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0609 - Operation Sternstunde

Titel: 0609 - Operation Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wir wurden auf einem leeren Gleiterparkplatz ausgeladen, der sich auf der Kuppe eines Hügels befand, von der man einen weiten Ausblick auf die restaurierte und konservierte Königsstadt einerseits und die überwältigende Silhouette von Groß-Paris auf der anderen Seite hatte.
    Der Gegensatz zwischen beiden „Welten" war frappierend.
    Paris, über eine riesige Fläche ausgedehnt, mit funktionalen glitzernden Turmbauten, dazwischen die Freizeit-Areale, die Kuppeln der Transmitterstationen, Kulturpaläste, Universitäten und Krankenhäuser und in der Ferne, der Raumhafen mit den Riesenkugeln der Schiffe, deren obere Pole weit über die Wolken reichten und Versailles mit seinen kalt wirkenden Straßen, seinen devoten Hausfassaden, den ehrfurchtsvoll sprudelnden Brunnen und seinem Schloß, für das alles andere nur eine bescheidene Kulisse war. Eine bescheidene Kulisse allerdings nur, wenn man sein Blickfeld auf Versailles beschränkte, denn bezog man die übrige Welt mit ein, dann mußten das Prunkschloß, der Park, die Nebenschlösser, Gärtnereien, Ställe und Höfe einem als armseliges Relikt aus primitiver Vergangenheit erscheinen.
    Kein Vergleich mit Terrania, dieser von Licht, Energie und Leben durchpulsten Perle der Galaxis, nicht einmal ein Vergleich mit den erst kürzlich freigelegten Bauten und Kunstwerken der Urmarsianer im Gebiet Tithonicus Lacus.
    Versailles wirkte kalt. das Produkt eines Machtgefühls, das in Wirklichkeit gefühllos gewesen war.
    Dieser Eindruck schwand jedoch, als unsere Kutsche sich auf einer der vielen schmalen Wege dem eigentlichen Schloß näherte. Wir hörten Musik, übertragen aus zahlreichen Lautsprechersäulen, die am Wegrand errichtet waren. Frauen und Männer in der Kleidung, die am Hofe des Sonnenkönigs getragen wurde. standen in kleinen Gruppen am Weg und winkten uns zu. Die Freifahrer verzichteten jedoch trotz ihrer altertümlichen Maskerade keineswegs auf die Errungenschaften unseres hochtechnisierten Zeitalters. wie die zahlreichen Servoroboter bewiesen, die geschäftig umhereilten und Speisen und Getränke verteilten.
    Vor dem Tor, das zum Schloßhof führte, standen zwei martialisch aussehende Soldaten. Sie vertraten uns den Weg, indem sie uns langläufige Gewehre mit scharfen Bajonetten entgegenhielten.
    „Wer seid Ihr, und was wollt Ihr hier?" fragte der eine der schnauzbärtigen Soldaten barsch.
    Dalaimoc Rorvic steckte den von einer langhaarigen Perücke verunzierten Kopf aus dem Seitenfenster unserer Kutsche und sagte: „Aus dem Weg, ihr stinkenden Mistkerle! Ich bin der berühmte Dichter Jean-Baptiste Moliére und will dem Sonnenkönig meine Aufwartung machen."
    Die verkleideten Freifahrer grinsten.
    „Soso!" sagte der eine... Ihr seid also der berüchtigte Moliére Und wer ist der zerknitterte Gnom an Eurer Seite, Edler Herr .
    Das rotäugige Scheusal lachte belustigt.
    „Das ist mein mißratener Sohn Tartuffe, Messieurs."
    Die Soldaten gaben den Weg frei.
    „Beaucoup de plaisir, Euer Fettleibigkeit!"
    Rorvic wedelte herablassend mit seinem Spitzenhandschuh.
    „Merci bien! Kutscher, vorwärts!"
    Der Kutscher, ein mentalstabilisierter USO-Spezialist, knallte stilecht mit der Peitsche. Die Kutsche ruckte so hart an, daß ich mit dem Kopf gegen die Rückwand prallte. Schimpfend brachte ich meine gepuderte Perücke wieder in Ordnung, während wir über den Vorhof ratterten, durch ein zweites Tor und in den Haupthof hinein, in dem sich ein Teil des königlichen Hofstaats tummelte.
    Als die Kutsche anhielt, wurde sie sofort von verkleideten Freifahrern umringt. Einige der Burschen schwenkten Flaschen, die durchaus nicht nur Wein enthielten, sondern teilweise absolut nicht stilechten Vurguzz.
    Dalaimoc Rorvic stieg aus und wurde augenblicklich von zwei ..Damen" mit Beschlag belegt. Er sah sich hilfeheischend nach mir um, doch ich schlüpfte schnell zur anderen Seite der Kutsche hinaus.
    Ein schwarzbärtiger Hüne, zu dem die höfische Kleidung etwa so gut paßte wie ein Frack zu einem Säbelzahntiger, hielt mir in schmutzigen Händen ein großes Glas entgegen.
    „Trink, Gnom!" forderte er mich auf.
    Ich sah leider keine Möglichkeit, den Willkommenstrunk auszuschlagen, also nahm ich ergeben das Glas und nippte daran. Die Flüssigkeit brannte in der Kehle, hatte aber ein gutes Aroma. Ich tippte auf einen erstklassigen Apfelschnaps.
    „Austrinken!" befahl der Schwarzbart. „Oder willst du mich beleidigen. Wie heißt du eigentlich?"
    „Tartuffe", antwortete ich

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