0609 - Operation Sternstunde
mich bei der Robot-Registratur verleumdet. Nur deshalb wurde ich paralysiert und in Argus-15 eingeliefert. Dort stellte man allerdings sehr schnell fest, daß ich unschuldig war. Man operierte mir die Roboter-Positronik heraus."
Er öffnete seine Einsatzkombination und deutete auf die mit Heilplasma überlagerte frische Operationswunde in der rechten Brustseite.
„Sehen Sie sich das an! Erst manipuliert mir Captain Hainu eine Positronik unter die Haut, und dann läßt er mich deswegen verhaften. Was sagen Sie dazu, Lordadmiral?"
Atlan blickte mich prüfend an.
„Ist das wahr, Captain a Hainu?"
„Was ist Wahrheit, Lordadmiral?" fragte ich zurück. „So wenig, wie man diesen Begriff klar definieren kann, so wenig stimmt das, was Sonderoffizier Rorvic Ihnen erzählte."
Der Arkonide seufzte.
„Ich schlage vor, wir klammern diese Angelegenheit aus, meine Herren. Es gibt wichtigere Dinge zu tun. Bitte, hören Sie mir genau zu."
*
Wenn ein anderer Mann als ausgerechnet Atlan uns die Geschichte erzählt hätte, er wäre auf Unglauben gestoßen. Sie klang dermaßen überspannt, ja albtraumhaft, daß sie einer anderen Zeit zu entstammen schien.
Michael Reginald Rhodan, der Sohn des Großadministrators, der sich als „Roi Danton" früher zum König der Freifahrer von Boscyks Stern aufgeschwungen hatte, sollte im restaurierten Schloß Versailles bei Paris als „Sonnenkönig" Ludwig XIV. residieren, umgeben und gefeiert von einem „Hofstaat", der sich aus Hunderten ihm ergebener Freifahrer zusammensetzte.
Zweifellos standen alle diese Frauen und Männer unter dem Banne der Psychosomatischen Abstraktdeformation und gingen alten Wunschvorstellungen nach, die in normalen Zeiten ins Unterbewußtsein versenkt gewesen waren. Dennoch hätte ich Perry Rhodans Sohn mehr Willensstärke und Verantwortung zugetraut. Vielleicht verhielt es sich so, wie Atlan andeutete, daß Roi Dantons Zügellosigkeit eine Folge der Zurücksetzung war, die er von seinem Vater dadurch erfahren hatte, daß der Großadministrator ihm bisher keinen Zellaktivator zukommen ließ.
Lordadmiral Atlan bat Rorvic und mich, uns, als Höflinge verkleidet, unter das Gefolge des falschen Sonnenkönigs zu mischen und mit geschickten psychologischen Maßnahmen so auf ihn einzuwirken, daß er sein entwürdigendes Schauspiel abbrach.
Zweierlei sollte dadurch erreicht werden. Erstens mußte der unselige Einfluß ausgeschaltet werden, der durch das schlechte Beispiel von Michael Rhodan auf die Erdbevölkerung ausgeübt wurde und zweitens wurden Michaels zweifellos brillanten geistigen Fähigkeiten dringend für wichtige Aufgaben in „Imperium Alpha" benötigt.
Nachdem der USO-Chef uns verabschiedet hatte, begannen wir unverzüglich mit den Vorbereitungen. Dalaimoc Rorvic benutzte dazu die Hauptpositronik von „Imperium Alpha", die in verschiedenen Planspielen die Rollen ermittelte, in denen wir mit der größten Aussicht auf Erfolg auftreten konnten.
Das Ergebnis dieser Planspiele waren Rollen, von denen eine der historischen Wirklichkeit entsprach, die zweite jedoch verkörperte eine Figur, die zwar ebenfalls historisch war, aber eben nur eine Erfindung der ersten Figur, deren Rolle dem Tibeter zugewiesen wurde.
Es handelte sich um die Rolle des Dichters Jean-Baptiste Moliére und um die Rolle des Tartuffe aus dem gleichnamigen Lustspiel jenes Dichters, der zur Zeit des Sonnenkönigs auf der Erde gelebt und in seinen Werken versteckte Gesellschaftskritik geübt hatte.
Und ausgerechnet ich sollte in die Rolle des hochstaplerischen und niederträchtigen Tartuffe schlüpfen!
Doch die Hauptpositronik von „Imperium Alpha" hielt diese Rollenverteilung für am vorteilhaftesten, und sie mußte es ja wissen-es sei denn, der fette Albino hätte in seiner Niedertracht die Gedankengänge des Positronengehirns beeinflußt, um sich an mir zu rächen. Zuzutrauen war es ihm.
Nachdem wir beide in einem Hypnokurs mit allen Einzelheiten unserer Rollen vertraut gemacht worden waren wozu auch die Erlernung der französischen Sprache und Ausdrucksweise des siebzehnten Jahrhunderts terranischer Zeitrechnung gehörte, nahmen wir unsere Kleidung in Empfang. Sie war nach historischen Vorbildern in der Techno-Abteilung von „Imperium Alpha" angefertigt worden, ebenso wie die Gegenstände, die zu unseren Rollen gehörten, einschließlich einer vierspännigen Kutsche.
Ein großer Transporter mit Feldantrieb flog uns schließlich in die Nähe unseres Bestimmungsortes.
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