0612 - Nachts jagt die schwarze Katze
eigentlich gefeiert?«
Der Chefinspektor seufzte. »Weiß ich doch nicht. Steht in Kollegin Garons Einladung.«
»Kollegin, das klingt ja sehr distanziert. Seid ihr euch immer noch nicht nähergekommen?«
»Wir sind Kollegen, das ist alles«, brummte Robin.
Sie hatten sich während eines recht seltsamen Falles kennengelernt, daher auch Michelles Bemerkung vorhin bezüglich der Werwolfjagd. Michelle war in eine andere Dimension verschlagen worden, wo sie die Werwölfin Zia Thepin getroffen und noch ein paar weitere seltsame Dinge erlebt hatte.
Damals hatte es zumindest für Zamorra so ausgesehen, als würde sich zwischen der Drogenpolizistin und dem Mörderjäger etwas anbandeln.
»Als Michelle für diese Party einen Begleiter brauchte«, erklärte Robin, »und in ihrer eigenen Abteilung scheinbar keinen fand, hat Staatsanwalt Gaudian mich… äh, gebeten, einzuspringen. Kannst du dir vorstellen, wie begeistert ich bin, mich inkognito in diesen dekadenten Kreisen bewegen zu dürfen?«
»Genieß einfach das Büfett, die Show dieses Zauberers und den Anblick schöner Frauen«, schlug Zamorra vor. »Von denen gibt’s hier ja genug.«
»Nur sind die schönsten schon in festen Händen. Ich werde deine Nicole verhaften und für den Rest des Abends einem Dauerverhör unterziehen.«
Zamorra grinste. »Damit kommst du nicht durch. Du bist nicht offiziell als Polizist hier.«
»Keiner gönnt mir was«, ächzte Robin.
Er sah zu Nicole Duval hinüber, die sich in Gesellschaft von Ted Ewigks Gefährtin Carlotta gerade am Büfett bediente.
Robin stieß Zamorra an. »Sieht so aus, als würde dein fauler Zauber losgehen.«
Das Musiker-Duo, das bisher die Party mit durchaus leisem Schlagergedudel versorgt hatte, zog sich zurück. Bedienstete des Hauses schafften eine große, schwarze Truhe und diverse andere Kleinigkeiten heran.
Zamorra schmunzelte. »Dann bin ich ja mal gespannt, ob Ranos Magie wirklich so echt ist, wie er selbst behauptet…«
***
»Adrienne? Das ist eine gute Frage, Mademoiselle Garon«, sagte Jaques deRoguette nachdenklich. Stirnrunzelnd sah er sich im Raum um, zuckte dann mit den Schultern. »Ich habe Adrienne schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Du etwa?«
Damit warf er seiner Göttergattin einen fragenden Blick zu, die neben ihm stand und in ein Gespräch mit Ted Ewigk vertieft war.
Madame zeigte ihm allein durch ihren Gesichtsausdruck, daß sie sich durch seine Frage erheblich gestört fühlte und gar nicht daran dachte, sie zu beantworten.
»Ich werde nach ihr suchen lassen«, versprach deRoguette.
»Zumal ja gleich die Vorstellung beginnt. Es wäre doch schade, wenn Adrienne die Show verpassen würde, finden Sie nicht auch?«
»Ich kann sie ja selbst suchen«, bot Michelle an.
Es paßte zu ihrer Tarnung, daß sie sich um ihre Freundin kümmerte. Dadurch hoffte sie sich weitere Pluspunkte bei deRoguette zu verschaffen. Je vertrauter sie ihm wurde, je näher sie an ihn herankam, um so besser wurden ihre Chancen, ihm auf die Schliche zu kommen.
Ihr Undercover-Einsatz war ein Langzeitprojekt. Sie wollte diesem Drogenhändler das Handwerk legen, wollte ihm beweisen, daß seine Tarnung doch nicht so perfekt war, wie er wohl glaubte, und nebenbei ihren Triumph genießen, wenn sie ihm eines Tages - möglichst bald - die Handschellen anlegen konnte.
»Nein, lassen Sie nur«, sagte deRoguette. »Das erledigen meine Leute schon. Sichern Sie sich einen guten Platz, um die Show genießen zu können. Wer ist eigentlich Ihr Begleiter, Mademoiselle? Er sieht so aus, als gefiele es ihm hier überhaupt nicht.«
Michelle seufzte. Robin als ihren Freund, Verlobten oder Verwandten vorzustellen, gefiel ihr gar nicht, aber als ihren Kollegen durfte sie ihn auch nicht präsentieren, denn in Jaques deRoguettes Augen hatten Frauen nicht zu arbeiten, sondern sich aushalten zu lassen. So blieb ihr denn doch nur die Notlüge, es handele sich um ihren Freund.
»Den haben Sie uns bisher ja immer erfolgreich verschwiegen. Sagen Sie, Mademoiselle, gibt es etwas, womit ich ihn aufmuntern könnte? Ich mag keine unzufriedenen Gäste.«
»Schon gut, Comte«, wehrte Michelle ab. »Er hat heute nur seinen schlechten Tag. Wir kennen uns auch noch nicht sehr lange. Aber ich wollte nicht unbedingt allein hier erscheinen.«
»Das verstehe ich.« DeRoguette wandte sich um und gab einem Diener einen Wink. »Suchen Sie meine Tochter und überreden Sie sie, hierherzukommen. Sagen Sie ihr, ihre Freundin erwartet sie
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