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061 - Im Reich der Tausend

061 - Im Reich der Tausend

Titel: 061 - Im Reich der Tausend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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stürmte auf Matt Drax zu. Man musste kein Mathematikgenie sein, um zu erkennen, dass er gegen diese Übermacht nicht gewinnen konnte. Da half ihm nicht einmal das Messer, das Matt in einer Rückenscheide trug. Die einzige Chance, etwas für sich und seine Gefährten zu tun, bestand darin, von hier zu verschwinden und später zurückzuschlagen.
    Matt wirbelte herum, rannte zum Bahnsteig und sprang auf den dunklen Gleiskörper hinab. Unter seinen Stiefeln knirschten Schnee und Gestein, als er den finsteren Bahnhof durchquerte. Hinter ihm gleißten mehrere Lichtfinger auf und tasteten sich an den Wänden entlang.
    Matt stolperte mehr über den unebenen Boden und durch die Dunkelheit, als dass er lief, aber er durfte sein Tempo nicht verringern. Falls die kanadischen Baumeister des 21.
    Jahrhunderts sich an internationale Gepflogenheiten gehalten hatten, mündete dieser U-Bahn-Schacht irgendwann in einen anderen Bahnhof. Bis dahin musste er seinen Vorsprung ausgebaut haben. Dann würde er an die Oberfläche zurückkehren, den Eissegler suchen, sich neu bewaffnen und die Spur der Banditen aufnehmen.
    Doch grau ist alle Theorie: Kurz vor dem Ende des Bahnhofs stieß Matts Fuß gegen einen dicken Stein, der ihn haltlos stolpern und stürzen ließ.
    Die Landung kam viel später als erwartet und raubte ihm fast erneut das Bewusstsein.
    Was daran lag, dass Matt nicht auf ebenen Boden fiel, sondern tiefer - allem Anschein nach in eine ziemlich große Baugrube.
    Während er dort unten lag und stöhnend seine Knochen betastete, um festzustellen, ob es sich noch lohnte, eine Lebensversicherung abzuschließen, hörte er Schritte. Sie näherten sich seinem Stand- beziehungsweise Liegeort.
    Matt erstarrte. Er hielt den Atem an, als er das Raunen von Stimmen vernahm. Kein Zweifel: Die Typen gaben nicht auf.
    Los, MacGyver, dachte er. Ich brauch jetzt 'ne schräge Idee!
    Eine knappe Minute später wurde die Baugrube von drei dunklen Gestalten mit Pelzmützen umringt. Vier weitere, die Aiko und Aruula an Armen und Beinen zwischen sich schleppten, marschierten schweigend an ihnen vorbei in Richtung der U-Bahn-Station, die Matt erfolglos zu erreichen versucht hatte. Die drei Mützenträger knieten sich hin. Eine Taschenlampe blitzte auf. Der Strahl fiel in das etwa zwei mal zwei Meter große und ebenso tiefe Loch, aus dessen glatten Betonwänden die Enden verrosteter Kabel hervor lugten.
    Am Grund der Grube lag ein Mann. Seine Gliedmaßen waren verrenkt, und seine offenen Augen stierten tot und leer zur Decke empor. Zweifellos weilte er nicht mehr in dieser Welt. Der Lichtstrahl verharrte auf seinem Gesicht, und eine der Gestalten - eine Frau - stieß einen bedauernden Seufzer aus.
    Sie sprachen kein Wort, aber Matt hörte den Seufzer einer Frau.
    Sie machten keine Anstalten, zu ihm herabzusteigen; offenbar hielten sie ihn tatsächlich für tot. Es fiel ihn unsagbar schwer, trotz des beharrlichen Lichtstrahls auf seinem Gesicht nicht doch noch zu blinzeln. Dabei atmete er so flach, dass man es vom Grubenrand aus unmöglich sehen konnte.
    Die Sekunden dehnten sich endlos. Die abgewinkelten Arme und Beine schmerzten. Als er schon glaubte, es wirklich nicht mehr aushalten zu können, ertönte von oben ein warnendes Zischen.
    Das Licht erlosch auf der Stelle. Die Unbekannten zogen sich rasch von der Baugrube zurück und tauchten in dem Schacht unter, wo die vier anderen mit ihren Gefangenen schon verschwunden waren.
    Es war eine gute Idee gewesen, ins Stadthaus zu eilen, um Lejtenant Iwaan, dem Oberkommandierenden aller Späher Meldung zu erstatten: Der Offizier hatte Nikolaai sogleich das Kommando über Aljooscha und zwei Limonkas übertragen, so dass er nun selbst eine Art Vorgesetzter war.
    Dies erfüllte Nikolaai nicht nur mit großem Stolz, sondern war irgendwie auch eine Bestätigung seiner Theorie, der illegitime Sohn eines verdienten Gelehrten zu sein. Denn er kannte einen alten Spruch, der besagte: »Wem der Zar ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand.«
    Nach einer Mütze voll Schlaf, einer Tasse Tee und einer kurzen Konferenz mit Lejtenant Iwaan hatte Nikolaai sich mit seinen Männern erneut zum Lagerplatz der Fremdlinge geschlichen. In der dritte Etagen einer von schleimigen Pilzen eroberten Ruine, die der alten Bibloteek unmittelbar gegenüberlag, hatten sie Quartier bezogen, die Feldstecher gezückt und die Fremdlinge gründlich ausspioniert. Lejtenant Iwaan konnte es nämlich erst dann wagen, den Zaren mit Neuigkeiten zu

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