0610 - Die Macht der Schlange
vollzog einen Fragezauber.
Die Tropfen verschmolzen miteinander und begannen zu brodeln, zu kochen.
Sie verfärbten sich schwarz.
»Oh, nein danke«, murmelte Franco. »Das muß aber wirklich nicht sein!«
Er war mit einem magischen Keim infiziert worden!
Allerdings schaffte dieser Keim es nicht, völlig Gewalt über Franco zu erlangen. Etwas hatte seine Entfaltung schon im Moment der Infizierung verhindert. Vielleicht der magische Heilungsprozeß, der die Wunde am Finger geschlossen hatte.
Das mußte es sein!
Eine andere Möglichkeit sah Franco nicht.
Nun gut, der Keim hatte ihn nicht völlig im Griff, hatte ihm vermutlich nur diesen Alptraum gesandt.
Aber es war Franco jetzt klar, daß sich Dany völlig in der Gewalt der Schwarzen Magie befand. Ihr Verhalten ließ sich nur dadurch erklären.
Und diese Schwarze Magie ging von der verdammten Skulptur aus.
Dany hatte nicht erzählt, woher sie die Drachenschlange hatte, und Franco hatte auch nicht danach gefragt. Wozu auch?
Es war ja alles so harmlos gewesen, und wenn sie beide zusammen waren, hatten sie wahrlich anderes zu tun, als sich über Teufelswerk zu unterhalten.
Franco liebte Dany, und er hatte oft genug schon mit dem Gedanken gespielt, sein bizarres Hobby ihr zuliebe zurückzustellen oder ganz aufzugeben, weil sie sich doch manchmal ein wenig davor fürchtete.
Aber die Verlockungen der magischen Macht waren gewaltig.
Es war nicht leicht, all das aufzugeben, was Franco um sich herum erschaffen und aufgebaut hatte.
Die Verlockung war die dunkle Seite, die ihm immer wieder suggerierte, es sei so einfach, sich ein besseres Leben zu schaffen.
Er wollte ihr nicht verfallen, wie er auch dem Keim nicht verfallen wollte. Er wollte herrschen, nicht beherrscht werden.
Deshalb war er sehr vorsichtig mit dem, was er tat. Er wußte, daß selbst schon solche Kleinigkeiten wie das Schließen einer Wunde nichts als Eigennutz waren - und eigennützige Anwendung von Zauberei war praktisch immer Schwarze Magie.
Doch er rechtfertigte das gegenüber sich selbst damit, daß er ja noch übte. Aber die Finsternis wartete schon auf ihn, war bereit, ihn zu verschlingen.
Er befand sich an der Schwelle.
Doch er wollte auf der Seite des Lichts bleiben. Schon allein, um Dany weiter lieben zu können, um sie nicht zu verlieren.
Aber hatte er sie nicht schon verloren? War sie nicht bereits im Bann der dunklen Macht?
Ihr Verhalten, ihre Worte, ihr überraschend kalter Abschied.
Und dann der Alptraum, in dem sie eine Götzenpriesterin gewesen war und ihn erdolcht hatte!
Und eben hatte sie sich ihm gegenüber als Hohepriesterin bezeichnet!
Diese Drachenschlange bekommt mich nicht! dachte er. Und sie wird Dany auch nicht behalten! Er begann damit, die Blutstropfen zu präparieren.
Er behandelte sie mit Zaubersprüchen, sie sollten die Kraft der Dunkelheit von ihnen nehmen. In der Tat verfärbte sich das Blut erneut, wurde wieder rot. Aber was jetzt?
Der Heilerfolg war da, doch was Franco da geschaffen hatte, das war kein wirksames Serum. Wenn er das Blut in seinen Körper zurückführte, würde es erneut den schwarzen Keim annehmen. Und wenn er die Schlange damit fütterte, würde sie es lachend verschlingen. Und sich selbst völlig von dem dunklen Keim zu reinigen, dafür fehlte ihm die Kraft.
Es war zu viel, es war zu anstrengend.
Das schien die Drachenschlange zu wissen, denn sie grinste ihn von ihrem Platz am Fenster her höhnisch an.
Sie ließ ihn gewähren. Sie wußte genau, daß er über kurz oder lang unterliegen mußte.
Wann würde er nachgeben müssen? Wann würde er so sein wie Dany, die er dann auch nicht mehr retten konnte?
Vielleicht mußte er es anders anstellen.
Vielleicht mußte er die Drachenschlange selbst angreifen.
Mußte versuchen, sie unter einen weißmagischen Bann zu zwingen oder sie gar mit Magie zu vernichten.
Entschlossen begann er mit der Vorbereitung…
***
Zwei Tage vorher:
Der Commander war um die halbe Welt geflogen. Von Calcutta aus über die Philippinen, Hawaii und San Francisco nach Miami.
Eine lange Reise für jemanden, der voller Ungeduld war.
Er wußte, es gab einfachere, schnellere Möglichkeiten, diese Distanzen zu überbrücken. Und er wußte auch, daß sein Herr diese Möglichkeiten aus der anderen Dimension heraus benutzen konnte.
Doch ihm selbst standen sie nicht zur Verfügung. Er mußte mit den Mitteln vorlieb nehmen, die sein Ursprungsvolk, die Menschheit, entwickelt hatte.
Noch…
Er reiste mit
Weitere Kostenlose Bücher