wer auch immer dahintersteckte - Rob Tendyke steckte mittendrin!
***
Sheriff Bancroft brachte seine Tochter heim. Vorher hatte er noch einmal kurz mit Zamorra gesprochen.
»Ich kann’s förmlich riechen, daß das hier ein Fall für Sie ist, Professor«, brummte er. »Sie sind zwar nur ein ganz normaler Bürger dieses Landes, aber ich bitte Sie um Mithilfe und Mitarbeit. Ich wäre sogar bereit, Sie dafür vorübergehend als Deputy zu vereidigen, mit den entsprechenden Vollmachten und Sonderrechten.«
Zamorra seufzte. »Sie gehen die Angelegenheit sehr großzügig an, wie?«
»Finden Sie einfach heraus, ob tatsächlich Magie im Spiel ist. Mir wäre eine positive Antwort am liebsten. Sonst stehen wir nämlich vor einem praktisch unlösbaren Problem, und ich hasse unlösbare Probleme. Wenn Sie nachher in mein Büro kommen, vereidige ich Sie, okay? Und dann gehen wir die ganze Sache gemeinsam an.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Einverstanden«, sagte er.
Allerdings hatte er einen anderen Grund, der Sache nachzugehen.
Wenn Waltershaven tatsächlich durch Magie getötet worden war, wie war diese Magie dann durch die Abschirmung um Tendyke’s Home gelangt? Ob es ihm von Nutzen war, bei seinen Nachforschungen einen Deputy-Stern in der Tasche zu tragen, daran zweifelte Zamorra zwar, aber schaden konnte es auch nicht.
Er schmunzelte leicht. Spanische und französische Vorfahren, ein französischer Paß, ein US-amerikanischer Paß, ein Sonderausweis des britischen Innenministeriums, der ihm in den Commonwealth-Ländern polizeiähnliche Vollmachten bescheinigte, jetzt Deputy-Sheriff des Dade-County - was erwartete ihn im Laufe seines Lebens noch an internationalen Absonderlichkeiten?
Später verschwanden auch die Leute von der Spurensicherung. Das, was von dem Leichnam übriggeblieben war, wurde sichergestellt und in einem Zinksarg abtransportiert.
Ein wenig Erde, auf der die Leiche gelegen hatte, brachte Zamorra an sich. Er wollte damit experimentieren. Wenn das Amulett schon nicht darauf ansprechen wollte, mußte er eben andere weißmagische Mittel einsetzen.
Aber im Gegensatz zu Bancroft hoffte er, daß es sich wirklich nicht um Magie handelte!
Er bat Tendyke, ihm eines der Zimmer für seine Experimente zur Verfügung zu stellen.
»Du scheinst ja regelrecht scharf darauf zu sein, dich mit diesem Fall zu befassen«, murmelte der Abenteurer. »Natürlich kannst du dich hier austoben. Allerdings frage ich mich, ob dein ›Zauberzimmer‹ im Château Montagne nicht wesentlich geeigneter für derlei Experimente ist. Außerdem hast du da doch viel mehr Material zur Verfügung, und auch Nachschlagewerke.«
»Das schon«, gab Zamorra zu. »Aber vielleicht verändert die Entfernung bestimmte Grundvoraussetzungen.«
»Was meinst du damit?«
»Manchmal ist Magie auch von dem Ort abhängig, an dem sie wirksam wurde. Sie zeigt sich an einer anderen Stelle dann vielleicht in völlig veränderter Weise.«
»Oder überhaupt nicht, wie ein Poltergeist, der an einen
Weitere Kostenlose Bücher