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0616 - Der König des Schreckens

0616 - Der König des Schreckens

Titel: 0616 - Der König des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verbeugen.
    Das aber tat er nicht. Statt dessen hob er das rechte Bein an, benutzte das linke als Stand und gab sich genügend Schwung für eine rasche Drehung.
    Den Zuschauern wandte er nun den Rücken zu. Er war noch nicht fertig. Mit steifen Schritten ging er dorthin, wo seine Bilder aufgereiht standen.
    Die meisten Menschen hatte es nicht mehr auf ihren Sitzen gehalten. Sie waren aufgesprungen, flüsterten miteinander; einige schrien auch laut. Sie waren von Lorenzo einiges gewohnt, doch was er hier trieb, das war nicht zu fassen.
    Er ging auf seine Bilder zu. Wie er das tat, ließ den Vergleich mit einem Roboter aufkommen. Er hatte sich völlig verändert.
    Dann stand er vor dem ersten Bild.
    Noch immer schwankte er, ging einen weiteren Schritt nach vorn und kippte.
    Jetzt hätte er sich gegen das Bild lehnen müssen, das ein schreckliches Motiv zeigte, einen bleichen Totenschädel, der aus einem farbigen Hintergrund hervorsprang und in den von oben her durch die Schädelplatte ein Dolch gerammt war.
    Lorenzo berührte das Bild, oder berührte er es doch nicht?
    Zahlreiche Menschen schauten zu, wie sich das Gemälde förmlich öffnete und seinen Maler verschlang.
    Für die meisten sah es so aus, als hätte der Totenschädel den Mann verschlungen.
    Im gleichen Moment veränderten sich auch die anderen Bilder.
    Kein Zuschauer ging oder floh in wilder Panik. Sie alle blieben, um den Schrecken bis zum Ende miterleben zu können.
    Die höllischen Motive verschwanden von den Leinwänden. Sie lösten sich in wolkenartigen, farbigen Gebilden auf, umweht von einem widerlich riechenden Qualm.
    Puffende Detonationen erklangen, die Bilder bekamen durch sie auch den letzten Rest.
    Zurück blieben die Ränder der Stafetten, mehr nicht. Keine Spur von Lorenzo, keine Spur von seinen Bildern.
    Die Show war vorbei – oder doch nicht?
    Darüber dachten die Besucher nicht weiter nach. Als hätten sie einen heimlichen Befehl bekommen, so sprangen sie in die Höhe und rasten, wie von Furien gehetzt, davon.
    Eine allerdings blieb.
    Capri, die schöne Mulattin!
    Sie hatte sich zurückgezogen, aber sie wußte genau, was auf der Bühne geschah. Sie konnte sich auch ausrechnen, wann die Polizei erscheinen würde, bis dahin würde auch sie verschwunden sein.
    Als sie jetzt auf die Bühne lief, sah sie anders aus, denn sie hatte sich umgezogen. Ein dunkler Mantel reichte ihr fast bis zu den Knöcheln. Bei jedem Schritt wehte er auf. Im Gesicht trug sie noch immer den Glitzerpuder, aber die Züge waren nicht mehr zu einem Lächeln verzogen. Sie blieben starr.
    Mit nur wenigen Schritten hatte sie das rechteckige Etui erreicht, bückte sich, hob es auf und klappte es zusammen. Noch einen letzten Blick warf sie über die leere Bühne, dabei allerdings lächelte sie wieder. Doch diesmal war es ein wissendes Lächeln. Capri wußte mehr als die anderen, viel mehr.
    Durch den Hinterausgang verließ sie das kleine Theater. Auf dem Hof parkte ein Wagen mit gefälschten Nummernschildern. Im Kofferraum lag das Gepäck verstaut.
    Als vor dem Theater der erste Streifenwagen hielt, gab Capri bereits Gas und fuhr vom Hof.
    Sie verschwand wie ein Spuk in der Nacht…
    ***
    »Gut, daß Sie gekommen sind, Sir«, flüsterte Lional Drake und umfaßte meinen Arm derart kräftig, daß es schon fast schmerzte. »Ich halte es nicht mehr aus. Ich fühle mich meines Lebens nicht sicher. Das können Sie mir glauben.«
    »Okay, Mr. Drake, nun mal langsam. Um was geht es eigentlich?«
    Er schaute mir erstaunt ins Gesicht. »Hat Ihnen Ihr Chef das nicht erzählt?«
    Ich hob die Schultern. »Sagen wir so, Mr. Drake. Er machte einige Andeutungen.«
    »Komisch.«
    »Bitte, reden Sie.«
    Wir saßen uns in einem kleinen Pub gegenüber. An diesem späten Vormittag herrschte kaum Betrieb, so konnten wir beide uns ungestört unterhalten. Drake war ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Er trug einen grauen Glenscheckanzug, der irgendwie nicht zu ihm paßte, weil er zu den kleinen Menschen gehörte. Der Anzug wirkte bei ihm viel zu groß, er schien erst noch hineinwachsen zu müssen.
    Sein rundes Gesicht zierte eine Brille, hinter deren Gläsern ich dunkle Augen sah. Seine Wangen waren voll und gerötet. Vor ihm stand ein Whisky, daneben eine Sodaflasche.
    »Nun?« fragte ich.
    »Man hat gedroht, mich zu ermorden.«
    Ich nickte. »Das habe ich gehört. Weshalb will man Sie umbringen? Hat Ihnen der unbekannte Mörder einen Grund genannt?«
    »Das Bild, mein Bild. Es geht um das

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