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0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

0612 - Eine Nacht im Hexenschloß

Titel: 0612 - Eine Nacht im Hexenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte den Wind nicht mehr, denn die Frau hatte den Einstieg zugeschlagen.
    Ich blieb liegen, atmete heftig, während der Hubschrauber steuerlos über dem Innenhof schwebte. In ihn tauchten bereits die ersten Schatten der Dämmerung ein; der Tag neigte sich allmählich dem Ende entgegen, die Nacht kam.
    »Du bist ein schöner Mann!« sagte sie laut, um die Geräusche zu übertönen.
    Zunächst glaubte ich, mich verhört zu haben. »Was, bitte schön, bin ich?«
    »Ein schöner Mann.«
    »Aha, danke. Und wer bist du?«
    »Orania.«
    »Ein guter Name.«
    »Ja, ich weiß, und mir gehört alles hier. Das Schloß, das Land, ich bin die Herrin.«
    Allmählich bekam ich wieder Gefühl in meine Hände. Das Blut strömte hinein und sorgte für ein schmerzhaftes Kribbeln. Noch waren die Finger ziemlich steif. Wenn ich mich jetzt hätte wehren müssen, hätte es nicht gut ausgesehen.
    Ich schaute Orania noch immer an.
    Sie war eine Frau, deren Reize ausstrahlten. Pilotenkleidung trug sie nicht, nur ein langes Kleid hatte sie übergestreift. Es bestand aus schwarzem Samt und besaß einen krawattenbreiten, ziemlich langen Ausschnitt.
    »Dir gehört das Schloß?«
    »Ja, jetzt gehört es mir.«
    »Gibt es keinen Schloßherrn?«
    Plötzlich lachte sie. »Nein – oder doch? Ja, es ist noch etwas von ihm vorhanden.«
    Ich verstand nur Bahnhof. Die Hexe Orania schien zu merken, daß mir Informationen fehlten, denn sie klärte mich in den folgenden Sekunden mit wenigen Sätzen über ihr Schicksal auf.
    »Mein Gatte ist tot, schon sehr lange, aber ich lebe, obwohl er mich getötet hat.«
    »Tatsächlich?«
    Sie nickte sehr ernst. »In unserer Hochzeitsnacht killte er mich, wie du sagen würdest.«
    »Und?«
    »Siehst du mich nicht vor dir?«
    Ich lächelte knapp. »Das schon, aber ich weiß nicht, wie ich dich einschätzen soll.«
    »Sagen wir so, schöner Mann. Ich bin eine Frau, und du bist ein Mann.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Frauen und Männer sollten zusammenkommen.« Bei diesen Worten strahlte sie mich an. »Von altersher gehören Frauen und Männer zusammen. Ich bin es gewohnt, mir das zu nehmen, was mir zusteht, also einen Mann. Die lange Nacht im Hexenschloß wird für beide unvergeßlich bleiben, das kann ich dir versprechen.«
    Jetzt begriff ich. »Dann hast du also vor, mit mir eine lange Nacht im Schloß zu verbringen?«
    »So ist es richtig, und zwar im Hochzeitszimmer.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß dein Gatte dort sein Leben ausgehaucht hat?«
    »Das stimmt.«
    »Andere Männer auch?«
    »Natürlich.«
    »Wer alles?«
    »Der Pilot dieses Hubschraubers und auch jemand, der sich für das Schloß interessierte. Sie sind tot, aber ich kann ihre Leichen noch gebrauchen. Sie stehen unter meiner Kontrolle. Ich besitze außergewöhnliche Hexenkräfte, ich kann hier alles verändern, wenn ich will. Das Schloß gehört mir, das Wasser gehört mir, in das man mich nach der Tat hineinwarf. Der Graben, die Mauern, alles meins und auch die Männer.«
    »Was ist denn mit den Frauen?« wollte ich wissen und ihren Redefluß nicht stoppen.
    »Wie meinst du es?«
    Ich hob die Schultern. »Es sind doch bestimmt nicht nur Männer hier erschienen. Ich bin auch nicht allein gekommen und habe eine Frau mitgebracht.«
    »Das wollte ich so. Ich nahm mit ihr Kontakt auf und spürte, wer sie war. Ich merkte auch, daß sie mir gefährlich werden kann. Ich muß sie ausschalten.«
    »Sie hat dir nichts getan.«
    »Das stimmt, aber sie hätte mir etwas tun können. Ich habe sehr genau bemerkt, daß es Personen gibt, die ähnlich denken wie ich, und die wollte ich ausschalten. Mit ihr mache ich den Anfang, andere werden folgen. Ich bin dabei, mein Reich auszubauen, und daran wird mich keiner hindern. Auch mein Gatte hatte es versucht, als er merkte, wem ich mehr zugetan war.«
    »Dem Teufel, nicht?«
    »Ja, auch. Ich liebte viele Dämonen, nicht nur ihn. Ich war besessen von ihrer Stärke, von ihrer Macht. Sie versprachen mir alles und haben ihre Versprechen gehalten.«
    Ich kam auf ein anderes Thema zu sprechen. »Weshalb mußte der Pilot sterben? Was tat er dir?«
    »Er wagte sich zu weit vor. In ihm floß das Blut eines Ahnherrn, der einmal mein Gatte war. Er war ein Nachkomme, verstehst du das, und er wollte mehr über das Schloß herausfinden, wahrscheinlich, um es zu verkaufen. Er flog her und geriet in meine Fänge. Dabei hat er nicht bedacht, wie stark meine Kraft ist. Daß es mir sogar gelingt, Maschinen und Flugkörper zu

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