061 - Medusas steinerne Mörder
unmittelbare Nähe einer geistigen Kraft so
intensiv, daß sie sofort wußte: ich bin am Ziel!
Hier
hatte Draculas Bruder die Frauen aus den umliegenden Dörfern getötet, um seinen
Kontrakt mit der Hölle zu erfüllen. Das Licht an der Decke dieses Kellers war
so schwach, daß es das ehemalige Tempel-Labor kaum zu erhellen vermochte.
Dennoch nahmen Medusas Augen etwas wahr. Sie sah mehr, als ein
Mensch zu erkennen imstande gewesen wäre. In den groben Quadern der Mauer vor
ihr nahm sie einen Schatten wahr. Einen reglosen Schatten, der die Umrisse
eines Menschen hatte und starr in die klobige Wand eingemauert war. Draculas
Schatten!
Dahinter,
stand er selbst, denn aufrecht war er in den Hohlraum eingemauert worden. In
dem Tempel-Gewölbe war es eiskalt. Aber weder der versteinerte Ainsly noch
Medusa spürten dies. »Dracula«, wisperte es aus dem blutigroten Mund des
Schreckenshauptes, »ich bin gekommen, um meinen Anspruch auf dieses Schloß
anzumelden. Schon vor den Ereignissen in dem Land, in dem ich mich zuletzt
aufhielt, hatte ich einen Makler beauftragt, dieses Schloß für mich zu
erwerben. Dann kam mein Unfall und ein anderer Interessent zog hier ein. Dies
jedoch hindert mich nicht, von diesem Ort Besitz zu ergreifen, von einem Ort,
der uns beiden genügend Raum bietet. Ich bin bereit, die Kraft, die dich
bindet, zu beseitigen, dich mit Blut zu versorgen, wenn du mir als
Gegenleistung einen neuen Körper schenkst…« Die Schlangen auf ihrem Kopf
befanden sich in einer verwirrenden, stetigen Bewegung. Einige stießen nach
vorn, andere kringelten sich um dritte, züngelten und zischten. Jede einzelne
besaß ihr eigenes Leben und handelte selbsttätig. Der Versteinerte stand so,
daß das Licht der Deckenleuchte ihn schräg von hinten traf. So kam es, daß ein
Schattenriß seines Körpers und die Silhouette des schlangenzüngelnden Hauptes
ebenfalls auf der Wand vor ihnen erschienen. Auf dem groben Gemäuer war aber
außer den Bewegungen, die der sprechende Kopf in Ainslys Händen verursachte,
noch eine andere wahrnehmbar. Der stehende, eingemauerte Schatten, den nur
Medusa registrieren konnte, bewegte sich in dem Moment, als ihre Worte
verhallten.
Der
Schatten Draculas nickte. Einer, dessen Seele verflucht war, war mit dem
Vorschlag einverstanden…
●
Er
spürte eine unaussprechliche Gefahr und wußte noch nicht, woher sie kam und wie
sie aussah. Aus der Dunkelheit kam ein Licht auf ihn zu, das er schließlich als
eine Straße erkannte. Und diese Straße ging er entlang. Larry Brent wußte
nicht, wie er hierher kam, und wohin die Straße führte. Er wußte nur eins: ich
muß den eingeschlagenen Weg gehen, gleich, was passiert…
Und
es passierten merkwürdige Dinge!
Links
und rechts der Straße wuchsen plötzlich Bäume empor, die sich in dunkle,
schroffe Felsen verwandelten. Zwischen den Felsen erblickte er einen Schatten
und hörte eine Stimme. »Komm zu mir, hilf mir«, säuselte eine
freundliche Stimme, die ihm bekannt vorkam und ihn trotz ihrer Freundlichkeit
frösteln ließ. Vorsichtig, schlug eine Alarmglocke in X-RAY-3 an. Da stimmt
etwas nicht.
»Wo
bist du?« fragte eine Stimme in gebrochenem Amerikanisch. An diese Stimme
konnte er sich ebenfalls sofort wieder erinnern und wußte auch, zu wem sie
gehörte, einem Mann namens Sven Kermin! Er war Schwede und in diesem Land
unterwegs, um mit den Bauern in den Dörfern zu sprechen, die Teppiche knüpften
und Holzschnitzereien anfertigten. Es war sein Geschäft, kunstgewerbliche
Gegenstände einzukaufen und nach Europa und Übersee zu vertreiben. Larry Brent
pirschte näher und sah den Mann, der eben gesprochen hatte. Kermin suchte die
Sprecherin. Er stand vor einer Brücke, die das schmale Flußufer überspannte. Im
Dunst des frühen Morgens waren jenseits die roten Ziegeldächer und die dunklen
Umrisse der kleinen Häuser mehr zu ahnen, als zu sehen.
»Hier!« antwortete fröhlich die angenehme Stimme. »Rechts unter dem
Brückenpfeiler. Beug dich weiter vor, und du wirst mich sehen.« Sven
Kermin, ein großer, breitschultriger Mann, Ende Fünfzig, tat, was von ihm
verlangt wurde. Etwas bewahrte Larry Brent davor, sich weiter
vorzuwagen und dorthin zu sehen, wohin Kermin jetzt blickte. »Zurück, Kermin«,
wollte er schreien aber seine Stimme versagte ihm den Dienst. Es war, als würde
ihn etwas würgen, und zwar mit solcher Kraft daß die Stimmbänder nicht mehr
mitmachten. Plötzlich hörte er ein Stöhnen. Es kam aus Kermins
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