0611 - Brennpunkt Medo-Center
ein Besatzungsmitglied zu entführen, hätte er es verdammt leicht! dachte Afshar.
Und wenn seine Kameraden erst einmal versuchen würden, ihrem Trieb zu folgen, nämlich der psychosomatischen Zwangsheimkehr zu gehorchen, dann würde sich dieses Gebäude - wie viele andere Orte überall in der Galaxis - in eine Hölle verwandeln.
„Zunächst einmal eine Sperre, die verhindert, daß sich jemand aus der Luft dem Bauwerk nähert und auf einer der Terrassen landet!" sagte der Spezialist und ging auf einen schweren, kastenförmigen Robot zu, auf eine schwebende Befehlseinheit.
Die Routinearbeit begann.
*
In der kurzen Pause, die er sich gönnte, warf der Arkonide einen langen, fast sehnsüchtigen Blick auf den wandgroßen Bildschirm. Der Schirm war an Linsen angeschlossen, die Szenen aus der Oberfläche von Imperium-Alpha zeigten.
Atlan zog die Kaffeetasse zu sich heran, schluckte ein Vitaminpräparat und bewegte die Schultermuskeln.
Er fühlte sich müde und ausgelaugt, trotz der Wellen der Kraft, die sein Zellaktivator durch den Körper schickte.
„Endlich einen Augenblick Ruhe!" sagte er leise und starrte den Schirm an. Es war Abend über diesem Teil des Planeten Terra, Sonnenuntergang über Terrania City.
Die Menschen fluteten durch die Straßen und quollen über die Plätze.
Noch immer gelang es, eine Art Ordnung aufrechtzuerhalten, aber wenn noch mehr Menschen dem Trieb zur Zwangsheimkehr folgten, brach auch der letzte Rest von Ordnung zusammen.
Atlan trank die Tasse leer und lehnte sich dann in seinem Sessel zurück. Die vielen Monitore und Interkome auf dem Schreibtisch waren eingeschaltet, zeigten aber keine Bilder. Die Lautsprecher schwiegen. Nur das Summen der Klimaanlage und das Arbeitsgeräusch eines Rechengerätes unterbrachen die Ruhe, aber Atlan hörte sie nicht mehr.
Er beschäftigte sich mit der Zukunft, wenigstens ein paar Minuten lang. Es war ein gewaltiges Problem, das in dem lapidaren Satz gipfelte: Wenn es nicht gelang, erstens den Erreger und zweitens sofort ein Mittel dagegen zu finden, befiel eine Krise die Galaxis, die das Ausmaß des Schwarm-Debakels hatte.
Atlan schüttelte das Glas in seiner Hand, der duftende Alkohol bewegte sich darin. Atlan hob das Glas und nahm einen Schluck.
Ein trügerisches Wohlgefühl überkam ihn sekundenlang.
Der Summer ertönte.
„Verdammt!"
Wenn er jetzt gestört wurde, dann war dies sehr ernst.
Nur wichtigste Meldungen durften in dieser kurzen Zeitspanne durchgestellt werden. Er setzte das Glas von den Lippen und drückte eine Empfangstaste.
„Atlan hier."
„Eine Fernverbindung vom Planeten Tahun. Leitung der wissenschaftlichen Forschung, Büro Krogh!" sagte eine Stimme.
Atlan setzte das Glas hart ab. Er war alarmiert. Wieder tauchte die drohende Vision einer Weltuntergangsstimmung auf. Seine Magennerven zogen sich hart zusammen.
„Sofort durchstellen!" knurrte er laut.
Das Bild flimmerte, aus den Lautsprechern erklang eine Reihe von Störungsgeräuschen, und Atlans Finger drückte eine weitere Taste. Er zeichnete das Gespräch auf, konnte aber sicher sein, daß es auch an anderer Stelle mitgeschnitten wurde.
Wieder erhellte sich der Interkomschirm, und der Oberkörper eines Mannes war darauf zusehen, ein etwa Siebzigjähriger mit schwarzen Augen und halblangem weißem Haar.
„USO-Spezialist McDrollyn, Sir!" meldete der Mann. „Nehmen Sie das Gespräch entgegen?"
„Natürlich. Sprechen Sie bitte!" Atlan nickte.
„Doktor Krogh sprach eben mit dem Kommandanten des Explorerschiffes Viernullnullsieben. Dieses Fernschiff hatte mehr als zwei Jahre lang, das ist bewiesen, keinerlei Kontakt mit Menschen. Am ersten Februar erfolgte ein längerer Hyperfunkkontakt mit der Besatzung des USO-Schiffes BATRAL, anschließend unterhielten sie sich per Ultrakurzwelle. Es fand kein darüber hinausgehender persönlicher Kontakt statt."
„Ja, und?" Atlan vermutete etwas Schreckliches.
„Von den zwölfhundert Frauen und Männern des Explorers sind mehr als elfhundert mit PAD infiziert und befinden sich inzwischen auf Tahun in Quarantäne, unter ihnen auch Kommandant Tovrath. Moinsh Krogh ist sicher, daß PAD auf dem Weg über fünfdimensionalen Hyperfunk als Trägerweile übertragen wird.
Er arbeitet gerade an der Klärung dieses Falles. Ich glaube, Ihre Anwesenheit hier auf Tahun, In der Arkon-Universität, ist erforderlich. Zumindest ist sie von uns allen sehr erwünscht."
Zwei Sekunden verstrichen. In dieser Zeit dachte Atlan an
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