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0609 - Tiefsee-Mystik

0609 - Tiefsee-Mystik

Titel: 0609 - Tiefsee-Mystik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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existierte weder ein Dorf noch eine Stadt, da gab es nur das Land in seiner gewaltigen Weite und Ursprünglichkeit. Ein wunderschönes Gebiet. Es wäre mehr als traurig, wenn es durch irgendwelche Bauwerke verschandelt würde.
    »Woran denkst du, John?« fragte Kate in meinem Rücken.
    »An das Land.«
    »Ist es nicht wunderbar?«
    »Ja, das kannst du sagen.«
    »Man muß dafür kämpfen, John.« Sie kam zu mir und schaute ebenfalls hinaus. »Man muß einfach seine persönlichen Interessen an die zweite Stelle setzen. Das ist uns die Natur wert. Wenn jetzt nichts geschieht, ist es in dreißig Jahren zu spät.«
    »Das trichtere mal allen ein, Kate. Es gibt immer wieder Idioten, die nicht hören wollen.«
    »Und sogar Zyniker, John. Ich habe ein Erlebnis gehabt, das mich umdenken ließ. Ich sah auf einem Wagen einen Aufkleber mit einem kaum glaubhaften Text?«
    »Welchen?«
    »Mein Auto fährt auch ohne Bäume.«
    Ich atmete tief durch. Das war in der Tat ein hartes Stück. Ich merkte, wie mein Blut über soviel Dummheit in Wallung geriet.
    »Du sagst nichts, John?«
    »Es hat mir die Sprache verschlagen.«
    »Mir auch, aber dann dachte ich, daß man etwas unternehmen muß. Hier habe ich angefangen. Ich will auch noch in zehn oder dreißig Jahren unter einem gesunden Baum liegen können, dessen Blattwerk mir einen natürlichen Schatten spendet.«
    »Da denken wir gleich.«
    Ich hatte die Antwort gegeben, war aber gedanklich weit fort, denn mir war etwas aufgefallen. Von der rechten Seite her näherte sich ein heller Lichtfleck. Es mußte ein Scheinwerferpaar sein, obwohl die beiden Streifen nicht getrennt blieben und sich irgendwo vereinigten.
    Ich sprach Kate darauf an. Sie hatte sich wieder mit den Schlafsäcken beschäftigt, kam nun zu mir und nickte gegen die Scheibe. »Da führt eine Straße her.«
    »An der Küste?«
    »Ja, ins Hinterland.«
    »Und wer benutzt sie um diese Zeit?«
    »Kaum jemand. Wenn es Abend oder Nacht wird, da schiebt man hier den Mond mit der Stange weiter. Die Fischer liegen früh in den Betten, weil sie ebenso früh wieder raus müssen.«
    »Dann könnten es Fremde sein, die den Weg nehmen.«
    Ich sah es nicht, aber sie bekam eine Gänsehaut. »Das kann hinkommen, John, und ich weiß genau, daß du an die Killer denkst.«
    »Die Strecke führt übrigens an meinem Grundstück vorbei.« Kate flüsterte. »Mit anderen Worten, wir müssen damit rechnen, daß die Bestien ihre Drohung schon in dieser Nacht in die Tat umsetzen.«
    »Gut kombiniert.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Wir verlassen das Haus und ziehen uns wieder in den kleinen Pavillon zurück.«
    »Ich nehme nur die Schlafsäcke. Sind leider nur zwei…«
    »Macht nichts.« Ich behielt den Wagen unter Kontrolle. Er hatte seine Fahrrichtung nicht verändert. Wenn er so weiterfuhr, würde er das Grundstück passieren.
    Die Entfernung schmolz zusammen. Meine Hoffnung wuchs, daß es ein fremdes Fahrzeug sein könnte, als der Wagen plötzlich scharf nach links einbog. Es war regelrecht herumgerissen worden, und im gleichen Augenblick verlöschten auch die Scheinwerfer.
    Das wiederum war nicht normal.
    Mit zwei Schritten hatte ich Kate Tanner erreicht. »Los, wir müssen verschwinden.«
    Sie blieb noch stehen, die beiden leichten Schlafsäcke unter den linken Arm geklemmt. »Sind Sie es wirklich?«
    »Es sieht so aus. Sie bogen ab und haben die Scheinwerfer gelöscht. Es gibt hier einen Hinterausgang – oder?«
    »Ja.«
    Kate ging vor. Leise huschten wir die Holztreppen hinab. An der Garderobe blieb Kate für einen Moment stehen und zog die gefütterte Jacke vom Haken.
    Danach huschten wir auf den Hinterausgang zu, eine kleine Tür, die ich vorsichtig öffnete und Kate dabei zurückdrückte, weil ich schauen wollte, ob die Luft rein war.
    Den Killern traute ich auch zu, daß sie das Haus schon umstellt hatten.
    Es regte sich nichts. Der Wind fuhr durch den Garten, zerrte an den Blättern und schleuderte diejenigen zu Boden, die schon dunkel gefärbt und kraftlos geworden waren.
    Das Laub bildete auf dem Boden einen Teppich. Einerseits sehr romantisch, andererseits auch verräterisch, denn man konnte sich auf ihm nicht leise bewegen. In der Stille war das Schaben weit zu hören.
    »Ist alles klar?« wisperte Kate.
    »Es scheint so.« Ich gab ihr einen Wink, ging vor, und sie holte mich rasch ein.
    »Warte, John, ich kenne mich besser aus.« Kate übernahm die Initiative. Ihr Grundstück war zwar nicht mit einem Dschungel zu vergleichen,

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