0609 - Tiefsee-Mystik
detaillierten Bericht und sprach auch davon, daß einer der Killer noch zurückgekommen war, um nach Suko zu suchen, weil er ihn letztendlich killen wollte. »Die Zeit war nur zu knapp gewesen, John, sonst hättest du mich mit durchschnittener Kehle hier liegen sehen können.«
»Was sind das nur für Menschen!« flüsterte Kate. »Ich begreife das nicht. Es sind Bestien.«
Niemand widersprach. Dafür wandte ich mich mit einer neuen Frage an Suko: »Hast du erfahren können, was die Killer mit Chris vorhatten?«
»Nein.«
»Was denkst du?«
Als Antwort schaute er auf Kate, denn sie brauchte jetzt starke Nerven. »Rede ruhig, Suko, bitte. Ich rechne ja selbst damit.«
»Es kann sein, daß man Kate treffen will und ihre Schwester eben – nun ja, ihr wißt es.«
»Das ist eine Theorie, kein Beweis«, sagte ich.
»Keinen billigen Trost, John!« beschwerte sich Kate. »Bitte keinen billigen Trost. Ich bin hart im Nehmen, das ist das Leben. Ich rechne damit, daß Chris für mich sterben mußte.«
Wir schwiegen beide. Was hätten wir auch noch sagen sollen?
Suko und ich dachten ähnlich.
»Könnt ihr mich hier aus der Kammer schaffen?« fragte mein Freund. »Allein fühle ich mich zu schwach.«
»Klar.« Ich half ihm, auf die Beine zu kommen. Wir gingen in den großen Wohnraum, wo noch immer die zahlreichen Glassplitter herumlagen, die unter unseren Sohlen zu feinen Krümeln zerdrückt wurden. In einem Sessel fand Suko Platz. Er hielt sich seinen Kopf, in dem die Schmerzen tobten.
»Möchtest du Tabletten haben?« fragte Kate.
»Ja, doch.«
Sie holte welche.
Da wir allein waren, stellte ich weitere Fragen. »Was ist, Suko, siehst du noch eine Chance für Chris?«
»Überhaupt nicht.«
»Weshalb wollen sie die Frau?«
»Um an Kate heranzukommen. Die ist dabei, ihre Pläne zu stören. Sie hat Eingaben an die Regierung gemacht. Nur wenn sie mundtot gemacht wird, kann der Konzern hier bauen. Oft schafft ein einzelner mehr als eine ganze Gruppe.«
»Das scheint mir auch so zu sein«, murmelte ich.
Kate Tanner kehrte zurück und reichte Suko zwei Tabletten. Er spülte sie mit einem kräftigen Schluck Wasser hinunter.
»Sie wollen mich zwingen, aufzugeben«, flüsterte die Frau. »Sie wollen es herausfordern.«
»Und? Wie wirst du reagieren?«
»Ich… ich weiß es noch nicht. Es kommt darauf an, was sie mit Chris gemacht haben.«
»Man könnte sie auch als Druckmittel gegen dich anwenden.«
»Kann sein.«
»Und dann?«
»Muß ich wohl aufgeben.«
Ich nickte ihr zu. »Ein weiser Entschluß, der mit Feigheit nichts zu tun hat. Ich hätte ebenso gehandelt, Kate, wirklich. Möglicherweise ergeben sich andere Chancen.«
»Ja, mal sehen.«
Suko hatte die Augen geschlossen. Er atmete ruhig, dann murmelte er: »Gib mir die Chance bis morgen, John. Diese eine Nacht brauche ich, um mich zu erholen.«
»Bestimmt eine längere Zeit.«
»Nein, nein, ich packe das schon. Zudem bin ich den Killern noch etwas schuldig. Wir werden sie uns holen, John, einen nach dem anderen. Noch einmal lasse ich mich nicht so hereinlegen.«
»Es kann auch meine Schuld sein«, sprach Kate. »Ganz allein meine Schuld.«
»Weshalb?«
»Ich habe ihre Drohungen zu sehr auf die leichte Schulter genommen, John.«
»Das glaube ich nicht.«
»Doch, ich weiß es jetzt. Sie hätten sich…«
Einige Dinge waren trotz des Überfalls noch funktionstüchtig geblieben. Dazu gehörte auch das Telefon, das mit einem häßlich klingenden Schrillen anschlug.
Wir schraken alle zusammen, Kate am stärksten. »Wer… wer will da was von uns?«
»Heb bitte ab!«
Kate ging mit zitternden Knien zum Apparat. Beim sechsten Läuten hob sie den Hörer an, meldete sich mit einem gehauchten »Ja…« und schrak zusammen, als sie die Stimme des Anrufers vernahm.
Sie drehte sich um, hielt die Sprechmuschel zu und flüsterte in den Raum hinein, so daß ich es hören konnte: »Es ist der… der …«
Ich ließ sie nicht ausreden. »Okay, reiß dich zusammen.« Mit zwei Schritten war ich bei ihr und vernahm die fremde Stimme aus dem Hörer tönen. Sie klang scharf, leicht nasal oder überheblich, als sie fragte: »Bist du noch dran, Süße?«
»Sicher«, quetschte sie hervor.
»Das ist gut.«
Ich wies Kate an, den Hörer etwas vom Ohr wegzuhalten, weil ich auch mithören wollte.
Beide vernahmen wir das Lachen. »Wir wissen jetzt einiges mehr, Süße, deine Schwester redete. Du hast dir zwei Bullen ins Haus geholt. Einer ist tot, aber der andere lebt
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