0609 - Tiefsee-Mystik
Vertrauen.«
»Danke, Kate.«
»Stehst du wirklich in einer Verbindung zu dem Templer-Schatz, von dem niemand weiß, wie groß und zahlreich er ist?«
»Ja, Kate, denn ich werde der Sohn des Lichts genannt und bin praktisch als der letzte Träger des Kreuzes dazu ausersehen, dieses Erbe antreten zu dürfen.«
»Und du willst ihn mitnehmen?«
»Nein.« Ich sprach und lachte. »Auf keinen Fall werde ich das. Ich will nur wissen, ob er existiert.«
»Er könnte dich reich machen.«
»Da hast du recht. Nur brauche ich diesen Reichtum nicht für mich persönlich. Ich gebe gern zu, daß ich Teile von ihm nehmen werde, um Geld zu bekommen.«
»Doch für dich?«
»Nein, für die Templer.«
Jetzt begriff sie nichts mehr. Selbst in der Dunkelheit sah ich das Erstaunen auf ihrem Gesicht. »Wie soll ich das verstehen? Die Templer sind eine Erinnerung aus dem Mittelalter.«
»Nein, nicht. Es gibt sie heute noch, wie ich es dir schon beim Essen sagte.«
»Das habe ich dir nicht geglaubt.«
»Jetzt ja?«
»Sicher.«
»Ich stehe mit den Templern in Verbindung, mit der Gruppe, die den ursprünglichen Weg weitergegangen sind und sich nicht abgespaltet haben. Andere gingen den falschen Weg, sie huldigten dem Götzen Baphomet, was ich nicht für gut halte. Das ist sehr schlimm, aber ich muß mich damit abfinden.«
»Und wir bekämpfen sie«, meldete sich Suko, der sich bewegte, was wir am Knarren des Korbstuhls hören konnten. »Ja, wir bekämpfen die Gruppe mit allem, was wir haben.«
»Ist sie gefährlich?«
»Sehr sogar.«
Kate Turner nickte. »Das sind alles Dinge, die für mich sehr überraschend kommen. Ich kann sie noch nicht fassen und richtig einordnen, wenn ihr versteht.«
»Das ist uns klar. Jeder Fremde ist zunächst schockiert, wenn er damit konfrontiert wird.«
»Aber ihr habt eure Erfahrungen gemacht?«
»Natürlich.«
Sie hatte überlegt. »Wissen die Baphomet-Templer ebenfalls über den Schatz Bescheid?«
»Davon gehen wir aus«, sagte Suko. »Sie sind über die Entwicklungen genauestens informiert.«
»Dann hätten sie hier an der Küste oder auf der Insel längst erscheinen müssen.«
»Stimmt.«
»Weshalb sind sie das nicht?«
Suko lachte leise. »Auch sie sind nicht allwissend. Du darfst zudem nicht vergessen, daß es John Sinclair ist, der als Sohn des Lichts anerkannt wird.«
»Dann kann nur er den Schatz finden.«
»Möglich.« Ich lächelte. »Aber soweit ist es noch nicht. Ich glaube nämlich nicht, daß die Aufgabe leicht sein wird. Mal eben tauchen, den Schatz heben, ihn an die Oberfläche zerren, einige Stücke verkaufen, und fertig ist die Sache.«
»Das denke ich auch.« Sie stand auf. »Einige Male haben die Menschen hier erzählt, daß es tief im Meer ein geheimnisvolles Labyrinth oder Land geben soll, das von den Templern damals entdeckt worden ist oder angelegt wurde, um die Schätze zu verstecken. Es ist gesichert. Manche reden von magischen Verschlägen, aber daran will ich nicht so recht glauben. Und ihr?«
»Wir weisen es nicht von der Hand«, antwortete ich. »Die Templer und die Magie, das sind Gebiete, die dicht zusammen liegen und sich oft genug überlappen.«
Sie lächelte schmal. »Es ist schwer, dies zu glauben.«
»Sicher.«
Suko stand auf. Er ging die ersten Schritte vorsichtig, dann klappte es besser.
»Bist du wieder okay, alter Junge?« fragte ich ihn.
Er hob die Schultern. »Wie man es nimmt. Jedenfalls fühle ich mich wesentlich besser als sonst.«
»Aber nicht fit.«
»Nein. Ich müßte mir schon etwas einfallen lassen, wenn mir die Killer plötzlich gegenüberstehen.«
»Das ist das Stichwort«, sagte Kate. »Sollen wir tatsächlich die Nacht hier verbringen?«
»Ja.«
»Dann hole ich mal Decken oder Schlafsäcke.«
»Ich begleite dich.«
Sehr vorsichtig gingen wir zurück ins Haus. Es stand einsam, höher gelegen, war aus Naturhölzern gebaut und gliederte sich mit dem großen Grundstück in die Landschaft ein, ohne sie zu zerstören. Ein Haus, in dem man sich wohl fühlen konnte und nicht den Eindruck bekam, ein Gefangener zwischen vier Wänden zu sein.
Die Schlafräume lagen im ersten Stock. Dort stand auch unser Koffer. Während Kate Turner Schlafsäcke zusammensuchte, stellte ich mich an das Fenster und schaute hinaus.
Kein Hindernis trübte den Blick der bis hinaus auf das Meer schweifte. Wenn ich den Kopf etwas nach links drehte, sah ich die Lichter von Greenspond und auch den zum Ort gehörenden kleinen Hafen. Zur anderen Seite
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