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0614 - Werwolf-Begräbnis

0614 - Werwolf-Begräbnis

Titel: 0614 - Werwolf-Begräbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich davon ausgegangen, daß diese Frau von einer abwartenden Kühle war. Sie gab sich ungemein kalt, gelassen und natürlich siegessicher, wußte sie doch, daß ich ihr nicht mehr entwischen konnte. Nicht in meinem Zustand und zudem waffenlos.
    Das wiederum ging mir gegen den Strich. Liebend gern hätte ich erfahren, wo man mein Kreuz, die Beretta und den Dolch hingeschafft hatte, doch diese Frau würde einen Teufel tun und mich darüber aufklären. Deshalb fragte ich nicht danach, denn ich wollte mir ihr gegenüber keine Blöße geben.
    »Du bist sehr schwach«, sagte sie, wobei ich nicht wußte, ob sie es spöttisch meinte. »Deshalb werde ich dir helfen und dir die Tür öffnen. Oder willst du bleiben?«
    »Nein.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Beinahe lässig schritt sie auf den Ausgang zu. Ich ärgerte mich noch stärker darüber, daß es mir derartig mies ging und ich mir bald vorkam wie eine Schnecke auf zwei Beinen. So langsam bewegte ich mich.
    Raphaela hatte nicht gelogen. Draußen war es tatsächlich düster geworden, nicht stockfinster. Über dem ungewöhnlichen Land lag eine stahlgraue Dämmerung, ein fast schon schwarzes Licht, das auch seinen Weg in das Innere der Hütte fand.
    »Du kannst gehen!« forderte sie mich auf.
    Ich besaß einen ungünstigen Blickwinkel und konnte nicht nach draußen schauen. Hinter der Tür lag allein die graue Dämmerung, die auch eine Falle sein konnte, denn bei diesem Licht war es leicht für jemand, sich zu verstecken.
    Meine Schritte hatten alles Leichte verloren. Schwerfällig ging ich voran und mühte mich regelrecht ab. Meine Beine waren zu einem fremden Körperteil geworden, sie gingen neben mir her, und ich war ein wenig von der Rolle.
    Raphaela stand da, hatte ihr Gesicht zu einem breiten Lächeln verzogen und wartete darauf, daß ich sie passierte. Sie sprach mich auch nicht mehr an. Ich ging an ihr vorbei, überwand das Schwindelgefühl und kam mir vor wie ein Schwerstarbeiter, der zunächst einmal eine kleine Pause einlegen mußte.
    Die konnte ich mir nicht erlauben, so schleppte ich mich weiter, auch über die Schwelle hinweg und spürte sehr bald einen anderen Boden unter den Füßen.
    Ich stand im Freien!
    Die Temperatur hatte sich nicht verändert. Nach wie vor umfächerte mich die schwülwarme Luft. Gerüche nahm ich nicht auf, die in der Hütte waren einfach zu intensiv gewesen.
    Auch Raphaela bewegte sich. Ich hörte es und drehte mich um, da ich ihr auch jetzt nicht traute und sogar mit einem heimtückischen Angriff ihrerseits rechnete.
    Sie tat nichts dergleichen, blieb stehen, behielt ihr Lächeln bei und wartete. Die Augen lagen in den Höhlen wie dunkle, glänzende Diamanten. »Hast du es dir überlegt? Willst du noch einmal zurückkehren?«
    »Nein.«
    Sie hob die Schultern und ließ mich gehen. Der Wind hatte etwas zugenommen. Staubfahnen trieb er über das Land, als wollten die dünnen Schleier vor ihm flüchten.
    Die Nacht war ruhig, dennoch für mich voller Geräusche. Seltsamerweise hatte sich mein Wahrnehmungsvermögen verstärkt. Meine Sinne waren geschärft worden. Ich hörte das Säuseln des Windes und vernahm auch das geheimnisvolle Flüstern, das irgendwo in der Dunkelheit entstand und mich eingekreist hatte.
    Waren es menschliche oder tierische Stimmen?
    Ich konnte darauf keine Antwort geben und setzte meinen Weg fort, ohne ein Ziel zu haben. Einfach nur geradeaus, weg von der Hütte, auf der Suche nach Glenda Perkins.
    Sie ließ mich nicht los. Um ihre Person drehten sich meine Gedanken und stellten mein eigenes Schicksal hinten an.
    Und so schritt ich ohne Ziel und mit steifen Bewegungen in die Finsternis hinein, immer wieder lauschend, ob sich vielleicht etwas tat. Es war durchaus möglich, daß sich irgendwelche Personen näherten, daß sie aus den grauen Schatten kamen, Gestalt annahmen und…
    Nein, es war keine Einbildung, daß sich die Schatten vor mir bewegten. Sie wurden förmlich aufgerissen. Ich hörte Schritte und sah den drei Männern entgegen, die in einer Reihe auf mich zukamen und so dicht vor mir stehenblieben, daß ich sie erkennen konnte.
    Ich kannte sie sogar.
    Zuletzt hatte ich sie in der Bar gesehen, die Aci gehörte!
    ***
    War es ein Schock?
    Wohl kaum, auf dieser Insel, die eigentlich längst versunken war, mußte ich mit allem rechnen. Ich sah es eher als eine Überraschung an, wenn auch als keine gute.
    Sie hatten sich nicht verändert. Noch immer trugen sie die gleiche Kleidung, aber wenn ich in ihre

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